Rosas Vermaechtnis
zu!' Nach einigen Malen haben ich, mein Sohn oder einer meiner Leute die Ware aber doch bei ihm abgeholt. Ich wollte nicht, dass er hier ständig aufkreuzt.«
»Kannte Welsch Ihren Freund Hafner?«, wollte Jan wissen.
Der Wirt kratzte sich nachdenklich den Kopf. »Da fragen Sie mich was! Balduin war oft hier, aber ob er Welsch am Anfang mal über den Weg gelaufen ist, kann ich nicht mehr sagen. Ausgeschlossen ist das nicht, aber gesprochen haben wir nie darüber.«
Elias Battner nahm seinem Vater die schmutzigen Teller ab, als die Kommissare sich zum Gehen wandten.
»Sagen Sie, haben Sie sich verletzt?«, fragte Jan unvermittelt, als er sah, dass die rechte Hand des jungen Kochs mit einem Verband umwickelt war.
»Künstlerpech«, grinste Elias Battner. »Kochen kann auch ziemlich gefährlich sein. Aber was soll's?«, er zuckte gleichgültig die Achseln, »damit müssen wir halt leben.«
»Ich bin mir sicher, dass es da eine Verbindung gibt«, sagte Jan am Abend zu Marie und Alexandra, als sie gemeinsam in der Küche saßen.
»Du bist so still, Marie«, wandte sich Alexandra an ihre Freundin, die geistig völlig abwesend zu sein schien und jetzt zusammenschrak.
»Ich grüble schon die ganze Zeit darüber nach, ob ich etwas überhört oder übersehen habe, als ich bei Giovanni in der Küche gearbeitet habe. Etwas, was wichtig sein könnte ...«
»Weißt du was über sein Privatleben? Da Battner nicht zu den Verdächtigen gehört, haben wir das nur ansatzweise recherchiert.«
»Ich weiß, dass er in zweiter Ehe wohl ziemlich glücklich verheiratet ist und sein Sohn aus seiner ersten Ehe stammt. Elias' Mutter ist schon einige Jahre tot, und zu seiner Stiefmutter hat er ein gutes Verhältnis. Jedenfalls stellte sich das so dar, wenn sie Mann und Sohn in der Küche besuchte.«
»Warum arbeitet sie nicht im Restaurant?«
»Sie ist Lehrerin. Am Wochenende hilft sie manchmal mit, damit sie ihren Mann wenigstens auch mal außerhalb des Ruhetages sieht, wie sie mir etwas frustriert gestand.«
»Sie wird ja Hafner sicher auch gekannt haben. Hat sie dir was darüber erzählt?«, hakte Jan nach.
»Warte mal ..., ja ..., sie mochte ihn gern und ..., jetzt fällt es mir wieder ein, sie hat mir mal erzählt, dass es wohl eine Zeit gegeben hat, in der ihr Mann und Hafner fürchterlich zerstritten waren und überhaupt keinen Kontakt mehr hatten. Erst sah es so aus, als ob sie mir noch mehr erzählen wollte, dann tat sie es aber doch nicht.«
»Das ist ja interessant! Aber nach dieser Zeit waren sie wieder die besten Freunde, oder?«
»Genau, sie müssen sich besser verstanden haben als je zuvor.«
»Diese Nacht habe ich wieder von Hafner geträumt.« Alexandra machte auf Maries ängstlichen Blick hin eine abwiegelnde Handbewegung und schüttelte leicht mit dem Kopf, worauf die Freundin erleichtert aufseufzte.
»Habe ich da was verpasst?«, fragte Jan, während er von einer zur anderen schaute.
»Nein, ist schon gut. Alexandra träumt manchmal schwer und dann mache ich mir Sorgen um sie.« Von ihrer Befürchtung, die Freundin habe sich wieder in ihre Medikamente geflüchtet, erwähnte sie nichts.
»Jan, ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dir etwas zu sagen. Wenn wir hier schon so eng zusammenwohnen, wirst du es sowieso irgendwann merken.« Alexandra holte tief Luft, bevor sie kurz entschlossen begann: »Ich habe meinen Beruf nicht ganz freiwillig an den Nagel gehängt.« Sie machte eine Pause, in der sie mit sich zu kämpfen schien, dann wandte sie sich Jan wieder zu, der sie jetzt gespannt ansah. »Mein Problem war, dass ich zu jedem Toten, der vor mir auf dem Seziertisch lag, eine genaue Vorstellung seiner Lebensgeschichte hatte. Das wäre an sich nicht so schlimm gewesen, wenn es sich durch meine Nachfragen nicht auch immer als wahr herausgestellt hätte. Ein paar Mal konnte ich euch, ohne dass ihr es gemerkt habt, auf die richtige Fährte bringen. Die Fälle kann ich dir aufzählen.« Sie lächelte gequält, während Jan sie ungläubig anstarrte. »Auf jeden Fall hat mich das alles mehr und mehr belastet und ich begann, Tranquilizer zu nehmen, womit ich mich eine Zeit lang ganz wohl fühlte, bis ich merkte, dass ich kurz davor war, gravierende Diagnosefehler zu machen, weil ich inzwischen von dem Zeug abhängig war. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich entschloss zu gehen. Nur Marie und meine Mutter kannten den wahren Grund, ihr anderen hättet mich bestimmt für verrückt gehalten, und du zweifelst
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