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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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sagte er mit sarkastischem Unterton und griff nach seinem Meißel.
    » Was haben Sie mit der Wiege vor? « , fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. » Weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich gebe ich sie an irgendjemanden, der sie gerade gebrauchen kann. «
    Seine Stimme klang jetzt erheblich weniger gereizt als zuvor.
    » Sie geben sie weg? « , wiederholte ich.
    Diese Wiege würde ihm ein kleines Vermögen einbringen, wenn er sie verkaufte. Reine Handarbeit, ein Unikat. Alles an Mark war ungewöhnlich – ich wusste nie, womit bei ihm zu rechnen war.
    Ich blies in meinen Kaffee, um ihn abzukühlen, und trank vorsichtig einen kleinen Schluck. Er war noch immer ziemlich heiß, und ich wollte mir nicht die Lippen verbrennen.
    » Sind Sie aus einem bestimmten Grund vorbeigekommen? « , erkundigte er sich, trat zurück und griff nach seinem eigenen Kaffee.
    » Ja. «
    » Meinen Sie nicht, Sie sollten langsam damit herausrücken? Wie Sie vielleicht bemerkt haben, bin ich ziemlich beschäftigt. «
    Trotz seines ruppigen Benehmens musste ich lächeln.
    » Finden Sie irgendetwas komisch? «
    » Ja, Sie, wenn Sie es genau wissen wollen. «
    Er kratzte sich am Kopf. » Man hat mir ja schon viele Etiketten angehängt – komisch gehörte bislang nicht dazu. «
    » Ich denke, dass ich Ihnen eine Erklärung schulde. Wegen Paul … «
    Er hob eine Hand, um mir das Wort abzuschneiden. » Es geht mich nichts an. Wer immer das sein mag, es interessiert mich nicht. «
    Ich ignorierte seinen Einwand. » Paul war mein Mann. Er kam vor ungefähr neun Monaten in Afghanistan ums Leben. «
    Mark straffte die Schultern und trat einen Schritt zurück. » Das erklärt einiges. «
    » Erklärt was? «
    Er schüttelte den Kopf; wollte anscheinend nicht antworten.
    Nach einem Moment sagte er bloß: » Das tut mir sehr leid. «
    » Ja, mir auch. Paul Rose war ein guter Mensch, der die Welt zu einem besseren Ort machen wollte. «
    Ich spürte, wie meine Kehle eng wurde, und biss mir auf die Unterlippe, um das Zittern zu unterdrücken.
    Marks Miene wurde nachdenklich. » Sie haben die Pension nach ihm benannt, und Sie wollen einen Rosengarten anlegen. «
    Für ihn schien plötzlich alles einen Sinn zu ergeben.
    » Sein Hubschrauber stürzte in den Bergen ab. Die Unfallstelle ist so unzugänglich, dass sein Leichnam nie geborgen wurde. «
    » Das ist hart « , sagte Mark mitfühlend und wich meinem Blick aus.
    » Ich habe mich lange an den Gedanken geklammert, er könnte durch ein Wunder überlebt haben. «
    » Und jetzt hoffen Sie nicht mehr darauf? «
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Inzwischen habe ich Luftaufnahmen von der Absturzstelle gesehen – so etwas kann kein Mensch überleben. «
    Mark wandte sich ab und stellte seine Tasse weg, um sich wortlos wieder an seine Arbeit zu machen.
    » Es tut mir leid, wenn ich Ihnen auf die Nerven gehe « , sagte ich und erhob mich.
    » Das sind Sie nicht « , knurrte er, während er unverdrossen weiter die Wiege bearbeitete.
    » Danke für den Kaffee « , verabschiedete ich mich und verließ die Werkstatt.
    » Keine Ursache « , murmelte er.
    Jetzt endlich ging ich hügelabwärts Richtung Stadt. Die kalte Luft fühlte sich gut an, sofern man wie ich einen warmen Mantel, Mütze und Schal trug. Der Wind wehte vom Wasser her und brachte einen leichten Salzgeruch mit sich. Ich war halb versucht, bis zur Marina hinunterzulaufen und über die Bucht zu blicken, widerstand dem Drang aber, weil mein Magen mich daran erinnerte, dass es Lunchzeit war.
    Wieder einmal hatte ich kaum etwas gefrühstückt – trotz der zahlreichen Gerichte, die ich für meine Gäste zubereitete. Und so beschloss ich, ins Pot Belly Deli zu gehen, von dem ich bereits viel Gutes gehört hatte.
    Das Restaurant war überfüllt, und ich wartete zehn Minuten, bis mir ein kleiner, runder Tisch am Fenster mit Blick auf die Harbor Street zugewiesen wurde.
    Ich beobachtete zwei Frauen, die auf der anderen Seite des Gangs saßen. Sie waren offensichtlich gut befreundet, denn sie unterhielten sich angeregt und lachten gelegentlich leise.
    Als die Kellnerin mit einem Glas Wasser und der Speisekarte kam, fragte ich nach der Tagessuppe. Rindfleisch mit Gemüse, erhielt ich zur Antwort. Ich bestellte die Suppe und eine Tasse Tee. Erst als die Kellnerin wieder weg war, fiel mir auf, dass eine der Frauen am Tisch gegenüber ein Namensschild trug. Grace Harding. Genau die Person, die ich später am Tag zu treffen gehofft hatte.
    Sie musste gemerkt haben, dass

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