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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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mich hören. Meine Stimme ist nur in deinem Kopf.
    Abby geriet in Panik. Jetzt war sie schon so weit, dass sie Stimmen hörte. Völlig verrückt. Ihre überreizte Fantasie spielte ihr eindeutig einen Streich. Anders konnte es nicht sein. Mit Angela zu sprechen war unmöglich. Mit einer Toten. Wenn das so weiterging, musste sie sich ernstlich auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen.
    » Ich höre Stimmen « , würde Abby am Notfalltelefon erklären.
    » Was für Stimmen? «
    » Die einer Toten. «
    » Bleiben Sie dran. Wir schicken sofort Hilfe. «
    Vor Abbys geistigem Auge lief das Szenario ab wie ein Film. Sie sah den Rettungswagen mit Blaulicht auf den Friedhof brausen, Sanitäter, die sie packten und festbanden, um sie in die Klapsmühle zu bringen. Dass sie nicht nur Stimmen hörte, sondern sie auch beantwortete, machte sie zu einem besonders schweren Fall.
    Reg dich nicht auf. So schlimm ist das alles nicht.
    » Angela, hör bitte auf, du machst mir Angst. «
    Das würde ich nicht tun, wenn du nicht so viele Jahre gebraucht hättest, um mich zu besuchen.
    Ganz eindeutig redete sie einfach mit sich selbst, sagte sie sich. Nur eine emotionale Reaktion, ausgelöst durch ihr schlechtes Gewissen, weil sie nicht früher hergekommen war. Aber ob real oder eingebildet, sie musste diese Chance, mit ihrer Freundin zu sprechen, wahrnehmen.
    » Nach deiner Beerdigung habe ich deine Eltern besuchen wollen, aber … «
    Ich weiß, ich weiß. Meine Mutter.
    » Sie kann mir nicht verzeihen. « Die furchtbare Szene spielte sich immer wieder in Abbys Kopf ab, und im Grunde genommen verstand sie die Reaktion von Angelas Eltern vollkommen.
    Hey, Süße, du kannst dir ja nicht einmal selbst verzeihen. Gib nicht meiner Mom die Schuld. «
    » Ich habe Patty Morris getroffen, sie … «
    Ich weiß, meine Mutter hat es mir erzählt. Aber hör auf, das Thema zu wechseln und auszuweichen.
    Abby überhörte die Bemerkung. » Dann weißt du wahrscheinlich mehr als ich. «
    Sehr viel mehr. Meine Mutter kommt regelmäßig jede Woche auf den Friedhof.
    » Oje. «
    Ach, es ist schon besser geworden. Früher war sie jeden Tag da. Du würdest nicht glauben, wie sie sich da aufführte. Hat sich schluchzend auf den Boden geworfen. Das schlimmste Bild des Jammers, das du je gesehen hast.
    Abby schlug eine Hand vor den Mund und unterdrückte ein Schluchzen. Sie wollte das alles lieber gar nicht wissen.
    » Sprichst du wirklich mit mir? Wenn das nämlich nicht du selbst bist, würde ich lieber damit aufhören, okay? «
    Bin ich das wirklich, bin ich das wirklich? Angelas Stimme klang jetzt lauter. Hm, ich denke, das musst du selbst herausfinden.
    » Ich kann nicht. Ich möchte es ja gern glauben, dass wir miteinander reden, und gleichzeitig weiß ich, dass es nicht möglich ist. «
    Mach dir deshalb keine Gedanken. Es ist nicht wirklich wichtig. Ich freue mich nur, dass du den Mut aufgebracht hast hierherzukommen. Endlich. Ich musste sehr lange darauf warten.
    » Ich konnte nicht früher « , flüsterte Abby.
    Und warum nicht?
    Abby legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem bedrohlich grauen Himmel empor. » Mein Bruder heiratet heute Abend. «
    Du tust es ja schon wieder und weichst aus. Ich will wissen, warum du dich nicht früher überwinden konntest, mich zu besuchen.
    » Äh … « Abby versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken, und ein paar Minuten lang bekam sie keine Luft. » Ich … Es tut mir leid, Angela. So unendlich leid. «
    Ich weiß, ich weiß, murmelte Angela. Doch es wird Zeit, dass du darüber hinwegkommst.
    » Darüber hinwegkommen? Bist du verrückt? « , brüllte Abby beinahe. » Ich habe meine beste Freundin umgebracht. Niemand, der ein Gewissen, der ein Herz hat, kommt über so etwas hinweg! «
    Trotzdem musst du das, beharrte Angela.
    Abby wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
    Wenn du dich so schuldig fühlst, warum hast du mir dann keine Blumen mitgebracht? Gelbe Margeriten wären perfekt gewesen.
    » Oh Gott, das hätte ich tun sollen. Entschuldige bitte. «
    Hey, wenn du dich in Schuldgefühlen suhlen willst, dann nur zu. Du hast mich jahrelang warten lassen, und wenn du endlich auftauchst, bringst du nicht einmal Blumen mit.
    » Ja, du hast recht – es tut mir leid. «
    Mach dir deswegen keine Gedanken. Wenn Leute Blumen bringen, vergessen sie fast immer das Wasser. Du würdest nicht glauben, was sie dann alles in diese blöde Vase kippen, die meine Mutter unbedingt wollte. Kaffee, Limo,

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