Rose der Prärie
weiß, ich habe dir gesagt, dass alles besser ist als eine Veranda aus Erde, Todd, aber –“
„ Warte einen Moment.“ Maggie grinste. „Ich habe noch zehn Säcke voll von gutem Portland-Zement. Damit bekommen wir eine schöne, glatte Veranda und können außerdem den Boden hier drin unter dem Tisch und vor dem Fenster machen!“
Todds Kiefermuskeln zuckten. Helga wartete darauf, dass er Maggie sagte, wie viel Arbeit es wäre, Zement zu mischen und zu verarbeiten. Oder dass er schon selbst wüsste, wie er am besten für seine Familie sorgte. Aber Todd sagte nichts, deshalb musste sie es wohl tun. „Ein gestampfter Lehmboden im Haus ist so gut wie jeder andere Boden. Mein Sohn hat ein schönes Haus gebaut.“
„ Ja, Todd, das Haus ist wirklich gut gebaut!“ Maggie strich ihm über den Arm. „Aber du hast nicht mit einem Rollstuhl gerechnet. Wie konntest du auch? Der Rollstuhl hinterlässt Furchen, und wenn Ma wieder anfängt zu laufen, können diese Furchen gefährlich für sie werden.“
Er schaute auf den Boden. „So.“
„ Morgen früh pflüge ich das letzte Stück des Gemüsegartens allein, dann hast du Zeit –“
Ma unterbrach sie heftig: „Es ist die Aufgabe des Mannes, die Arbeit zu verteilen. Eine Frau hört zu und gehorcht.“
„ Morgen ...“ Todd hielt inne. „Morgen ist Sonntag.“
„ Halleluja! Ich wusste gar nicht, welcher Tag heute ist. Morgen gehen wir also tatsächlich in eine richtige Kirche! Als die Kirche in Carvers Holler abgebrannt ist, erschien es uns unnötig, für so wenige Leute eine neue zu bauen.“ Sie drehte sich um und schlug Todd spielerisch auf den Handrücken, als er versuchte, das Essen zu probieren. „Wir haben noch ungefähr eine Stunde, bevor wir essen – jedenfalls habe ich es so geplant, weil ich weiß, dass John zum Essen kommen will.“
John ? „Es ist eher angemessen, dass du ihn Mr Toomel nennst“, ermahnte sie Ma. „Eine verheiratete Frau muss ohne Tadel sein.“
„ Mein Mann hat seinen besten Freund eingeladen, immer dann zum Essen vorbeizukommen, wenn ihm danach ist. Wenn man jemanden so oft sieht und so viel mit ihm zu tun hat, dann gehört er praktisch zur Familie.“
Frech. Dieses Mädchen hat überhaupt keinen Respekt. „Aber du erinnerst dich doch. Deine Onkels – die hast du auch mit Nachnamen angesprochen.“ So. Das würde ihr bestimmt helfen, zu verstehen.
„ Weil ich zu der jüngeren Generation gehöre. Die älteren Menschen verdienen Respekt. Das ist so wie mit Linette – sie nennt dich Mrs Crewel, aber sie nennt mich Maggie. Wenn ich anfange, John ‚Mr Toomel‘ zu nennen, denkt er vielleicht, ich will ihn hier nicht mehr sehen. Und das wollen wir doch nicht – besonders, weil ich die Van der Vort-Brüder auch schon Piet und Karl nenne. Das haben wir alles gleich am ersten Abend geklärt.“
Todd verließ das Haus, ohne sich einzumischen. Wahrscheinlich wollte er seine Braut nicht vor ihr zurechtweisen. Deshalb schwieg Helga. Schon bald würde ihre freche Schwiegertochter merken, dass sie einen weisen Ratschlag bekommen hatte.
Beim Abendessen überlegte Maggie laut: „Die Veranda zu gießen ist nicht wirklich viel Arbeit, oder? So wie ich das sehe, ist es eher ein Liebesdienst und kann auch an einem Sonntag geschehen.“
Mr Toomel wischte sich über das Gesicht. „Die junge Dame hat recht. Wenn ich dafür ein gutes Sonntagsessen bekomme, helfe ich euch.“
Zu Helgas großem Leidwesen hatte sich die Neuigkeit von Maggies Tauschhandel schnell verbreitet und zog eine Reihe von Männern an. Es war schon schlimm genug, dass sie in den Ozarks wie eine Trödlerin gehandelt hatte. Helga empfand schon das Geschäft, bei dem sie den Glücksspielstuhl losgeworden waren, nicht als wirklich gut, aber sie hatte aus der Notwendigkeit heraus zugestimmt. Die Leute redeten sowieso schon überall darüber, ob diese Männer wirklich nur kamen, um sich Maggies Ware anzusehen. Doch Maggie machte nicht nur Geschäfte mit diesen Männern, sie lud sie auch noch zum Abendessen ein. Als sie dann von der Aussicht auf ein Sonntagsessen hörten, zögerten sie nicht eine Sekunde und boten ihre Hilfe bei der Veranda an. Ma konnte Todds Gesicht nicht sehen. Maggies lächerliche Lampe versperrte ihr die Sicht. Ihre Schwiegertochter brachte tatsächlich alle vier Männer dazu, eins der zehn Gebote zu brechen – den Sonntag zu heiligen.
Der größte von ihnen räusperte sich. „Dann sollten wir den Boden hier drin auch gleich machen. Der hat ja so
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