Rose der Prärie
steckte sie ihre Haare wieder ordentlich hoch. Dabei wünschte sie sich, sie könnte ihr Herz und ihren Verstand genauso gut disziplinieren wie ihre Haare. Ich habe ihm mein Herz schon längst geschenkt, aber mein Mann weiß es noch nicht einmal.
Als sie sah, wie er in der Scheune verschwand, fasste sie einen Entschluss. Sie würde alles daran setzen, dass er sich in sie verliebte. Noch mehr – dass er sie innigst liebte. Todd trat wieder aus der Scheune he-raus, und Maggie versprach sich selbst: Ich werde in meiner Ehe glücklich werden, koste es, was es wolle.
Auf dem Weg zurück zum Haus wanderten ihre Gedanken von Todd zu Ma. „Eheglück.“ Sie schnaubte. „Das wird mich nicht annähernd so viel kosten wie diese grantige Frau da drinnen.“
Kaum war Maggie über die Türschwelle getreten, ging Ma auch schon wieder in Angriffposition. „Du weißt, dass ich recht habe. Ein bisschen Selbstbeherrschung würde dir guttun.“
Selbstbeherrschung? Nach diesem wilden Kuss gerade? „Todd hat recht. Es geht dich nichts an, Ma.“
Hochnäsig schnaubte Ma: „Was für eine Respektlosigkeit!“
„ Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Deine Respektlosigkeit gegenüber einer heiligen, von Gott gesegneten Ehe.“
„ Du weißt ja gar nicht, in was du da hineingerätst. Lass dir das gesagt sein –“
Maggie unterbrach ihre manipulativen Worte. „Mir ist die Meinung meines Mannes wichtiger. Ja, ich stehe zu ihm. Wir brauchen unsere Privatsphäre, ohne Einmischung von deiner Seite!“
„Aber wenn meine Worte euch doch davor bewahren, die schlimmste Entscheidung eures Lebens zu treffen –“
„ Das Kind meines Mannes unter dem Herzen zu tragen, würde ich nicht als schlimme Entscheidung bezeichnen. Es würde mich mehr als glücklich machen.“
„ Kinder sind ein Segen und eine große Verantwortung.“ Mas Blick wich nicht von Maggie, als sie ihre nächsten Worte betont langsam aussprach. „Ich will doch nur das Beste für Todd! Deshalb habe ich etwas gesagt.“ Deutlicher hätte Ma es nicht ausdrücken können.
„ Dein Sohn ist mein Mann geworden. Was das Beste für ihn ist, muss also auch das Beste für mich sein. Im ersten Buch Mose heißt es: ‚Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.‘“ Maggie atmete tief durch. „Die Ehe ist ein heiliges Band. Der Pfarrer nennt es nicht ohne Grund einen heiligen Bund und du übertrittst die Grenze, die gezogen wurde. Was du letzte Nacht getan und was du heute Morgen gesagt hast, ist so, als würdest du zwischen uns in unser Ehebett klettern.“
Ma wollte etwas erwidern, aber sie konnte die Wahrheit dieser Worte nicht verleugnen.
Während Maggie die Teller vom Tisch räumte, entschloss sie sich, die Wahrheit ein für alle Mal auszusprechen. „Du gehörst zur Familie. Dass du bei uns wohnst, ist richtig und notwendig. Wenn wir uns Respekt und Liebe entgegenbringen, können wir ein glückliches Leben miteinander führen. Dein Sohn ist jetzt das Oberhaupt der Familie.“ Sie widerstand der Versuchung noch hinzuzufügen: Und ich bin die Frau im Haus . „Als Todds Frau ist es meine Aufgabe, ihn zu respektieren und zu ehren und zu verlangen, dass alle unter seinem Dach dasselbe tun!“
Helga seufzte tief und sagte dann mit weinerlicher und trotzdem ärgerlicher Stimme: „Selbst als Oberhaupt eines Hauses brauchen Männer immer wieder Rat.“
„Ob und wann Todd einen Rat braucht, muss er entscheiden. Es bleibt ihm überlassen, den richtigen Ratgeber zu finden.“ Maggie stapelte die Teller und ließ dann das gesamte Geschirr in das Spülwasser gleiten. Wenn doch nur die Probleme des Lebens genauso leicht abzuwaschen wären wie die Teller!
Todd streute Dünger auf das frisch gepflügte Land. Den Dünger hatte er gekauft, als letztes Jahr nach der Ernte etwas Geld übrig war – bevor die Wölfe seine Fohlen angegriffen hatten. Viele sagten, dass dieser Dünger der beste von allen war und das war er hoffentlich auch. Allerdings hatte er kaum genug für die Felder und den Garten. Ganz genau maß er die Hälfte für den Gemüsegarten ab und je ein Viertel für die beiden neuen Äcker. Das Wichtigste von allem war es, seine Familie zu versorgen. Wenn der Garten blühte und das Gemüse gedieh, könnte Maggie alles ernten, einmachen, einlegen und einkochen, was sie für das ganze Jahr brauchten. Frisch gepflückt schmeckten die Erzeugnisse des Gartens natürlich am besten, aber sie
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