Rose der Prärie
die nicht gelähmt war, zeigte deutlich, wie peinlich ihr das war.
„Nur Maggie und ich. Viele ihrer Bücher sind auf Deutsch. Und einmal alle Jubeljahre handelt sie auch auf Deutsch. Da fällt mir die Geschichte ein, als Maggie das Wagenrad verkaufen wollte ...“
Kurze Zeit später trank Ma ihren Haferbrei, während Mr Carver erzählte, wie das Rad von einem Händler zum anderen wanderte – immer durch die Hände seiner Nichte – bis es am Ende doch wieder in ihren Besitz kam, zusammen mit einer Schürze und einer Menge Gläser mit eingemachten Beeren.
„Kein Wunder, dass Sie so viel Zeug haben!“ Ma ließ ihren Blick durch die Küche wandern.
„Und es wird noch mehr werden.“ Einer der Männer stützte sich auf seine Ellenbogen und beugte sich vor. „Der verkrüppelte alte Baum ist letzte Nacht endlich umgefallen. Ich habe die Teile, die ich zum Schnitzen haben will, schon markiert. Den Rest kann Maggie für ihren Ofen haben. Wir brauchen mindestens sechs Pferde oder die beiden Belgier, um den Baum hierherzuziehen, Bo. Die beiden Belgier müssten ihn wahrscheinlich nur anschubsen, dann rollt der Baum allein hierher.“
Ma schnaubte. „Heute ist Sonntag.“
„Ja. Aber wenn wir ihn heute nicht da wegräumen, dann entgleist morgen der Zug, und dabei könnten Menschen sterben.“
Mr Carver räusperte sich. „Meine kleine Elster muss das tun.“ Überall am Tisch fingen die Männer an zu lachen. Er blickte Todd direkt an. „Meine Nichte hat die Pferde völlig verzogen. Sie hören auf keinen meiner Befehle. Erst vor ein paar Tagen habe ich Paw-Paw gesagt, dass die beiden einmal Maggies Mitgift sein werden, denn sie wären für mich sowieso wertlos, wenn Maggie nicht mehr hier ist.“
„Onkel Bo!“ Miss Roses Gesicht lief rot an.
„Ich hatte alle meine Küchensachen, dreizehn wunderbare Quilts und eine Milchkuh, als ich Todds Vater geheiratet habe.“
„Aber keine Braut bringt so eine wertvolle Mitgift mit wie diese beiden Belgier!“
Todd wollte auf keinen Fall, dass Miss Rose sah, wie er sich über diese Worte freute. Dann würde sie annehmen, dass er ihr nur wegen der Pferde einen Heiratsantrag machte. Deshalb fügte er hinzu: „Der Mann, der Miss Rose heiraten wird, bekommt mit ihr einen viel größeren Schatz.“
Jerlund zeigte auf die vielen Dinge im Zimmer. „Wegen der vielen Schätze, die sie mitnimmt.“
„Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“ Ma schob die leere Tasse von sich. „Denn ich sehe auch eine Menge Schrott hier und nur wenige Schätze.“
„Ma...“, sagte Todd leise und mit einem drohenden Unterton.
Sofort sprang Jerlund auf. „Das war nich nett. Is will nich, dass Sie gemein sin zu unse Maggie. Wir lieben unse Maggie. Onkel Bo, Paw-Paw, Papa – sag was.“
„Schsch, Jerlund.“ Miss Rose stellte sich neben ihn und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. „Es ist genauso, wie wenn ich Kekse backe. Du magst sie alle. Mr Collier isst am liebsten die Haferkekse, aber wenn ich Rosinen in den Teig tue, dann isst er sie gar nicht. Nicht alle Menschen haben den gleichen Geschmack.“
Jerlund runzelte die Stirn. „Aber Mr Collier hat nie g’sagt, dass deine Kekse Schrott sin.“
„Nichts, was Sie kochen, könnte man als Schrott bezeichnen, Miss Rose.“ Todd war zusammen mit Miss Rose aufgesprungen. „Der Herr im Himmel kennt meine Dankbarkeit, wenn ich Ihnen hier und jetzt Danke sage für Ihr wunderbares Essen. Doch noch mehr stehe ich in Ihrer Schuld für die liebevolle Pflege meiner Mutter.“
Er meinte jedes Wort, aber er fürchtete, dass es zu wenig war und zu spät. Miss Rose würde diese Männer, die an jedem ihrer Worte hingen, niemals verlassen. Jeder einzelne tat alles, um sie zum Lachen zu bringen. Sie würde niemals von hier fortgehen, um die Frau eines Fremden zu werden, der sich durch die Aussicht auf ein paar wunderbare Pferde zu einem Antrag hatte hinreißen lassen, damit sie sich in Zukunft um seine kranke, scharfzüngige Mutter kümmern könnte.
Doch Todd Valmer gab nicht so leicht auf. Ihm würde schon noch etwas einfallen. Aber es musste schnell sein. Denn sie würden schon morgen früh heiraten müssen. Zuerst musste er allein mit Miss Rose sprechen. „Ich bestehe darauf, dass ich den Baum gleich nach der Kirche hierherbringen darf. Das Leben von Menschen steht auf dem Spiel. Bitte, Miss Rose, würden Sie mit mir mitkommen, um mir zu zeigen, wo der Baum liegt?“
Das Eis auf dem Boden knackte, als die Männer den Baum
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