Rose Harbor und der Traum von Glueck
Freude. » Es war wunderbar. Die meisten von ihnen kenne ich seit meiner Kindheit, nur blieben wir nach der Highschool leider nicht in Verbindung … Na ja, eigentlich war es meine Schuld. Deshalb war ich nicht sicher, ob sie Wert darauf legten, etwas von mir zu hören. «
» Das wollten sie doch ganz bestimmt. «
» Ja, Sie haben recht. « Sie zog sich einen Stuhl heran. » Wir hatten viel Spaß. Meine Mutter war auch dabei, und sie hat sich genauso gefreut wie ich, die Mädchen, die inzwischen alle Ehefrauen und Mütter sind, wiederzusehen. «
» Dann war es ja ein gelungenes Treffen. «
Abby aß Käse und Cracker und trank kleine Schlucke von ihrem Tee.
» Der Lunch scheint ziemlich lange gedauert zu haben « , stellte ich beiläufig fest, denn sie war lange weggeblieben, hatte vermutlich bis weit in den Nachmittag mit ihren Schulfreundinnen über alte Zeiten geplaudert.
» Nein, nach dem Lunch habe ich die Eltern einer Freundin besucht « , erklärte sie.
Plötzlich kam mir meine Frage unangemessen neugierig vor, zumal ich sah, dass Abbys Hand leicht zitterte, als sie die Tasse auf der Untertasse absetzte.
Nach einer kurzen Pause redete sie weiter: » Ich bin so froh, dass ich mich dazu überwunden habe. Es … waren Angelas Eltern. «
Ich wusste nicht, wer Angela war, wollte sie aber nicht unterbrechen.
» Angela war meine beste Freundin. Sie starb bei einem Autounfall – es war ganz schrecklich für ihre Eltern. Und weil ich gefahren bin, gaben sie mir die Schuld. «
» Oje. «
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Während ich noch nach tröstenden Worten suchte, sprach Abby schon weiter. » Es war das erste Mal, seit es vor beinahe fünfzehn Jahren passierte, dass wir uns gegenseitig Trost spenden und Frieden miteinander schließen konnten. «
» Frieden « , wiederholte ich leise, wandte den Blick ab und schloss kurz die Augen, um das Wort auf mich wirken zu lassen und zu überlegen, was es für mein eigenes Leben bedeutete.
» Alles in Ordnung? « Abby schaute mich verwundert an.
» Ja, sicher. Warum fragen Sie? «
» Sie haben die Hand auf Ihr Herz gelegt, als hätten Sie Schmerzen « , meinte sie schlicht.
» Nein, nein, mir fehlt nichts. «
» Ja, ich kenne das – man sucht sich selbst zu beruhigen « , meinte sie.
» Wissen Sie, ich habe ebenfalls eine Wunde davongetragen, die heilen muss « , flüsterte ich.
» Sie? «
» Jemand wurde mir genommen, den ich sehr liebte. «
Abby blinzelte und griff wieder nach ihrer Teetasse. » Das tut mir sehr leid. Ich weiß, wie weh so ein Verlust tut. «
Wir saßen ein paar Minuten schweigend da, dann schaute sie auf die Uhr, griff nach ihrem Schal und sprang auf. » Ich muss los, sonst komme ich zu spät zur Hochzeit. «
Ich erhob mich ebenfalls. » Ich lasse Ihnen das Licht an « , sagte ich, als ich sie zur Tür brachte, wo sie in ihren Mantel schlüpfte und ihre Tasche nahm.
Während sie aus der Parklücke heraussetzte, bog ein zweites Fahrzeug auf den Parkplatz ein. Josh. Bei ihm schien anders als bei Abby nicht alles zum Besten zu stehen. Schon die Art, wie er aus dem Wagen stieg, verriet seine düstere Stimmung.
Wieder sprang Rover auf, als er den Wagen hörte, und eilte an meine Seite, bellte ein paarmal laut, bis ich mich bückte und ihm den Kopf tätschelte. » Josh ist ein Freund « , versicherte ich ihm. Erstaunlicherweise schien Rover mich zu verstehen; er kehrte zu seinem Platz am Feuer zurück, noch bevor Josh ins Haus kam.
» Sie kommen gerade rechtzeitig für einen Spätnachmittagssnack « , verkündete ich, als mein Gast die Halle betrat.
Er blieb stehen und schaute mich verständnislos an, als hätte ich in einer fremden Sprache gesprochen.
» Eine Käseplatte und Wein warten auf Sie, wenn Sie möchten « , erklärte ich ihm.
Er zog den Mantel aus und fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar. » Ein Glas Wein wäre schön. «
Ich deutete auf den Aufenthaltsraum. » Ich habe roten Merlot und Malbec und … «
» Merlot. «
Als ich den Wein einschenkte, fragte ich: » Wie war denn Ihr Nachmittag? «
Er zögerte mit der Antwort. » Mein Stiefvater ist vorhin gestorben. «
Von der Endgültigkeit dieser Worte getroffen, stellte ich die Flasche ab. » Oh Josh, das tut mir leid. «
Er nickte. » Noch vor Kurzem hätte ich im Brustton der Überzeugung zu Ihnen gesagt, der Tod des alten Mannes würde mich völlig kaltlassen, weil er kein guter Mensch gewesen sei. Ich hätte kein gutes Haar an ihm
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