Rose der Prärie
guten Morgen! Hast du überhaupt geschlafen? Wie viel Uhr ist es eigentlich?“
Da sein Arm immer noch um ihre Schultern lag und sie festhielt, konnte sie nicht von ihm abrücken. „Ich habe etwas geschlafen und es ist ein sehr guter Morgen, da ich neben dir aufgewacht bin.“ Nur schwer konnte Todd den Blick von ihren Lippen losreißen. Langsam sah er sich um und bemerkte Mas Reisetasche. „Bei unserem ersten Halt nach dem Frühstück schicke ich ein Telegramm los. Für deine vielen Kisten und Mas Rollstuhl brauchen wir heute Abend Hilfe beim Tragen, damit wir alles nach Hause bekommen.“
Leise flüsterten sie miteinander und lernten sich so etwas besser kennen. Und Ma konnte in aller Ruhe weiterschlafen ... bis Maggie plötzlich aufschrie. „Wirklich? Ich werde endlich Frauen als Nachbarn haben?“
Sie hatte für ihn alles zurückgelassen, was sie kannte und liebte – aber das war etwas, das er ihr bieten konnte, etwas, was sie sich wirklich wünschte. Todd lächelte. „Du wirst ganz schnell viele Freundinnen finden.“
In ihrer Begeisterung hatte sie Ma geweckt. Ma war deshalb ungehalten, also packte Maggie schnell einen Korb aus, den sie unter der Bank verstaut hatte. „Ich habe uns ein Picknick gemacht: hartgekochte Eier und Brot mit getrockneten Pflaumen.“
Pflaumenbrot. Todd hasste Pflaumenbrot.
Ma kicherte böse. „Todd hat sicher Hunger – besonders auf das Brot! Hab ich nicht recht, mein Sohn?“
Todd setzte ein Lächeln auf und würgte ein Stück herunter.
„Da du mein Pflaumenbrot so sehr zu mögen scheinst, kannst du meine Scheibe auch essen, während ich für Ma das Ei schäle.“
„Das kann ich nicht machen.“
„Natürlich kannst du das“, sagten Ma und Maggie wie aus einem Mund.
In diesem Moment betraten zwei Schaffner den Waggon. Jeder von ihnen trug ein mit einem Leinentuch bedecktes Tablett. Neben Todd und Maggie blieben sie stehen. „Mrs Valmer, Mrs Ludquist bedankt sich bei Ihnen und lässt fragen, ob Sie ihr vielleicht eine Flasche mit Ihrer besten Lotion zukommen lassen könnten?“
Maggie zog eine Flasche Lotion aus ihrer Tasche und legte noch ein Stück Seife dazu. „Bitte richten Sie ihr unseren Dank aus.“
Die Schaffner zogen die Tücher von den Tabletts. Während Todd vor Entzücken seufzte, fing Maggie an zu lachen. „Meine Güte, was für ein Frühstück!“
Nachdem er das Tablett vor Maggie hingestellt hatte, nahm der Schaffner die Lotion und die Seife an sich. Er schien völlig gleichgültig, als er sagte: „Ich habe den Auftrag, Ihnen zu sagen, dass das Frühstück mit den besten Wünschen der Familien Ludquist, Kleinfeld und Maus serviert wird.“
Sofort verstand Todd die Anspielung. Jemand war gestern von Maggie beruhigt worden. Eine reiche Frau mit Namen Mrs Ludquist hatte sich vor einer kleinen Feldmaus erschreckt. Und Maggie, deren Mund sonst niemals stillstand und die gerne Geschichten erzählte, hatte kein Wort darüber verloren. Er hatte wirklich eine Frau mit Diskretion und Mitgefühl geheiratet.
Nur ihre Augen verrieten ihre Gefühle, ansonsten konzentrierte sie sich mit ausdruckslosem Gesicht auf das Tablett. „Ma, sagen Sie einfach, was Sie am liebsten essen möchten.“
Ma biss die Zähne zusammen und zischte: „Du hast hier eine Szene gemacht, und alle beobachten uns. Ich will damit nichts zu tun haben.“
„Da du nichts von den Tabletts willst, kannst du ja das hier essen.“ Todd drückte seiner Mutter das ungewollte Stück klebrigen Pflaumenbrots in die Hand. Es wäre nicht richtig, dem Herrn dafür zu danken, dass er das Pflaumenbrot doch nicht zu essen brauchte. Aber Ma musste ja schließlich irgendetwas essen und wollte von den Tabletts nichts annehmen. Todd wandte sich seiner Braut zu. „Ich habe Getreide auf den Feldern, Gott in meinem Herzen und dich in meinen Armen. Heute Morgen bin ich schon gesegnet aufgewacht ... und jetzt haben wir auch noch dieses gute Frühstück. Würdest du zur Abwechslung mal das Tischgebet sprechen?“
Später, als Maggie kurz zu Mrs Ludquist ging, um sich zu bedanken, sagte Todd stolz zu seiner Mutter: „Ich habe wirklich eine gute Braut gefunden. Meine Margaret hat ein gutes Herz und willige Hände.“
Unglaublich müde seufzte Ma: „Das haben auch viele Hausmädchen und Dienerinnen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie gut genug sind, den Hausherrn zu heiraten.“
Todd schnaubte. „Du hörst dich an wie die alte Frau Schwarz. ‚Kein Mädchen ist gut genug für meinen Sohn.‘
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