Rose der Prärie
nach ihren Händen. „Ich wusste, dass du es genauso sehen würdest wie ich. Es war alles nur ein Missverständnis.“
„Es gibt ein Missverständnis, das stimmt.“ Sie wollte nicht, dass er sie anfasste. „Onkel Bo hat mir beigebracht, dass lieben bedeutet, dass man jemanden mit Gottes Augen sieht, und nicht, dass man versucht ihn so zu verändern, dass er meinen Bedürfnissen entspricht.“
„Das ist sehr weise.“
„Und ich bin unglaublich dumm gewesen, dass ich Respekt mit Akzeptanz gleichgesetzt habe. Als du mir einen Antrag gemacht hast, hast du gesagt, dass du mich respektierst. So wie es jetzt aussieht, respektierst du meine Fähigkeit zu arbeiten. Aber wenn ich nicht lerne, das Leben auf deine Art zu leben, das Essen so zuzubereiten, wie du es gewohnt bist, und mich in die Ehefrau zu verwandeln, die du haben möchtest, dann bin ich nicht annehmbar. Du schämst dich für mich. Aber das Ende vom Lied ist, dass du durch unsere Heirat an mich gebunden bist.“ Sie drehte sich um. Sie hatten noch keinen Melkschemel, aber ihr Kleid war sowieso ruiniert. Maggie schnappte sich zwei Eimer, rannte zur Kuh und setzte sich auf einen umgedrehten Eimer. Dann begann sie zu melken. Doch das gleichmäßige Schhhh-schhh-schhh der Milch, die in den anderen Eimer spritzte, und die monotonen Handbewegungen beruhigten sie nicht wie sonst. Selbst diese einfach Freude war ihr genommen worden.
Mit schnellen Schritten kam Todd zu ihr und kniete sich neben sie, als wollte er ihr noch einmal einen Antrag machen. Er zog sie sanft vom Eimer nahe zu sich. „Ich bin gerne an dich gebunden. Ich habe dich gerne zur Frau. Du machst mich zu einem sehr glücklichen Mann.“
„Nein, das tue ich nicht. Denn du wirst jeden Tag für den Rest deines unglücklichen Lebens Murmeltier essen müssen.“
„Ich hoffe, dass du es auf viele verschiedene Arten kochen kannst.“ Er seufzte tief. „Genug von dem Unsinn! Unsere Probleme können gelöst werden. Die Art der Menschen in den Bergen ist zwar anders als die deutsche Art. Aber die Probleme an sich sind klein.“
„Murmeltiere sind gar nicht so klein. Ich –“
Einen Moment lang presste er seine Finger gegen ihre Lippen. „Ich würde es gerne wieder essen. Unsere Unterschiede sind manchmal eine richtige Überraschung, deshalb sind wir erst einmal geschockt. Zum Beispiel bei dem Gedanken, dass man bei uns montags wäscht. Aber unser Zuhause wird glücklicher und reicher durch unsere unterschiedlichen Arten, das Leben zu sehen und zu leben. In den ersten Monaten wird es immer wieder Probleme geben. Wir beten, bevor und nachdem wir Murmeltier gegessen haben, und unsere Familie wird glücklich dabei sein.“
„Ma ist niemals glücklich.“
„Ich habe mit ihr gesprochen.“ Todds Stimme wurde hart. „Wie ich schon gesagt habe, was passiert ist, war falsch.“
Ohhhh. Er wollte gar nicht sagen, dass es mein Fehler war. Er hat seine Mutter gemeint.
„Das ist eine Sache, aber es gibt noch eine andere. Ich bin stolz darauf, dass du meine Frau bist. Ich habe dir schon gesagt, dass du die Einzige bist, die ich als Mutter für meine Kinder haben will. Aber wir reden aneinander vorbei. Als ich sagte, dass die Stauffers gute Manieren haben, hast du verstanden, dass ich dich für unhöflich halte. Das ist nicht so. Ich halte sehr viel von dir. Dass ich dankbar bin oder dass du wunderschön bist, das sind alles Tatsachen – und doch spreche ich sie selten aus. Dadurch sind sie aber nicht weniger wahr.
In der Woche bei euch in Carvers Holler habe ich mehr Lob und Komplimente von einer Person an eine andere gehört als während meines ganzen restlichen Lebens. Bei euch ermutigt man sich gegenseitig. In meiner Kultur erwartet man, dass jeder sein Bestes gibt. Man ist der Meinung, dass Lob die Leute nur überheblich machen würde.“
Seine Stimme klang überzeugend und seine Worte ergaben einen Sinn. Aber es machte sie dennoch traurig, dass man in der deutschen Kultur so wenig lobte. Dadurch wurde das Leben doch so viel leichter und süßer.
„Wir haben einfach unterschiedliche Arten, an das Leben heranzugehen. Dadurch ist es in vielen Situationen zu Missverständnissen gekommen, aber das hat nichts damit zu tun, wie wir einander sehen. Meine Natur ist es, über das Wetter, die Ernte und die Tiere zu reden. Nimm das als Zeichen für meine Anerkennung deiner Person: Schon zweimal haben wir lange, wichtige Unterhaltungen geführt. Und in ihnen ging es nicht um das Wetter und die
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