Rosarote Träume in Blau 2. Teil Chat Inferno (German Edition)
Aufmerksamkeit. Gegen 23 Uhr hatte er sich den Pizzaservice bestellt. Er war fast am Verhungern. Mit leerem Magen konnte er viel schlechter arbeiten und noch viel schlechter denken.
Gegen 00:30 Uhr war ihm dann klar, Keller hatte Boris in den Tagen vor seinem Tod mehrfach angerufen. An dem Tag selber gab es drei Anrufe, der letzte war am Abend 21:30 Uhr. Also unmittelbar, bevor Boris erschossen wurde. Hatte Keller ihn nur in die Falle gelockt oder war er es sogar selbst?
Er besprach das dann mit Berger, der kurz vor 1 Uhr auch wieder ins Präsidium kam. Der hielt das alles für hoch interessant, er hatte die Liste noch nicht so genau angesehen und nur zu Frank auf den Tisch gelegt. Sie sprachen dann noch kurz über Franks Landausflug und was er dort alles noch erfahren hatte.
Dann meldete sich David Schneider, sie wären in 10 Minuten da. Zumindest schien mit der Rückreise alles glatt gelaufen zu sein. Da nichts als verdächtig einzustufen war, durfte Robert gleich nach Hause. Seinen Wagen hatte er zusammen mit einem von Davids Leuten aus dem Parkhaus geholt. Pascal blieb in Potsdam und wurde zunächst in eine eher spartanische Zelle gebracht.
Berger verabschiedete sich und wollte Frank am Vormittag gegen 10 Uhr im Hotel abholen, um mit ihm direkt zu diesem Marmorpalais zu fahren, wo sich Benny und der andere Typ getroffen hatten. Gegen 3:00 Uhr lag Frank endlich im Bett, einschlafen konnte er aber nicht wirklich. Er musste dringend Benny finden.
Donnerstag 10:30 Uhr. Frank stand mit Berger am Marmorpalais. Sie liefen durch den Park und machten sich mit dem Gelände vertraut. Frank war auch recht schnell klar, dieser Ort wäre ideal, um jemanden abzufangen oder relativ unbeobachtet zu kidnappen.
Sie kamen an zwei Kneipen vorbei und befragten das Personal nach den beiden Gesuchten. In der kleinen Gartenkneipe erkannte der Wirt die zwei Männer auf dem Foto sofort. Die hätten vor einigen Tagen hier gesessen und etwas getrunken und seien dann aber gegangen. Ihm sei das noch in Erinnerung, weil der eine ziemlich nervös gewirkt habe und zeigte dabei auf das Bild von Benny. Mehr wusste er nicht.
„Also waren die auch hier“, meinte Berger.
„Ja, aber mehr wissen wir trotzdem nicht.“
Sie fuhren zurück zum Präsidium und Berger schlug dann vor, sich den letzten Stick mit den Bildern der Villa vom Wochenende noch anzusehen. Jetzt hätte er die endlich auch bekommen.
Der Donnerstag brachte Benny schon die dritte Fragestunde ein. Es musste so gegen Mittag sein. Die Stimme aus dem Hintergrund wurde langsam ungemütlicher. Aber er schwieg immer noch eisern. Er behauptete weiter, er wüsste von nichts. Er hoffte wirklich inständig, dass man ihn suchen würde und hoffentlich auch bald hier fand.
Die Stimme meinte dann noch, am Abend gäbe es ein größeres Fest und es wären dann viele nette Leute da. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Er lag auf seiner Liege und weinte. Er tat etwas, was er bisher noch nie gemacht hatte. Er betete. „Lieber Gott, bitte lass Frank mich bald hier finden.“ Er hatte zumindest eine kleine Hoffnung, denn Frank war denen ja längst auf der Spur. Er wusste ja viel mehr, als diese Stimme ahnte. Daran baute er sich auch etwas auf.
Berger klickte sich durch die Fotos und Frank schaute gespannt auf den Monitor. Berger wollte gerade weiterklicken, als Frank erstarrte und laut „Halt!“ brüllte.
„Was ist?“ Berger war richtiggehend erschrocken.
„Das ist es, das ist Bennys Auto! Haben wir das noch näher?“
Berger klickte weiter und es erschien eine Nahaufnahme. Am Steuer von Bennys Auto saß der Typ, den Frank schon Tage davor erkannt hatte und den Benny auch getroffen hatte.
„Scheiße, man erkennt nur den Fahrer, nicht den Beifahrer. Aber es ist sein Auto. Hunderttausendprozentig!“
Berger griff zum Hörer und redete mit einem Kollegen. Frank war völlig außer sich, er zitterte wie verrückt. „Ja genau, ich meine den von letzten Samstagabend. Ich brauche das ab 21 Uhr. Ja, und sofort.“
Frank starrte auf das Foto, die Zeitangabe darauf war 21:15 Uhr. „Jetzt wissen wir, wo er ist.“
„Die Frage ist nur, ist er auch noch dort?“
Dann kam ein Kollege mit einem Laptop und führte den Überwachungsfilm vom Samstagabend vor. Es gab eine einzige Sequenz, die sie sich dann mehrfach und in Zeitlupe ansahen. Danach war für Frank klar, auf dem Beifahrersitz saß tatsächlich Benny.
Weitere Kostenlose Bücher