Rose der Prärie
Todd, dass auch Maggie etwas von ihm wollte. „Ein Pferd zum Stehen zu bringen ist doch gar nichts!“
„ Unsinn! Es ist der allerwichtigste Befehl, wenn man ein Pferd ausbildet. Diesem Befehl muss es immer und überall gehorchen. Sie können nichts anstellen, wenn sie bei deinem Befehl still stehen bleiben.“
„ Maggie hat recht, mein Sohn.“
Die Spannung wich aus Todds Schultern. Offensichtlich ging es Ma besser. Sie hatte Maggie bei der Farbe der Vorhänge zugestimmt und auch jetzt schien sie mit ihr einer Meinung zu sein. Hoffentlich würde das Leben jetzt genauso glatt weiterlaufen wie die Räder des Rollstuhls über den Boden.
Nach dem Frühstück las Todd aus Sprüche 8 vor und entschied dann: „Heute wird der Gemüsegarten fertig. Hast du mit Hope Stauffer über das Pflanzen gesprochen?“
„ Hope hat der wunderschönen Frau mit dem Baby im Arm gesagt, dass diese Woche die beste Zeit dafür ist.“
Ma bekräftigte: „Das war das süßeste kleine Mädchen, das ich je gesehen habe.“
„ Sydney“, erklärte Todd. „Das ist die Frau von Tim Creighton. Sie heißt Sydney. Das Baby heißt Rose. Während wir am Gemüsegarten arbeiten, können wir auch gleich die Erde für die Rosen vorbereiten.“
„ Oh! Vielen Dank!“
„ Es muss noch so viel getan werden. Ein Rosenbeet ist das Letzte, an das du deine Zeit verschwenden solltest.“ Ma zupfte an ihrer Serviette. „Heute ist Waschtag.“
„ Montags?“ Maggies Stimme klang erstaunt. „Freitag ist Waschtag und samstags wird gebügelt, damit am Tag des Herrn alles frisch und sauber ist.“
„ Niemand macht das so.“ Ma zitierte: „Montags waschen, dienstags bügeln ...“
Todd verließ das Haus und ging in die Scheune. Erst mistete er die Ställe aus, dann hob er das riesige Pferdegeschirr von der Halterung und legte es Eva um den Hals. Am liebsten hätte er sich selbst das Pferdegeschirr umgeschnallt, wenn er dadurch seine Sorgen hätte loswerden können.
Doch der Tag verlief anders als geplant. Bis zu dem Rosenbeet kamen sie erst gar nicht, aber es war Maggies eigene Schuld. Nach der Kirche hatte sie schamlos zugegeben, dass sie eine Händlerin war und ihre Ware mitgebracht hatte. Es waren also gar nicht ihre Schätze , wie sie sie immer nannte, sondern Handelswaren. Und für den richtigen Preis würde sie alles tauschen oder verkaufen. Das war jedenfalls heute schon einige Male passiert. Immer wieder unterbrach sie das Pflanzen, um mit seltsamen Leuten in der Scheune zu verschwinden und Geschäfte abzuschließen. Es war gut, dass Todd so früh heute Morgen alle ihre Möbel zurück ins Haus gebracht hatte, sonst würde sie die vielleicht auch noch verkaufen. Wenn das so weiterging, dann müsste ungefähr die Hälfte ihres Gerümpels nächste Woche verschwunden sein.
Bevor sie sich an diesem Abend Maggies leckerem Hasenauflauf zuwandten, bat Todd Gott um Regen. Die ganze harte Arbeit und ein wundersamer Anstieg bei den Getreidepreisen wären umsonst, wenn das Getreide mangels Regen vertrocknen würde.
Am nächsten Morgen sprach Maggie das Tischgebet und dankte Gott für den Tau auf dem Boden. Diese Frau war ein unbelehrbarer Optimist, wenn sie glaubte, dass Tau ausreichen würde. Doch Todd sagte nichts dazu. Glaube so groß wie ein Senfkorn – so viel brauchte man laut der Bibel für ein Wunder. Es machte keinen Sinn, diesen unschuldigen Wunsch zu zerstören, wenn er vielleicht Berge versetzen könnte.
Aber wenn Maggie auch in diesem Bereich naiv sein mochte, dann war das bei ihren Geschäftsabschlüssen ganz anders. Ob Leute einfach nur für einen Besuch oder für einen Tauschhandel vorbeikamen, war Maggie egal. Für sie war jeder Besuch eine Geschäftsmöglichkeit. Wenn sie fragte, was die Leute brauchten, dann antworteten sie sogar. Todd glaubte allerdings, dass es nur aus Höflichkeit war und weil sie nicht zugeben wollten, dass sie sich bestimmte Dinge einfach nicht leisten konnten. Seit Maggie wusste, wie es um ihre eigenen Finanzen stand, hatte sie ihn um nichts mehr gebeten. Sie schloss stattdessen Geschäfte mit seinen Nachbarn ab und sagte deutlich, was sie wollte und brauchte. Dadurch bekam sie Sachen, für deren Beschaffung eigentlich er zuständig gewesen wäre.
Seine Frau könnte genauso gut seine Hosen tragen.
Als Jakob und Hope Stauffer am späten Nachmittag kamen, brauchte Maggie nicht lange, um herauszufinden, an welchen ihrer Waren sie interessiert waren. Wenigstens verwies sie Jakob an ihn, als es darum ging,
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