Rose der Prärie
„Hope hat mir beim Kochen erzählt, dass Annie und sie erst vor Kurzem einen Murmeltierauflauf gemacht haben.“
„ Minderbemitteltes, weißes Pack!“, murmelte Ma verächtlich.
„Ruhe!“ Todd griff nach Maggies Arm, um sie zu stützen, als sie, abgestoßen von Mas hässlichen Worten nach hinten taumelte. „Du musst Ma entschuldigen. Es geht ihr immer noch nicht gut. Sie hat zu scharfe Worte gebraucht.“
Langsam befreite Maggie ihren Arm aus seinem Griff. Ihre Stimme zitterte: „Meinst du die Art, wie sie mein Essen schlechtmacht? Oder wie sie die Würde unserer Nachbarn angreift? Oder die Art, wie sie mich ständig erniedrigt? Welche von all diesen scharfen Worten soll ich denn entschuldigen?
Und du, mein Mann: Du glaubst, dass allein ihre guten Manieren meine Freundin dazu gebracht haben, mit mir zusammen zu kochen und mit uns gemeinsam mit gutem Appetit zu essen?“ Der Schmerz in Maggies Stimme war nicht zu überhören. „Du hast mir vorgeworfen, ich hätte keine Manieren – oder nur schlechte.“
„ Dreh mir nicht die Worte im Mund herum!“
„ Das muss sie gar nicht“, schaltete sich Ma ein. „Sie hat deinen Mund schon gefüllt mit –“
„ Ma! Das reicht!“ Todds Worte waren scharf und laut.
„ Nein, das stimmt nicht. Es war genau richtig.“ Maggies Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. Ihre Haut war normalerweise schon sehr hell, aber jetzt war sie kreidebleich. Ihre Augen erschienen dadurch noch dunkler und Tränen schimmerten darin. „Eine Frau muss wissen, wo sie steht. Und ich bin gerade sehr deutlich auf meinen Platz verwiesen worden.“
„ Dein Platz ist an meiner Seite, als meine Frau.“ Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie verschränkte ihre Arme. Jetzt konnte er sich nur noch neben sie stellen und ihr den Arm um die Schultern legen. „Das ist alles nur ein Missverständnis. Unsere Lebensweisen sind so unterschiedlich. Du bist doch eine Händlerin. Du weißt, dass man immer zu einer Übereinkunft kommen kann.“
„ Da liegst du falsch. Ich handle nicht, wenn ich nicht respektiert werde.“ Maggie wandte sich von ihm ab, lockerte Mas Schnürsenkel ganz vorsichtig und zog ihr dann die Schuhe aus. Danach rollte sie ein Handtuch zusammen und stopfte es neben Mas Hüfte und Oberschenkel, damit das schwache Bein nicht zur Seite rollen und ihr Schmerzen bereiten konnte. Anschließend deckte sie Ma mit dem Quilt zu und stellte die Glocke so hin, dass Ma sie erreichen und sich jederzeit bemerkbar machen konnte. Wortlos ließ sie das Frühstücksgeschirr ins Spülwasser gleiten.
„ Gestern hast du aus Sprüche 9 vorgelesen. ‚Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und ihren Tisch bereitet.‘ Genau das habe ich getan.“ Maggie verließ die Hütte und schloss leise die Tür hinter sich.
„ Sie kann sich nicht einfach immer irgendeinen Vers aussuchen, der ihr gerade passt. Im gleichen Kapitel heißt es: ‚Frau Torheit ist ein unbändiges Weib, verführerisch, und weiß nichts von Scham.‘ Ach, was für eine Schande dieses Mädchen für uns ist!“
Todd sah seine Mutter lange an und sein Herz wurde noch schwerer – wenn das überhaupt möglich war. „Margaret ist intelligent und ist dem Wort Gottes gefolgt. Sie war nicht unbändig. Die Schande liegt nicht auf ihr. Meine Frau verdient Respekt, keine Beleidigung. Du wirst das in Zukunft unterlassen!“
„ Auf keinen Fall werde ich je wieder Igel essen!“
„ Murmeltier, Ma. Und wenn meine Frau es kocht, werden wir es essen!“ So. Das war geklärt – oder jedenfalls ein kleiner Teil davon. Jetzt musste er sich nur noch um Margaret kümmern.
„ Du liest mir doch trotzdem aus der Bibel vor.“ Ma schien den Tränen nahe. „So, wie es dein Vater immer getan hat. Ja? Das wird sich nicht auch noch ändern, oder?“
Er dachte einen Moment lang nach. Wenn sie so aufgebracht war, brauchte Maggie immer ein bisschen Zeit für sich. Das schuldete er ihr und in der Bibel würde er vielleicht sogar einen Rat finden. Er nahm das schwarze, in Leder gebundene Buch von der Kommode. „‚Hass erregt Hader; aber Liebe deckt alle Übertretungen zu.‘“ Er dachte ein paar Sekunden über diesen Vers nach und hoffte, dass es seine Mutter auch tat. Dann fuhr er fort. Der letzte Vers traf ihn besonders. „‚Die Lippen der Gerechten lehren heilsame Dinge; aber der Gottlosen Mund ist Falschheit.‘“
„ Siehst du! Es ist unsere Pflicht, ihr beizubringen, was akzeptabel und richtig ist.“ Ma kuschelte
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