Rosarote Träume in Blau 2. Teil Chat Inferno (German Edition)
mit mir? Ist heute Sonntag?“
„Ja, heute ist Sonntag und gestern war demnach Samstag, wir hatten doch so viel Spaß zusammen. Also ich kann mich noch gut dran erinnern. Pass auf, du bekommst dann sogar etwas, wir wollen dich ja hier nicht verrecken lassen. Und morgen wird dann gesungen, dass das klar ist. Ich kann sonst noch ganz anders.“
„Wie gesungen?“
„Das erklärt dir unser Gesangslehrer dann schon selber.“
Dann verband er ihm wieder die Augen und verschwand. Benny fühlte sich hundeelend. Und was gestern alles noch passiert sein sollte, das war ihm ein Rätsel, er wusste von nichts. Eine Stunde später kam dann wieder jemand. Er bekam die Fesseln abgenommen. Die Augenbinde durfte er sich erst abnehmen, wenn die Tür wieder verschlossen wäre. Auf einem Teller vor ihm lagen vier belegte Brote und eine Flasche Wasser stand neben der Liege. Er verschlang gierig die Brote und wollte sich das Wasser aber einteilen. Wer weiß, wann er wieder etwas bekommen würde.
Als er dann wieder auf der Pritsche lag und nachdachte, fiel ihm ein, was mit dem Singen gemeint sein könnte. Die hatten ihn abgefangen, um etwas von ihm zu erfahren, genau wie es Frank befürchtet hatte. Er schwor sich, er würde sich dumm stellen. Das wäre vielleicht eine Art Lebensversicherung. Aber er wusste ja auch noch nicht, was die interessierte. Er musste ruhig bleiben, die Situation war so, wie sie nun mal war. Da kam er jetzt auch nicht raus. Seine Hoffnung war Frank, der würde ihn schon suchen.
Seine Mutter würde sicher zur Polizei gehen, spätestens morgen. Auf der Arbeit warten sie ja auch auf ihn. Nur, seine Mutter wusste nichts von Frank, das war wirklich ein großer Nachteil. Das hatte er nun von seinen Heimlichkeiten. Er schwor sich auch, wenn er hier raus wäre, dann würde alles anders.
Benny erwachte, durch ein winziges Fenster, was fast schon oben an der Decke klebte, fiel etwas Licht herein. Es musste also Montagmorgen sein. Zweifelsfrei war er hier in einem Kellerraum. Nach Stunden hörte er, die Tür wurde wieder aufgeschlossen. Man wies ihn an, die Augenbinde aufzusetzen. Dann brachte man ihn in einen anderen Raum. Er zählte die Schritte, es waren 25. Die Tür war wieder zu und er durfte die Augenbinde abnehmen. Jetzt war er in einem größeren Raum, es gab einen Tisch, auf dem stand sogar etwas zu essen. Eine schmale Tür gab es auch, die stand etwas offen und dahinter war eine Toilette, auch eine spärliche Dusche. Er war froh, das war wesentlich angenehmer als vorher. Auch die Pritsche sah besser aus.
Der Tag schien schon zu Ende zu gehen, heute war niemand mehr gekommen. An einer Wand befand sich ein großer Spiegel. Bei genauerem Hinsehen wusste er, das war ganz sicher kein richtiger Spiegel. Er hatte das schon mal im Fernsehen gesehen, das war ein Fenster, durch das man ihn beobachten konnte. Er konnte nicht hinaus, aber andere konnten herein sehen.
Wenig später hörte er ein Klicken. Er erschrak, konnte aber nicht erkennen, woher das Klicken kam. Dann hörte er plötzlich eine Stimme. Diese Stimme klang sehr komisch, die musste irgendwie verzerrt worden sein.
„Wo ist Mario Keller und wo ist Pascal Braun untergekrochen?“
Er wusste, er durfte keinen zögerlichen Eindruck machen und ihm war bewusst, die Stimme konnte ihn auch sehen. „Ich kenne keinen Mario Keller. Und Pascal Braun habe ich auch noch nie gehört. Ich weiß nicht, was sie von mir wollen.“
„Dein Bulle hat dir doch sicherlich einiges geflüstert. Schwuchteln reden doch gern, oft und viel.“
Frank verleugnen hatte keinen Sinn, das wusste er. „Nein, diese Namen hat er nie erwähnt.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Wirklich nicht. Er hat kaum über seine Arbeit gesprochen. Ich kenne ihn doch auch erst seit wenigen Tagen.“
„Du warst mit ihm aber schon an der Ostsee im Urlaub.“
„Ja, das stimmt. Aber das haben wir nur gemacht, um uns eventuell besser kennenlernen zu können. Im Grunde wussten wir fast nichts voneinander.“
„Und dann soll er nichts über seinen Job erzählt haben?“
„Nein, zumindest nichts Konkretes und auch keine Einzelheiten.“
„Er hat doch oft telefoniert und du warst dicht bei ihm, da willst du nichts mitbekommen haben?“
„Nein, wirklich nicht. Ich verstand oft nur Bahnhof. Ab und zu ist er auch von mir weggegangen. Er hat mir gesagt, wenn er mal weggeht, dann müsste er etwas besprechen, was ich nicht wissen
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