Rose der Prärie
bestimmt nicht das Problem, das ich habe.“
„Dann können Sie ja mit größter Zuversicht losziehen.“ Todd machte einen Schritt zur Seite, ließ sie aber nicht los. „Sie haben mir versprochen, noch einmal mit mir zu fahren. Jetzt bestehe ich darauf.“ Es gab so viele Lieder, die die Geige in diesem Moment hätte spielen können, doch es war ausgerechnet Johnny Todd . Todd sang das Lied mit.
„Wenn du mich morgen heiratest,
werde ich freundlich und treu sein.
Ich werde dir Laken und Decken kaufen
und auch einen Hochzeitsring.
Du sollst eine silberne Wiege haben,
um dein Baby darin zu schaukeln.“
Wieder versuchte sie sich von ihm zu befreien und wurde weißer als der Schnee. „Mr Valmer, Onkel Bo hat manchmal komische Einfälle. Wenn er Sie dazu gebracht hat, dann müssen Sie das hier nicht tun! Ganz ehrlich, Sie müssen es nicht tun. Ich führe ein glückliches Leben hier. Das Genörgel eines alten Mannes, dass Sie ein seltsames Mädchen aus den Bergen heiraten sollen, ist nicht Grund genug, mir einen Antrag zu machen.“
„Sie verstehen das ganz falsch.“ Wieder zog er sie an sich und schaute ihr tief in die Augen. „Das war alles meine Idee.“
Mr Valmers Antrag löste eine Gefühlslawine in ihr aus. Er wollte sie? Und es lag nicht an Onkel Bos Drängen? Wirklich? Sie kannten sich noch nicht lange, und doch bekam sie in seiner Nähe oft eine Gänsehaut. Und sie war verwirrt. Zweifellos beeindruckten sie seine Kraft und seine beschützenden Gesten. Seine Fürsorge. Und sie musste zugeben, dass seine tiefe Stimme und sein attraktives Äußeres einen großen Eindruck auf sie machten. Doch Maggie hatte auch Angst. Wie könnte sie Onkel Bo jemals verlassen? Und Carvers Holler? Jerlund und Großvater? Ihre Onkel?
Sie konnte nicht noch mehr Zeit mit Mr Valmer verbringen oder seine Nähe zulassen, wenn sie seinen Antrag nicht annehmen würde. Vorher war es nur harmloser Spaß beim Schlittenfahren – doch jetzt war alles anderes. Aber sie hatte ihm noch eine Fahrt versprochen. Sie hielt ihren Gefühlstumult noch zwei weitere Fahrten im Zaum, dann gab sie vor, sich um das Mittagessen kümmern zu müssen.
Seit seinem Antrag nannte er sie Miss Margaret. Noch nie hatte sie jemand so genannt – außer zusammen mit ihrem zweiten Vornamen Titania und dann wusste sie immer gleich, dass sie in Schwierigkeiten war. Dass sie jetzt ihren vollen Namen aus dem Mund dieses gut aussehenden Fremden hörte, verwirrte sie nur noch mehr. Formell, aber doch sehr persönlich. Sie nannte ihn immer noch Mr Valmer. Wenn Onkel Bo hören würde, dass er sie so nannte, würde er sich sofort in alles einmischen.
Als sie zum Haus zurückkamen, wartete Onkel Bo zwanzig Meter vor der Scheune auf sie. „Margaret Titania, ich muss mit dir sprechen.“ Sie nickte langsam. Sie mussten miteinander reden. Allein. Onkel Bo schaute sie mit dem Blick an, den er sich normalerweise für die Male aufsparte, in denen sie wirklich in Schwierigkeiten war. Sie zitterte, aber nicht vor Kälte. Ein Schauer ging durch ihre Seele aus Angst vor dem Augenblick, wenn sie Onkel Bo verlassen müsste.
„Ich bringe den Schlitten zurück.“ Mr Valmer ging in Richtung Scheune.
Ihr Onkel nahm Maggies Hände in seine. „Margaret Titania, ich habe dir wichtige Dinge zu sagen.“
„Das habe ich auch. Onkel Bo, ich liebe dich. Seit meine Eltern –“
„Ich hab dich die ganze Zeit gern bei mir gehabt. Todd Valmer ist ein guter Mann. Meinst du, du könntest lernen, ihn zu respektieren?“
Die Frage überraschte sie. „Das tue ich schon. Ich respektiere, was er für seine Mutter getan hat und wie er allen hier geholfen hat, die ich liebe.“
„Ich wünsche mir so, dass du einen frommen Mann heiratest, der dein Herz mit Liebe und dein Haus mit Lachen erfüllt. Wenn ich dann lange mit dem Zug fahren muss, um deine Kinder auf meinen Knien reiten zu lassen, dann soll es wohl so sein.“
Das meiste von dem, was er jetzt sagte, war eine Wiederholung seiner „Du-musst-bald-heiraten“-Rede. Aber der Teil über seine Bereitschaft, sie besuchen zu kommen, war neu. Bisher war es ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie Carvers Holler einmal verlassen musste, aber Onkel Bo hatte immer damit gerechnet. Wie sollte sie nur ohne ihn leben – ohne seine Weisheit und Ruhe?
Ein bittersüßes Lächeln huschte über Onkel Bos Gesicht. „Da ich dich aufgezogen habe, kann ich dein Herz lesen, wie dein Papa ein Buch gelesen hat. Lass dich von deinen Sorgen um mich und die
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