Rose der Prärie
noch ein paar zusätzliche Haken über das Fenster und drapierte den Schal des Rose Clans darüber.
„Das Blau der beiden Stoffe passt zusammen.“ Aus Mas Mund nahm sie die Worte als Kompliment.
„Wie bei unserer Hochzeit.“ Bewunderung lag in Todds Stimme.
Schwarze Linien grenzten die smaragdgrünen und blauen Karos des Schals voneinander ab – dadurch wirkte er fast wie ein buntes Kirchenfenster. In Carvers Holler hatte sie immer einen Schal über dem Kaminsims liegen gehabt. Je nach ihrer Laune hatte sie aus drei verschiedenen Schals ausgewählt, die alle zum Rose Clan gehörten, aber der mit dem alten Jagdmuster war immer der Lieblingsschal ihres Vaters gewesen. Dieser Stoff erinnerte sie an Carvers Holler und weckte Heimweh in ihr.
Maggie freute sich immer auf den wöchentlichen Brief von Onkel Bo und las ihn wieder und wieder. In seinen Briefen schrieb Onkel Bo über seinen Alltag. Oft schickten ihre anderen Onkel kleine Botschaften mit. Und ihr fürsorglicher Onkel brachte sogar Jerlund immer wieder dazu, seinen Namen auf einen Rückumschlag zu schreiben, der schon fertig frankiert war, damit Maggie antworten konnte. Nicht einmal hatte sie erwähnt, wie verschuldet ihre Farm war. Niemand in Carvers Holler sprach über Finanzen. Aber Maggie vermutete, dass Onkel Bo es trotzdem wusste. Ungefähr jedes zweite Mal schickte er Geld und Quittungen mit für einige von Maggies Handelswaren, die sie in Carvers Holler zurückgelassen und die er verkauft hatte. Jeden Cent tat Maggie in den Krug, in dem sie ihr Erspartes aufbewahrte.
Zwei wunderschöne, glänzende Fünfdollarstücke lagen ganz unten im Krug – zehn gesegnete Dollar von Mrs Ludquist. Sie hatte Maggie gebeten, eine Flasche mit Parfüm und etwas Seife an ihre Heimatadresse in Boston zu schicken – so schnell wie möglich, denn sie wollte sie auf ihre nächste Reise mitnehmen. Maggie musste fast über die Ironie des Ganzen lachen: Mrs Ludquist wollte die Rosen mitnehmen, wenn sie von zu Hause wegfuhr – und Maggie wollte ihre Rosen zu Hause haben und pflegen!
Am Samstagmorgen legte Maggie Ma ihren eigenen Schal um die Schultern. „Ich würde mich gerne um meine Rosen kümmern. Sie kämpfen noch mit dem neuen Boden hier in Gooding. Komm mit nach draußen.“
„Du kommandierst mich immer herum!“
Maggie legte Ma ihre Stickerei in den Schoß. „Es ist mir eine Ehre, dass du das bemerkt hast.“
Maggie kümmerte sich um ihre geliebten Rosen und Mas Stiche wurden jede Woche sicherer und besser. Todd kam kurz zu ihnen, um beides zu bewundern.
Kurz darauf kam Linette mit der Kutsche. „Ich hoffe, es macht euch nichts aus, aber John Toomel will sich hier mit mir treffen, damit ich seine Maße für ein Hemd nehmen kann.“
„Das macht uns gar nichts aus.“
Todd wartete, bis Linette außer Hörweite war. Sein ärgerliches Flüstern zischte in ihrem Ohr. „Es macht uns nichts aus? Du hast gesagt, dass wir unseren Freunden und Nachbarn mit deinem Handeln helfen. Glaub ja nicht, dass du jetzt auch noch deine Freundin mit meinem Nachbarn verkuppeln kannst.“
„Was mein ist, ist auch dein.“
Sie schaute nachdenklich auf ein Rosenblatt. „Ich helfe nur zwei Leuten ein bisschen, die auch unsere Freunde sind.“
„Ich sattle mein Pferd und warne meinen Freund vor deiner Freundin. Er soll nicht ahnungslos in sein Verderben laufen.“
Einen Augenblick später, während Ma im Schatten saß, zog Linette Maggie ins Haus. Linette wirkte unsicher. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass John sich dieses Geschäft ausgesucht hat.“
„Ja und du wirst dich benehmen wie ein steifer Professor, meine liebe Linette! Kein Gekicher oder Smalltalk. Ich spiele eure Anstandsdame. Danach machen wir den Braten. Der erste war so lecker, dass Todd alle möglichen Geschäfte abgeschlossen hat, um noch einen zu ergattern.“
Mit einem abgrundtiefen Seufzer ließ sich Linette auf den Rand von Mas Bett plumpsen. „Du bist klug und schön und hast Talent. Du hast sogar die beiden Belgier mit in die Ehe gebracht. Todd ist zu blind, um zu sehen, was für einen Schatz er mit dir bekommen hat. Wenn selbst du um die Liebe deines Mannes kämpfen musst, dann bin ich für immer verloren.“
Es war das erste Mal, dass Linette andeutete, dass Todd sie nicht liebte, wie es sein sollte. Maggie wandte sich ab. „Ich muss dich daran erinnern, dass du ein schlankes Reh bist – ein sehr talentiertes, kluges Reh, das nähen und backen kann. Liebe kann man zwar nicht kaufen,
Weitere Kostenlose Bücher