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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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piepste, und ich holte die Pastete aus dem Ofen. Die Kruste wies ein perfektes Goldbraun auf, und Sauce quoll aus den Spalten, die ich in die Oberfläche geritzt hatte. Ich stellte die Form zum Abkühlen auf den Tresen, während ich das benutzte Geschirr abwusch.
    Nach dem Essen zog es mich nach draußen, denn der Regen hatte aufgehört.
    Einer meiner Lieblingsplätze war eine Art Unterstand gegenüber vom Haus, ursprünglich vermutlich ein Wirtschaftsgebäude, von dem nur drei Wände, das Dach und ein Kamin stehen geblieben waren. Die Frelingers hatten dort eine gemütliche Sitzecke mit einer offenen Feuerstelle eingerichtet, die sich selbst in der kalten Jahreszeit nutzen ließ. Es war wunderschön, dort zu sitzen und in den Sternenhimmel hinaufzuschauen.
    In dem gemauerten Kamin lag alles bereit, um ein Feuer zu entfachen, also riss ich ein Streichholz an und sah zu, wie die Flammen gierig über das zusammengeknüllte Papier züngelten und die trockenen Zweige in Brand setzten. Ich legte ein kleines Holzscheit darauf, machte es mir in einem Sessel bequem und legte die Füße auf einen anderen. Die mitgebrachte Decke breitete ich über meinen Schoß.
    Wie friedlich es hier war! Wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir fast einbilden, Paul säße neben mir. So hatte ich mir unsere gemeinsamen Abende ausgemalt – davon geträumt, zusammen mit ihm vor einem flackernden Feuer zu sitzen, in die Nacht zu schauen und über die Erlebnisse des Tages zu sprechen und zu lachen.
    Mit keinem anderen Menschen hatte ich je so viel gelacht wie mit Paul.
    Am besten gefielen mir seine schlagfertigen, geistreichen Kommentare. Er besaß einen ausgeprägten Sinn für Humor, obwohl er nicht der Typ war, eine ganze Partygesellschaft zu unterhalten. Bei ihm äußerte sich das subtil in kleinen, bissigen Bemerkungen, die er am Rande und meist mit gedämpfter Stimme einwarf.
    Die Erinnerung entlockte mir ein Lächeln.
    Ich legte den Kopf gegen die Rückenlehne des Sessels. Er fehlte mir so sehr. Noch immer, nach all diesen Monaten. Kein Tag verging, dass ich nicht an ihn dachte. Keine Stunde, vermutlich nicht einmal eine Minute. Manchmal zweifelte ich daran, ob sich das je ändern würde. Paul war auf immer ein Teil von mir. Diese Woche hätten wir unseren ersten Hochzeitstag feiern sollen, aber ich war bereits seit neun Monaten Witwe.
    Wohlmeinende Freunde versicherten mir immer wieder, dass ich irgendwann eine neue Liebe finden würde – ich selbst rechnete nicht damit. Zufriedenheit, ja. Das hielt ich für möglich. Wenn irgendwann der brennende Schmerz, den ich wie eine zweite Haut mit mir herumtrug, nachließ, konnte ich meinem Leben vielleicht wieder positive Aspekte abgewinnen. Doch Liebe? Ausgeschlossen! Ein Stück von mir war mit Paul an den Hängen des Hindukusch gestorben.
    Das Feuer prasselte leise, und die Wärme umhüllte mich wie eine sanfte Umarmung. Ich saß still da und grübelte über die letzten Tage und meine beiden Pensionsgäste nach.
    In meinem Traum in jener ersten Nacht hier hatte Paul mir versichert, ich würde mich wieder lebendig fühlen, und bereits jetzt meinte ich erste Ansätze zu spüren. Immerhin kreisten meine Gedanken erstmals nicht mehr allein um meinen eigenen Kummer, sondern auch um die Probleme anderer. Meine Trauer schien mich für fremdes Leid sensibilisiert zu haben.
    Abby hockte dort oben in ihrem Zimmer und versuchte ihrer wegen Gott weiß was aus dem Ruder gelaufenen Emotionen Herr zu werden. Joshua wirkte gleichfalls gequält, was allerdings angesichts der Umstände seines Besuchs weniger verwunderlich schien.
    Mit geschlossenen Augen betete ich darum, dass sowohl Abby Kincaid als auch Joshua Weaver während ihres Aufenthalts in Cedar Cove das finden würden, was sie brauchten. Da ich schon einmal dabei war, sprach ich ebenfalls ein Gebet für mich und bat darum, dass sich die Freude und Zufriedenheit, die ich einst gekannt hatte, eines Tages wieder einstellen würden.
    » Jo Marie. « Abbys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
    » Ja? « Ich blickte auf.
    » Hoffentlich habe ich Sie nicht geweckt? «
    » Ganz und gar nicht, ich träume bloß ein wenig vor mich hin. « Ich lächelte zu ihr auf. » Möchten Sie mir Gesellschaft leisten? «
    Abby zögerte. Zwar setzte sie sich schließlich in den Sessel neben mich, kauerte allerdings auf dem äußersten Rand und machte ganz und gar keinen entspannten Eindruck. Vielmehr wirkte sie wachsam und argwöhnisch, jederzeit auf dem Sprung und bereit

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