Rose der Prärie
fröhlich.
Ein paar Sekunden später starrte sie ungläubig auf das Heu. „Oh, Todd! Du hast den Hochzeitsquilt hier heraufgebracht.“
Die vereinzelten Heuhalme in Maggies Haaren und die Art, wie Todds Arm um ihre Taille lag, zeigten Helga, dass sie sich beeilen musste, um Maggie möglichst bald zu der Frau zu formen, die ihres Sohnes würdig war. Wenn Maggie erst einmal Mutter wurde, würde sie viel zu viel zu tun haben, um noch die richtigen Manieren und Umgangsformen zu lernen. Mein Körper gehorcht mir zwar nicht mehr, aber mein Verstand funktioniert noch wie früher. Ich kann ihr meine Weisheit weitergeben. Genauso, wie es im Buch Titus in der Bibel beschrieben wird, kann ich ihr helfen, eine gute und fromme Haushälterin zu werden.
Haushälterin. Sie meinte natürlich Hausfrau! Doch Helga konnte einfach nicht anders, als immer wieder Parallelen festzustellen. Ihre Großeltern waren reich gewesen. Sowohl sie als auch Arletta hatten Dienstboten gehabt – und jeder einzelne von ihnen war irischer Abstammung. Maggies Art zu sprechen erinnerte Helga an Dienstmädchen, die ihr ein Bad vorbereiteten, ihr Bett machten, kochten und putzten. Wenn Maggie an ihrem Bett saß und die Bettwäsche wechselte, sich um sie kümmerte und für alle kochte, erschien ihr das nur richtig. Von einer irischen Frau versorgt zu werden, tröstete Helga auf seltsame Weise.
Aber das hieß noch lange nicht, dass eine Irin gut genug war, ihren Sohn Todd zu heiraten. Arletta war die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Wenn Mann und Frau aus verschiedenen Klassen kamen, büßte derjenige aus der höheren Klasse automatisch seinen Stand und seine Rechte ein. Ihre eigene Mutter hatte elegante Soirées gegen einen Gemüsegarten eingetauscht. Todd hatte Besseres verdient als diese Hinterwäldlerin, die nur etwas vom Tauschhandel verstand. Es würde nicht einfach werden, aus ihr eine gute Farmersfrau zu machen.
Helga bereute es vor allem in solchen Momenten, dass sie nicht mehr lesen konnte. Sie würde so gerne Gottes Wort einfach in die Hand nehmen, um eine Stelle zu finden, die ihre Meinung unterstützte. Zweifellos wäre es dann viel leichter, Maggie eine Sache zu erklären, ohne dass sie gleich so empfindlich reagieren würde.
Sie ist sensibel. Und besitzergreifend. Schon von meinem rechtmäßigen Platz am Tisch hat sie mich vertrieben. Was hält sie also noch davon ab, mich einfach aus dem Haus zu jagen? Todd würde das nicht zulassen ... oder doch? Zuerst hatte er keine Gefühle für das Mädchen gehabt, da war sie sich sicher. Aber mit jeder Stunde schien er sich mehr und mehr in sie zu verlieben.
Was soll ich nur tun, wenn sie beschließt, dass ich gehen muss? Das hatte Arletta auch getan. Ihre eigene Tochter hatte sie rausgeschmissen. Helga konnte nicht zu ihr zurück – sie waren ja gar nicht mehr im Land. Und selbst wenn sie wiederkämen, konnte sie nicht alleine zu ihnen reisen. Sie konnte nichts mehr alleine tun. Und sie besaß keinen Cent.
Jeder Gedanke war schrecklicher als der vorige. Sollte dieses Mädchen aus den Bergen aufhören, sich um mich zu kümmern und Todd sagen, dass ich gehen muss, kann ich nirgendwohin. Keiner will mich haben.
Helga musste sich also unersetzlich machen. Sie musste Todds Braut beibringen, welches Essen sie kochen sollte und sie alles über Haushaltsführung lehren, ihr die Regeln der Etikette nahebringen – die Liste wurde länger und länger. Wenn sie all das tat, würde man schnell merken, dass sie und ihre Weisheit unersetzlich waren. Im Zug hatte Todd sie dazu aufgefordert, seiner Braut alles beizubringen, was ihr noch fehlte. Helga würde ihn einfach daran erinnern, dass sie nur seinen Wünschen folgte.
Sie ließen sie wieder allein im Haus – Todd ging auf die Felder, doch Maggie kam bald mit Helgas frisch gewaschenen Bettlaken wieder. „Wenn du die Laken nicht ganz trocknen lässt, sind sie das nächste Mal einfacher zu bügeln“, belehrte sie Maggie.
„ Ich muss gleich wieder nach draußen, um die Bohnen auf dem Feuer umzurühren und dann werde ich deine Matratze neu ausstopfen. Die Laken müssen diesmal ungebügelt auf die Matratze.“ Maggie legte die gefalteten Laken über das Fußbrett des Bettes und schien sich gar nicht zu schämen, dass die Laken nicht gebügelt wurden. Das waren schlechte Sitten für eine Hausfrau! Bald danach schob Maggie die frisch ausgestopfte Matratze durch die viel zu kleine Tür und ließ sie auf Mas Bett fallen. Dann fing sie an, das Bett mit den
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