Rosarote Träume in Blau 2. Teil Chat Inferno (German Edition)
Aber wir haben auch eine Vermutung, dass er sich mit jemandem aus dem Internet getroffen hat. Es gibt einen Chat, in dem war er sehr oft, zu oft. Ich bin dort auch ab und zu und sah ihn am Samstagnachmittag zufällig online. Keine Stunde später, nachdem er bei mir weggefahren ist. Und darum wollte ich Sie auch bitten, ob ich mal an seinen Computer darf. Vielleicht ist in dem Chat ein Nachrichtenaustausch gelaufen, den wir nicht kennen und der sehr hilfreich sein könnte.“
„Ja, ich weiß nicht, er lässt ja nie jemanden da ran, aber wenn es ihm jetzt vielleicht hilft, dann wäre das schon in Ordnung.“
„Vermutlich ist er mit einem Passwort geschützt.“
„Wie meinen Sie das?“
„Dass wir gar nicht reinschauen können, weil man dazu erst ein Passwort braucht, was nur er kennt.“
„Wir können ja mal schauen.“
Frau Winkler führte ihn in Bennys Zimmer. Das war nicht sonderlich überladen eingerichtet, eher zweckmäßig. Hier lebte er also. Frank steuerte auf den Schreibtisch zu und startete den Rechner.
Frau Winkler meinte: „Ich verstehe ja davon eh nichts, ich hole Ihnen mal was zu trinken, ich habe Ihnen ja noch nicht mal was angeboten. Was möchten Sie denn gern?“
„Das wäre sehr lieb von Ihnen. Wenn Ihnen ein Kaffee jetzt nicht zu viel Arbeit macht, der wäre mir ganz recht. Ansonsten nehme ich auch ein Wasser.“
„Natürlich bekommen Sie einen Kaffee.“ Und damit verschwand sie aus dem Zimmer.
Frank hatte das ganz bewusst gemacht, ein Kaffee dauerte ja etwas länger und so hatte er mehr Zeit alleine. Wer weiß, was da zum Vorschein kam, wenn er überhaupt rankäme.
Zu seiner Überraschung hatte der PC keinen Passwortschutz. Er öffnete den Internetexplorer, ging in die Favoritenleiste und suchte. „Da ist er ja“, murmelte er und war schnell auf dem Profil. Das Passwort war natürlich gespeichert, wie bei ihm auch. Er sah sich die letzten Nachrichten an. Benny hatte viele davon gespeichert. Er klickte auf den Verlauf und schickte sich drei der Dialoge an seine private Mailadresse. Hauptsächlich waren es die drei letzten Nicknamen, die ihn jetzt interessierten. Dann nahm er sein Handy und machte vom Message-Center mehrere Fotos. So hatte er erstmal alle Nicks. Danach rief er den User-Speicher auf und schoss noch einige weitere Fotos. Solange er hier alleine war, war das erst mal das Wichtigste. Dann schaltete er den angeschlossenen Drucker ein und druckte den Dialog mit diesem Typ aus Potsdam auch noch aus. Die letzte Nachricht war vom Samstagnachmittag, aber es gab auch einen Austausch von einigen Tagen davor. Die zwei Seiten faltete er zusammen und steckte sie ein. Dann überflog er auch noch einen Dialog von letzter Woche, da standen sogar Adressangaben drin, also druckte er den Dialog auch noch aus. Woltersdorf stand da und der Typ hieß Ralf, der Kontakt entstand erst kurz vor ihrem Urlaub. War er der vorgeschobene Polterabend?
Er hatte alles ausgedruckt und den Drucker wieder ausgeschaltet. Er loggte sich aus und schloss das Fenster, richtete ganz schnell noch einen Passwortschutz ein und fuhr den PC danach wieder runter. Er hörte auch schon Bennys Mutter wiederkommen.
„So, hier ist Ihr Kaffee, Herr Frank. Es hat leider etwas gedauert.“
„Das ist doch kein Problem, Frau Winkler. Ich habe es noch so lange ohne ausgehalten.“
„Konnten Sie denn etwas herausfinden?“
„Nein, nicht wirklich. Aber es hätte ja sein können. Wenn alle Stricke reißen, dann muss ich noch mal herkommen und einige Passwörter ausprobieren, da brauche ich aber mehr Zeit.“
Dann trank er seinen Kaffee und versicherte ihr nochmals, dass er sie auf dem Laufenden halten werde und bedankte sich für ihre Unterstützung.
„Das ist doch selbstverständlich, ich will ja auch, dass Sie ihn schnell finden. Ich habe mich gefreut, dass ich Sie nun mal kennenlernen konnte, trotz der verflixten Umstände. Wenn sich alles aufgeklärt hat, was ich wirklich hoffe, dann sind Sie hier gern gesehen. Das möchte ich Ihnen noch sagen.“
Frank bedankte sich herzlich. „Frau Winkler, Sie lieben Ihren Sohn und ich kann verstehen, wie Sie fühlen. Ich liebe Benny auch und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Denn auch ich möchte ihn gern wiederhaben.“
Sie umarmte Frank darauf und weinte dabei. Sie gingen dann wieder ins Erdgeschoss und sie brachte ihn zur Tür. Er gab ihr noch seine Karte und betonte, sie könnte ihn jeder Zeit
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