Rose der Prärie
schienen Maggie zu durchbohren. „Aber ich mache dich dafür verantwortlich, dass du mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hast. Das ist dasselbe wie lügen. Und das macht mich ärgerlich.“
Maggie konnte ihm nicht widersprechen. Er hatte recht. Wenigstens hatten sie keine Zuschauer bei ihrem ersten Streit, denn Todds Freunde trugen die anderen Sachen in die Scheune.
Es dauerte nicht lange, den Rest auszuladen. Als die Männer nach Hause ritten, schaute sich Maggie ein letztes Mal um. Das Essen und die Haushaltssachen standen in einem Stall, Werkzeug, Möbel und verschiedene andere Dinge standen in einem anderen. Bevor sie die Scheune erreichte, hatten die Männer bereits alles ausgeladen, was zu ihrem wertvollen Erbe gehörte. Die Rosen, die Samen und Pflanzen für ihren Gemüsegarten, Haushaltswaren, Essen, Werkzeug und Handelswaren ... Da das hier nur ein ziemlich mageres neues Farmgelände war, brauchten sie alles, was sie mitgebracht hatte. Sicher hatte die Erkenntnis, dass seine Farm durch die vielen, neuen Dinge besser dastand, Todds Zorn etwas gemildert. Er freute sich über die Werkzeuge. Sie gingen nebeneinanderher an den anderen Ställen vorbei. Maggie spürte, dass er sich bei ihr bedanken wollte, aber nicht die richtigen Worte fand. Er trat ein Stück zur Seite, damit er das Scheunentor zumachen konnte. Dann brummte er: „Du hast viel zu viel mitgebracht.“
„Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken, was mein ist, ist auch dein.“
„Aber du hast so viel mitgebracht! Das ist nicht richtig.“
„Unsinn! Du bist müde. Nach einem guten Frühstück wirst du schon sehen, wie wunderbar alles wird, mit mir an deiner Seite.“ Dann erinnerte sie sich an seine Ermahnung darüber, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, und fügte hinzu: „Außerdem ist das noch nicht alles. Ich habe nur das Notwendigste mitgebracht. Wenn wir noch mehr brauchen, dann kann ich Onkel Bo bitten, es uns zu schicken.“
Offensichtlich verschlug ihm die Dankbarkeit die Sprache, denn Todd schloss wortlos das Scheunentor. Maggie trat dicht neben ihn und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Er beugte den Arm und geleitete sie zum Haus. Als ihr Bräutigam an der Türschwelle kurz innehielt, raste Maggies Herz.
Er stellte die Laterne ab und öffnete die Tür. Jede Sekunde würde er sie jetzt auf seine Arme heben, sie küssen und über die Schwelle tragen. Sie nahm sich vor, sich jedes Wort und jede Geste genau einzuprägen, damit sie sich daran erinnern konnte, wenn er mal griesgrämig war und sie sich nicht geliebt fühlte.
„Schlaf heute Nacht auf meiner Pritsche. Ich schlafe in der Scheune.“
Die absolute Stille kurz vor dem Sonnenaufgang weckte Todd. Er rollte sich auf die Seite und warf den Quilt zurück. Das dumme Ding hatte ihn die halbe Nacht wachgehalten. Es war aus verschiedenen grünen Stoffen genäht und müsste ihm als Farmer eigentlich gefallen. Er schob den Quilt mit den Füßen ganz ans untere Ende des Heustapels, den er als eine Art Matratze benutzt hatte. Aber das Baumwollmuster hatte ihn getäuscht, denn die Unterseite der Decke war aus weichem Samt. Und sie roch nach Rosen. Es war nicht Maggies Schuld. Er hatte sich den Quilt selbst geholt.
Aber sie hatte ihn gemacht und wahrscheinlich auch schon darunter geschlafen.
Oh, wie gern hätte er sie jetzt neben sich unter der Decke! Sie waren Mann und Frau, also war sein Verlangen nicht falsch – aber sie konnten Ma in der Hütte nicht allein lassen und die Pritsche war nicht stabil genug für zwei. Er und seine Frau konnten unmöglich zusammen darauf schlafen. Egal was passierte, er musste heute Maggies großes Bett aufbauen!
Er griff nach ein paar Eimern und wanderte zur Windmühle, um Wasser zu holen. Erst als er aus der Scheune auf das taunasse Gras trat, merkte er, dass er seine Stiefel vergessen hatte. Sofort stapfte er zurück in die Scheune um diese anzuziehen. Diese Frau brachte ihn so durcheinander, dass er begann, sich für seinen Mangel an Selbstbeherrschung zu schämen.
Mit einem Ruck schob er seinen rechten Fuß in einen seiner ausgetretenen Stiefel und schnaubte: „Warum ärgere ich mich eigentlich? Ich habe sie gestern Abend doch selbst allein gelassen. Das war entweder Selbstbeherrschung oder Dummheit.“
Nachdem er Wasser geholt hatte, schlüpfte er mit einem der vollen Wassereimer ins Haus. Das Knarren von Holz lenkte seine Aufmerksamkeit zu der Pritsche in der Ecke. Der Tisch davor war ausgeklappt und darauf lagen
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