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Rose

Rose

Titel: Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Conrad
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Kind und somit musste es die Technik sein, die ihm den erwünschten Erfolg brachte. Heute hatte er Geburtstag und eigentlich wollte er es heute tun. Alles war bis ins kleinste Detail geplant. Die Scheune, in der er sie gelockt hätte, Werkzeuge, die bereitstanden, um sie ausgiebig zu quälen und schließlich die Batteriesäure, um sie verschwinden zu lassen. Doch nun waren es schon zu viele Reporter, die reges Interesse zeigten. Die Lösung war einfach, er musste nicht nur die beiden loswerden, sondern sich selbst auch auslöschen.
    Dann wäre er endlich frei. Sein 16. Geburtstag war da genau der richtige Zeitpunkt und der war heute. Heute wird er frei sein. Heute wird er grausam sein. Heute wird er es ihnen nach so vielen Jahren heimzahlen. Er wird sie nicht langsam töten können, doch töten, das würde er sie heute
Karsten
    Karsten würde an seiner Stelle sterben und doch würden alle denken, dass es Michael war, den sie finden würden. Karsten war mit 14 von zu Hause weggelaufen und lebte seit dem auf der Straße, er finanzierte sich sein Leben, indem er nachts seinen Körper verkaufte. Er war ein Stricherjunge, doch dieses Leben gefiel ihm besser als zu Hause bei seinem Vater.
    Der war starker Alkoholiker und völlig verwahrlost. Karsten konnte die täglichen Beschimpfungen und Schläge einfach nicht mehr aushalten. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und sein Vater hatte ihn deswegen gehasst, das war auch der Grund, warum er mit dem Saufen angefangen hatte.
    Der Schmerz war dann für eine kurze Weile nicht mehr ganz so stark, na ja, sagen wir, bis er seinen Sohn gesehen hatte, den Schuldigen, denjenigen, der verantwortlich war für sein Leid. Es machte das Trinken einfach, wenn man in Selbstmitleid versinken konnte.
    Und dann noch den Schuldigen im Haus zu haben, das war das Sahnestückchen. So war ihm das Mitleid seiner Umgebung sicher. Die Nachbarn, die Arbeitskollegen, sogar die Frau vom Jugendamt. Alle ignorierten gekonnt, dass sein Vater alkoholabhängig war. Immer hieß es nur:
    „Schau nur, der arme Mann, der hat seine Frau bei der Geburt seines Sohnes verloren, das ist bestimmt nicht einfach, so alleine zu sein und dann noch jeden Tag dem Mörder in die Augen schauen. Ja, der Kleine kann ja nichts dafür, aber........"
    Der kleine Karsten hatte von seiner Geburt an keine Chance bekommen, und mit 14 beschloss er einfach wegzulaufen. Er packte ein paar Sachen und seinen Teddybären - der in den ganzen Jahren sein bester Freund war- ein. Stahl noch einen Hunderter aus der Geldbörse seines Vaters und verschwand einfach.
    Sein Vater, der besoffen im Sessel schlief, bekam von der ganzen Aktion nichts mit. Als er dann am nächsten Morgen aufgewacht war, war er doch sehr traurig gewesen, als er mitbekommen hatte, dass die Missgeburt von seinem Sohn ihn auch noch bestohlen hatte, nicht nur einen Mörder hatte er großgezogen, sondern nun auch noch einen dreckigen Dieb.
    Verrecken sollst du, dachte er sich. Dann würde endlich Gerechtigkeit herrschen. Er hatte es später der Frau vom Jugendamt gesteckt, dass sein missratener Sohn weggelaufen war. Sie hatte nicht viel dafür getan, ihn zu finden, nein, nur so viel, wie sie gerade musste, um nicht ihre Pflichten zu verletzen. Sie kümmerte sich aber sehr um den armen Mann, der so viel aushalten musste.
    Die Suche wurde dann auch kurze Zeit später eingestellt worden. Jetzt war Karsten frei. Er fuhr mit dem Zug nach Berlin. Am Bahnhof Zoo angekommen, dauerte es auch nicht lange, bis er seine neue Familie kennen gelernt hatte. Sie standen vor dem Haupteingang und schnorrten die vorbeigehenden Passanten an.
    Er näherte sich ihnen und fragte sie, wo man hier pennen könnte. Sie nahmen ihn mit offen Armen auf, nicht, weil sie Mitleid hatten, denn davon brauchten sie selbst einen ganzen Sack voll, sondern weil er flüssig war. Er hatte Geld und das zogen sie ihm auch regelrecht aus der Tasche. Doch er passte in die Gruppe und so durfte er bleiben. Er war halt kein Weichei und hatte wirklich Probleme. Er ist wirklich weggelaufen und er hatte sich dazu entschieden, hier auf der Straße zu leben. Nicht nur aus Abenteuerlust, sondern mit Leib und Seele.
    Der erste Sommer war ja noch ganz schön, man konnte draußen pennen, ohne frieren zu müssen, den ganzen Tag am See rumgammeln und vorbeigehenden Touris das Geld aus der Tasche labern. Er war der erfolgreichste Schnorrer, was wohl an seinen kindlichen Gesichtszügen lag. Die Passanten gaben ihm bereitwillig ein

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