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Rose der Prärie

Rose der Prärie

Titel: Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
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sie seine Hände nicht mehr auf ihren Schultern spürte, fühlte sie sich irgendwie ... allein. Verloren. In den letzten Tagen war sie häufiger von einem Mann in ihrem Alter berührt worden als während ihres ganzen vorherigen Lebens und dieses Gefühl verschlug ihr den Atem. Noch bevor sie etwas sagen konnte, für das sie sich in alle Ewigkeit schämen würde, floh sie ins Krankenzimmer.
    Mrs Crewel bewegte sich. Sanft schob Maggie ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr der älteren Dame. Mrs Crewels rechtes Auge öffnete sich. Ihr linkes Augenlid funktionierte noch nicht so schnell. Eigentlich öffnete sich das linke Auge nur ganz, wenn sie wirklich hellwach war. „Ich helfe Ihnen beim Hinsetzen, dann können Sie etwas warme, dicke Suppe trinken.“
    Schon nach ein paar Schlucken signalisierte ihr Mrs Crewel, dass sie genug hatte. „Dieser Lärm – das ist der kindliche Mann, hab ich recht? Gehen Sie nur und helfen Sie ihm. Streit im eigenen Zuhause ist für alle schwer und für ihn bestimmt sehr bedrohlich.“
    Maggie strich behutsam über Mrs Crewels rechte Wange, dann flüsterte sie: „Ich weiß jetzt jedenfalls, woher Ihr Sohn sein sanftes Herz hat.“ Dann ging sie in die Küche und kümmerte sich um das Geschirr. „Hi, Jerlund.“
    „Hi, Maggie. Ich werde in deinem Bett schlafen – das bei Onkel Bo steht.“ Er nickte und fügte hinzu: „Bo Carver hat gesagt, ich darf das. Es riecht nach deinem Parfüm.“
    Onkel Bo richtete sich stolz zu seiner vollen Größe auf. „Meine Maggie Rose macht das Parfüm selbst. Es hat aber überhaupt nichts mit ,Rose‘, dem Familiennamen ihres Papas, zu tun. Meine Maude hat ihr beigebracht, wie man einer Rose den Duft entlocken kann. Das ist ein schönes Vermächtnis, das Maggie von ihrer Tante hat.“
    Mr Valmer drehte Maggie den Kopf zu und atmete tief ihren Geruch. Dann sah er ihr in die Augen und sagte leise: „Das ist wirklich ein süßer Duft.“

    Am nächsten Morgen betrachtete Maggie die Fläschchen mit ihrem Parfüm, während sie sich ihr Haare bürstete. Er mochte ihr Parfüm. Sollte sie sich wie jeden Morgen etwas hinter die Ohrläppchen tupfen, oder wäre das zu offensichtlich? Morgen würde er abreisen, und schon bald würde er ihr Parfüm vergessen ... und sie auch.
    „Miss Rose“, flüsterte Mr Valmers tiefe, noch etwas verschlafen klingende Stimme.
    Ich werde seine Stimme vermissen. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass er in der halb geöffneten Tür stand. Sein ruhiger, intensiver Blick jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Seine Augen trafen ihre im Spiegel, und eine Seite seines Mundes hob sich, als wollte er sie zu sich winken. Sein schiefes Lächeln werde ich auch vermissen – obwohl es ja nichts zu bedeuten hat. Das muss ich mir immer wieder sagen .
    Langsam legte sie die Bürste hin und drehte ihre langen Haare so lange umeinander, bis sie sich wie von selbst zu einem Dutt formten, den sie auf ihrem Kopf mit einem hölzernen Kamm feststeckte. Ihr Vater hatte den Kamm gemacht, mit nur drei Zähnen, die alle zweieinhalb Zentimeter auseinanderstanden und zwölf Zentimeter lang waren.
    „Ihre Mutter hatte eine unruhige Nacht. Ich würde sie gerne noch eine Stunde schlafen lassen.“
    „Gern ... gut.“ Mr Valmer folgte ihr mit dem Blick, als sie aufstand und auf ihn zukam, aber als sie ihn erreichte, riss er seine Augen von ihr los. Dann murmelte er: „Schlaf. Schlaf entwirrt die Gram ...“
    „‚Schlaf, der des Grams verworrn Gespinst entwirrt.‘“ Obwohl er die Zeilen aus Shakespeare falsch zitiert hatte, fand Maggie es doch rührend. Immer wieder einmal zitierte er einen Vers aus der Bibel und manchmal sogar eine Zeile aus Shakespeare! Seit ihr Vater gestorben war, hatte sie sich mit niemandem mehr so unterhalten können.
    Als Maggie an ihm vorbei durch die Tür ging, berührten sie sich für einen flüchtigen Moment. Ihr Atem ging schneller und sie zitterte leicht. Komisch, es war ihr noch nie bei einem anderen Mann aufgefallen, dass ihr Herz plötzlich schneller schlug, aber bei Mr Valmer passierte das die ganze Zeit. Er ist der einzige Mann ungefähr in meinem Alter, den ich mehr als einmal gesehen habe. Nun, außer den paar Männern, die hierherkommen, um zu handeln – und Geschäft ist nun einmal nur Geschäft.
    Maggie hätte ihrem Onkel am liebsten sofort die Meinung gesagt. Wenn er nicht die ganze Zeit vom Heiraten gesprochen hätte, dann müsste sie jetzt bestimmt nicht so mit ihren Gefühlen kämpfen. Ihre

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