Rosas Vermaechtnis
die beiden Frauen gespannt in den Innenraum des Lasters spähten.
»Das waren zwei richtige Schnäppchen, Ausstellungsstücke. Und wenn das nur für eine Übergangszeit ist, aber so ganz ohne Sofas sind die Wohnungen doch ungemütlich.«
»Das ist richtig lieb von dir, Jan, aber du hättest uns auf jeden Fall vorher fragen müssen.« Alexandra beobachtete unruhig, wie die Ladeklappe sich senkte.
»Keine Sorge, ich kann sie zurückgeben, wenn sie euch nicht gefallen. Aber um Zeit zu sparen, habe ich sie einfach schon mal mitgebracht.«
»Toll!« Marie klatschte begeistert in die Hände, als sie genau erkennen konnte, was Jan sich da geleistet hatte. »So ein rotes Sofa mit großen Kissen wollte ich immer schon mal haben, und das wusstest du. Das rote sollte doch für mich sein, oder?« Sie schaute ihn fragend an, worauf er lächelnd nickte.
»Typisch, und für mich ist natürlich das langweilig sandfarbene gedacht, hätte ich mir ja denken können!« Alexandra machte zuerst einen Schmollmund, ging dann aber lachend auf Jan zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Nein, im Ernst, das Sofa gefällt mir und passt perfekt in meine Wohnung. Ich wusste übrigens gar nicht, dass du so einen guten Geschmack hast«, frotzelte sie, »ist wohl jahrelang an mir vorbeigegangen.«
»Tja, da kanntest du mich auch noch nicht privat«, gab er grinsend zurück. »Also los, jetzt laden wir die Teile aus und bringen die alten in den Keller.«
»Aye, aye, Sir!« Alexandra knallte die Hacken zusammen und legte die Rechte zackig an die Stirn. »Ich wollte schon immer einen Mann im Haus haben, der mir sagt, wo's lang geht. Ich hätte die alten Sofas jetzt in den Garten gestellt, schließlich bin ich nur eine kleine, dumme Frau.«
»Jetzt sei doch nicht so empfindlich, Alexandra«, beschwichtigte Marie, »er meint es doch nur gut.«
»Aber wir sind die Herrinnen im Haus, vergiss das nicht, auch wenn er dir noch so gut gefällt. Es ist zwar alles gut, aber trotzdem hätte er uns fragen müssen.«
Die Sofas machten sich hervorragend und verliehen den Räumen eine neue Behaglichkeit. Bald erinnerte nur noch der säuerliche Geruch des in Mengen ausgelaufenen Weines, der trotz aller Säuberungsmaßnahmen immer noch in der Luft lag, an die überstandene Attacke.
Tatsächlich schaffte es das Labor, Teile der Onlinefahrkarte zu identifizieren, sodass der Käufer tatsächlich ermittelt werden konnte.
Niemand war überraschter als der türkische Gastwirt Akif Aslan, als der junge Kommissar Sebastian Breuer plötzlich vor ihm stand und ihn bat, ihm aufs Präsidium zu folgen.
Breuer hatte schon mit der Befragung begonnen, als sein Chef den Raum betrat und ihm mit einem Nicken bedeutete, fortzufahren.
»Ich weiß nicht, was Sie wollen. Ist es jetzt verboten, sich eine Fahrkarte zu kaufen? Letzte Woche hat meine Nichte in Mainz geheiratet. Das war ein großes Familienfest, verstehen Sie? Und jetzt haben Sie angeblich meine alte Zugkarte irgendwo gefunden, wo jemand die Möbel aufgeschlitzt hat? Kann ja wieder nur ein Türke gewesen sein, was? Das ist ja immer am einfachsten für euch.« Er schüttelte wütend den Kopf. »Außerdem habe ich meine Fahrkarte aufgehoben, sie muss noch bei mir im Büro liegen.«
»Das ist ja leicht zu überprüfen, Herr Aslan«, schaltete Jan sich betont höflich ein. Wir fahren einfach zu Ihnen und schauen nach.«
»Gut, dann machen wir das am besten sofort.« Akif Aslan erhob sich.
Jan hatte noch nie ein so aufgeräumtes Büro gesehen. Auf seinem eigenen Schreibtisch stapelten sich die Papiere, und obwohl er in diesem Durcheinander eine ganz eigene Ordnung besaß, sah es ziemlich chaotisch aus. Hier aber lagen nur wenige Zettel akkurat aufeinandergelegt auf der linken hinteren Ecke des Schreibtisches, daneben stand ein neuer PC und an der Wand hingen großformatige Landschaftsbilder, die Meer-, Strand- und Stadtimpressionen aus der Türkei zeigten. In seinen eigenen vier Wänden nahm Aslan sofort eine ruhige, selbstbewusste Haltung ein und bat seine beiden »Gäste«, doch ein Glas Tee mit ihm zu trinken. Nachdem sie in angemessener Zeit ihre Gläser – der Tee war köstlich – geleert hatten, stand Akif Aslan auf, um aus der Schublade seines Schreibtisches das geforderte Onlineticket zu holen. Aber dort war es nicht. Er rief nach seiner Frau und fragte sie, ob sie das Blatt weggeworfen habe, worauf sie wortreich und entrüstet antwortete, dass er doch wisse, dass sie seinen Schreibtisch niemals anrühre.
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