Rosas Vermaechtnis
ja im Moment auch an meinem Verstand, so wie du mich anguckst.«
Jan hob abwehrend beide Hände. »Um Gottes willen, nein, bestimmt nicht. Obwohl, na ja ..., so was Verrücktes habe ich noch nie gehört.« Er versuchte ein Grinsen. »Jedenfalls bin ich inzwischen auch davon überzeugt, dass es Dinge gibt, die wir uns nicht erklären können, aber ich hüte mich im Job natürlich davor, das in die Ermittlungen einfließen zu lassen. Aber ...«, er blickte Alexandra unsicher an, »liebes Leben ..., da hast du dir aber was ausgesucht!«
»Leider konnte ich mir das nicht aussuchen, dann hätte ich sicher Nein geschrien.«
Jan war noch nicht so ganz von der Sache überzeugt, wie er insgeheim feststellte, vielleicht war Alexandra ja doch ein Fall für den Psychiater, aber Marie schien ihr zu glauben, und sie kannte Alexandra schon ewig. Außerdem besaß sie einen gesunden und praktischen Menschenverstand, sodass sie sich sicher kein X für ein U vormachen ließ. Er musste sich das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen, bevor er ein Urteil über diese bizarre Eröffnung fällte.
»Was hast du denn eigentlich geträumt?«, fragte Marie jetzt.
»Hafner war in seiner Wohnung und ich besuchte ihn. Er sagte, von dem Mörder hätten wir noch überhaupt keine Ahnung, und alles sei ganz anders, als wir dächten. Dann haben wir ein Glas Rotwein zusammen getrunken, seinen Lieblingswein, wie er sagte, einen Vino Nobile di Montepulciano. Der Wein war wunderbar«, sagte Alexandra versonnen, »dann bin ich aufgewacht.«
»Dein Traum in Ehren, aber dass wir die richtige Fährte noch nicht gefunden haben, sehe ich auch so. Vielleicht hilft uns diese Freundschaftsgeschichte weiter. Kannst du Battners Frau nicht noch einmal unter einem Vorwand besuchen, Marie, sie zum Kaffee einladen oder so? Bei mir sagt sie bestimmt nichts, wenn ich danach frage.«
»Hm, so gut kenne ich Marlene Battner ja auch nicht, aber ich lasse mir was einfallen.«
5.
Marie beschloss, am Samstag einfach auf Verdacht ins La Vita zu gehen und einen Blick in die vertraute Küche zu werfen. Und sie hatte Glück, als sie am späten Nachmittag, als das Lokal noch nicht geöffnet hatte und alle mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, mit einem Tablett selbstgebackenem Kuchen dastand.
»Was für eine Überraschung, Marie, ich freue mich!« Giovanni kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. »Hast du uns etwas mitgebracht?«, fragte er neugierig, während er vorsichtig das Küchentuch hob, das den Kuchen verbarg.
»Ja, ich habe etwas ausprobiert«, Marie schaute in die Runde, »dieser Apfelkuchen ist so etwas wie die Weiterentwicklung eures Desserts. Wenn er euch schmeckt, verrate ich euch gern das Rezept.« Sie stellte das Tablett ab und entfernte das Tuch. Ein köstlicher Duft aus einem Hauch Vanille, Zimt, Äpfeln und frisch gebackenem Teig stieg auf, während Marie den Kuchen jetzt in Stücke schnitt.
»So, so, du wagst dich also einfach in mein Terrain?« Elias drängte sich von hinten vor und betrachtete eindringlich Maries Werk. Er hatte seine Frage lachend vorgebracht, und doch erschien es Marie, als sei ihm das Ganze nicht recht.
Die anderen probierten schon und sparten nicht mit Lob, während er den Kuchen fast auf seinem Teller sezierte, ehe er ein winziges Stück davon zum Mund führte. »Nicht schlecht«, lautete sein knapper Kommentar, während sein Vater die Augen verdrehte und sich langsam einen Happen in den Mund schob.
»Fabelhaft, Marie, das wird sofort in unser Repertoire aufgenommen, was denkt ihr?«
Alle, bis auf Elias, der sich inzwischen wieder seinem Nudelteig zugewandt hatte, mit dem er überaus beschäftigt schien, nickten. Marlene Battner stibitze sich das letzte Stück vom Blech und lud Marie zu einer Tasse Kaffee ein, was diese gern annahm.
»Kommen Sie, Marie, wir setzen uns ins Lokal, da können wir noch ein bisschen klönen. Ich muss unbedingt wissen, welche Tricks sie bei dem Rezept angewendet haben. Dann muss ich in Zukunft vielleicht nicht immer nur Gemüse putzen.« Sie streckte ihrem Mann lachend die Zunge heraus und verschwand mit Marie im Gastraum.
Nachdem diese ihr haarklein die Zutaten und die Zubereitung des Teiges, die Apfelsorte und die Garzeiten erklärt und Marlene sich alles ebenso genau aufgeschrieben hatte, nahm Marie sich ein Herz und lenkte das Gespräch in private Bahnen.
»Sagen Sie, Marlene«, fragte sie einfach ins Blaue hinein, nachdem diese mit Bedauern vernommen hatte, dass Marie
Weitere Kostenlose Bücher