Rose der Prärie
Gleichgewicht verlor.
Grinsend zog er sie in seine Arme. „Ich habe dir gesagt, dass du an deinen Küssen arbeiten musst, aber du hast den ganzen Tag nichts dergleichen getan.“
„ Den ganzen Tag? Du hast mir doch gerade erst den Auftrag gegeben. Todd Valmer, ich bin doch kein Flittchen!“
Sanft strich er ihr mit den Fingern über die Wange und legte ihr dann den Zeigefinger unters Kinn. Langsam hob er ihr Gesicht, bis ihre Blicke sich trafen. „Ich habe kein Interesse an Flittchen. Ich will eine warmherzige, liebevolle Frau.“ Er beugte den Kopf vor und murmelte, kurz bevor ihre Lippen sich trafen: „Mach dich an die Arbeit.“
Schnell wie der Blitz riss sie sich los und wollte davonlaufen, doch schon nach einem Schritt hatte Todd sie eingeholt. „Was soll das denn?“
Ihr ganzes Gesicht strahlte: „Das, mein lieber Mann, war Verlorene Liebesmüh .“
Freches Weib. Er hob eine Augenbraue. „Vergiss mal die Komödie von Shakespeare für eine Weile. Ich ziehe Miltons Stücke vor.“ Er küsste sie, bis sie in seinen Armen dahinschmolz. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: „ Das wiedergewonnene Paradies .“
Es dauerte eine Minute, bevor sie neckend erwiderte: „Und was ist mit Das verlorene Paradies ?“
„ Das hatten wir bereits gestern Nacht.“ Lachend legte er ihr einen Arm um die Hüfte und ging mit ihr zurück zum Feld.
Als die Pferde eine Pause einlegten, schaute Maggie nach Ma und bereitete das Abendessen vor. Todd füllte jeden Eimer, den sie besaßen, und stellte sie in die Sonne, damit nachher genug warmes Wasser für ein Bad da war. Das Bad hatten sie beide bitter nötig, so voller Staub und Dreck waren sie. Obwohl Maggie Ma am ganzen Körper mit einem weichen Schwamm säuberte und ihre Haare wusch, beschwerte sich Ma die ganze Zeit, dass sie nicht richtig baden konnte.
Genervt sagte Todd schließlich: „Ma, du brauchst kein Bad. Du hast schon den ganzen Tag damit zugebracht, in Selbstmitleid zu baden.“ Ein ärgerlicher Laut entfuhr ihr, doch Todd schaute sie böse an. „Sei kein Neidhammel.“
„ Ein Hammel –!“
Da mischte sich Maggie gutmütig ein. „Gestern Abend hat er mit mir geredet, wie er mit den Pferden spricht. Dein Farmer-Sohn hat nur Viecher im Kopf.“
„ Sei froh, dass ich Äsops Fabeln kenne, Maggie. Eines Tages werde ich sie unseren Kindern erzählen.“
„Dazu wird es nicht kommen, wenn du Ma noch einmal einen Hammel nennst.“ Maggie deutete in eine Ecke der Hütte. „Ich wette, sie könnte den Gehstock benutzen, den ich ihr geholt habe und –“
Mas Lachen unterbrach sie. Mit übertriebenen Gesten holte Maggie den Stock aus der Ecke und reichte ihn ihr. „Ma, du musst mir versprechen, dass du Todd bessere Manieren beibringst, falls er anfangen sollte, mit dir wie mit den Pferden zu reden.“
Nach ihrem Bad ließ Maggie ihre Haare offen trocknen. Sie sahen aus wie ein Stück schwarzer Seide und Todd konnte kaum seine Hände im Zaum halten. Schließlich hielt er ihr einladend ihr Schultertuch hin und schlug vor: „Ma ist müde und will schlafen. Komm, wir schauen uns die Sterne draußen an.“
„ Ja, tut das nur.“ Ma sah leider wieder aus, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. „Draußen wird ein romantisches Konzert für euch gegeben: die klappernde Windmühle und eine steife Brise, die stark genug ist, einem Schwein das Fliegen beizubringen.“
Maggie tanzte zur Tür. „Beeil dich, Todd! Ich kann dir gar nicht sagen, wie gerne ich Schweine fliegen sehen will!“
Sie waren noch nicht lange draußen, da legte Maggie nachdenklich den Kopf zur Seite. „Meine Windrädchen sind wie kleine Windmühlen, sie klappern fast genauso wie die große. Ich mag das Geräusch unserer Windmühle.“
„ Gut.“ Er sagte ihr nicht, dass er sich schon so sehr an das Geräusch der Windmühle gewöhnt hatte, dass er es gar nicht mehr hörte. Am immer dunkler werdenden Abendhimmel zogen große Wolkenformationen rasch dahin. „Welche Formen siehst du in den Wolken?“, fragte er Maggie.
„ Onkel Bo in einem Kleid.“ Ihre Stimme klang fröhlich. „Tante Maude schwimmt in einem See. Großvater auf einem riesigen Fahrrad ...“
„ Ich glaube, ich würde deinen Onkel Bo gerne mal in einem Kleid sehen!“ Die Unterhaltung plätscherte angenehm dahin, meist ging es um Ideen und Pläne für die Farm. Der Abend heute war viel entspannter als der gestrige Abend.
Maggie schlang ihre Arme um sich. „In meinem kleinen Bergtal zu Hause war es immer kuschelig, so
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