Rose
Passenderweise Klaus aus dem Wohnzimmer, um nachzuschauen, wer da störte.
„Ach, Herr König, was verschlägt Sie denn hierher?"
Michael ging von der Wohnungstür und stellte sich in den Türbogen von der Küche, denn von dort aus hatte er freie Sicht und war außerhalb der Gefahrenzone, denn Herr König sah nicht so aus, als ob er nur reden wollte.
„Sie wissen doch ganz genau, warum ich hier bin!" Herr König war sehr aufgebracht, sein hochroter Kopf verriet das sofort und seine Augen waren mit Tränen gefüllt, so heftig schoss ihm das Adrenalin in den Körper. Klaus blieb ungewöhnlich ruhig.
„Herr König, beruhigen Sie sich doch erst mal, wird doch alles nicht so schlimm gewesen sein."
„Nicht so schlimm?..... Nicht so schlimm? Mein Sohn hat jetzt noch eine ganz geschwollene Wange, weil ihr Taugenichts hinterhältig zugeschlagen hat."
Das war auch zuviel für Klaus, keiner nennt seinen Sohn einen Taugenichts (außer er selbst). „Was fällt Ihnen ein? Mein Sohn hat sich nur verteidigt. Vielleicht sollten Sie mal über ihre Erziehungsmethoden nachdenken! Dann wäre es erst gar nicht soweit gekommen.“ Herr König baute sich nun regelrecht vor seinem Stiefvater auf, um zu demonstrieren, dass er stärker war. Diese Geste funktionierte aber nicht, weil er ein ziemlich kleinwüchsiger Mann war.
Auch wenn er sich aufbaute, erreichte er kaum die Marke von 156 cm. Doch so klein wie er war, so angriffslustig war er auch.
„Sie wollen mir was über richtige Erziehung erzählen!? Sie, gerade Sie!?" Michael war schon tierisch gespannt, wie diese Situation enden würde. Seine Neugier trieb ihn aus dem schützenden Bereich des Türbogens auf das Schlachtfeld im Hausflur. Doch die nun folgenden Worte, die gesprochen wurden, erschütterten Michaels Weltbild.
„Sie sind doch der Witz der ganzen Nachbarschaft." Nun schaute Herr König an Klaus vorbei und blickte Michael direkt an.
„Ja, Michael, frag mal deinen Alten, was letztes Wochenende im Stadion passiert ist. Frag ihn mal, was passiert ist, als zwei Hooligans auf ihn zugekommen sind." Klaus wurde kreidebleich
„Herr König, das gehört doch jetzt nicht hierhin, es geht doch um unsere Kinder. Ich bitte Sie!" Das klang in Michaels Ohren nicht wie ein Bitten, sondern mehr wie ein Flehen. So unterwürfig hatte er seinen Stiefvater noch nie gesehen und Herr König wusste, dass er Klaus dran hatte. Ein Lächeln stieg in sein Gesicht und er freute sich, Klaus vor seinem Kind bloßzustellen.
„Letzte Woche im Stadion sind zwei Hools auf deinen Vater losgegangen, doch anstatt sich zu wehren, hat er sich auf den Boden geworfen und um Hilfe geschrieen. Die haben ihn nicht mal berührt. Wie ein kleines Baby lag er da und bettelte um Gnade. Hat nur noch gefehlt, dass er sich eingepisst hätte, und Michael, das sage ich nicht, weil ich es nur gehört habe, sondern ich war dabei, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen."
Michael sah seinen Vater völlig verstört an. Er hoffte darauf, dass Klaus das bestreiten würde, doch nichts. Sein Stiefvater war nun nicht mehr der große Held, nein, vor ihm stand nur noch ein Häufchen Elend, das nicht mal in der Lage war, seinem Sohn in die Augen zu sehen. Michael wusste somit, dass Herr König mit allem, was er sagte, Recht hatte. Michael rannte in sein Zimmer, voller Hass gegen seinen Stiefvater und auch Hass gegen sich selbst. Gegen sich selbst deshalb, weil er so blind war und nicht schon vorher erkannt hatte, dass er die ganze Zeit über belogen worden war. Doch das sollten sie ihm büßen. Nicht nur sein Stiefvater, sondern auch seine Mutter, denn sie hätte ihn aufklären müssen, das hat sie nicht getan und somit war sie kein Deut besser als er.
Sterben werden sie, und ich werde es selbst tun. Wie wusste er damals noch nicht, doch das es geschehen wird, daran hat er nie gezweifelt. Doch mit einem hatte sein Stiefvater Recht, was ja nun schon bewiesen war. Umso besser und schlauer er war, desto mehr Türen würden sich öffnen und umso mehr Freiheiten hätte er. Das heißt, er konnte Sachen anstellen, für die er nie zur Rechenschaft gezogen würde, weil es ihm keiner zutrauen würde. Somit setzte er sich jeden Tag mehrere Stunden an seinen Schreibtisch und lernte wie ein Wahnsinniger. Und auch beim Karatetraining hätte er es weit bringen können, doch er kämpfte nur für diesen einen Augenblick hin, seine Eltern zu töten.
Dafür musste er fit sein. Ja, sein Vater war ein Schwächling, doch er noch ein
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