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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Rose den Atem an. Sie sollte ihre gut erhaltenen Unterröcke wegwerfen? Das wäre geradezu eine Sünde.
    Temperamentvoll begann sie mit ihrer Tante zu streiten, und schließlich zerrten beide an einem Unterrock, den Lillian ausrangieren und Mary Rose behalten wollte. Bei diesem Kampf riss er mitten entzwei, und mehrere Schrotkugeln landeten klirrend am Boden.
    »Um Himmels willen, was ist das?«
    »Grober Schrot. Meine Freundin Blue Belle schlug mir vor, diese Kugeln in die Säume meiner Krinolinen zu nähen, damit sie beschwert werden. Im Westen weht manchmal ein heftiger Wind, und es ist unschicklich, wenn die Röcke der Damen hochflattern.«
    Diese Erklärung schockierte die Tante dermaßen, dass sie sich setzen musste, und Ann Marie befahl, Riechsalz zu holen. Danach verbot Lillian ihrer Nichte, jemals wieder Schrotkugeln in Rocksäumen zu erwähnen.
    Am späten Nachmittag übersiedelte die Familie in Lord Elliotts Londoner Haus, und am nächsten Tag sollte Mary Rose den Freunden und Geschäftspartnern ihres Vaters auf einem großen Ball zu Ehren ihrer Hochzeit vorgestellt werden.
    Sie trug ein schönes elfenbeinweißes Abendkleid mit passenden Handschuhen, und ihr Haar, zu kunstvollen Locken hochgesteckt, war mit Saphirnadeln geschmückt. Beunruhigt zupfte sie an ihrem tiefen Dekolleté, das der neuesten Mode entsprach, und die Zofe musste ihr mehrmals versichern, der Busen würde gewiss nicht hervorquellen. »Wie Lady Agatha«, wisperte das Mädchen und strich ein letztes Mal über die Frisur ihrer Herrin.
    Beinahe versäumte Harrison sein eigenes Fest. Er war erst vor zwei Stunden nach London zurückgekehrt, und Mary Rose fand, dass er müde aussah. Neben ihrem Vater stand er in der Halle und beobachtete, wie sie die Treppe herabstieg. Der Anblick seiner Tochter überwältigte Elliott, und er umklammerte den Arm seines jungen Freundes. »Meine Agatha, wie sie leibt und lebt …«
    Mary Rose merkte ihrem Vater an, wie glücklich er war. Am Fuß der Treppe knickste sie formvollendet, was Tränen der Rührung in Lillians Augen trieb. »Gut gemacht, Victoria!«, lobte sie.
    Um so gründlicher missfiel Harrison, was er sah. Am liebsten hätte er seine Frau nach oben geschickt, mit dem Auftrag, ein weniger freizügiges Kleid anzuziehen. »Sie wird sich erkälten.«
    »Unsinn!«, schnaufte Lillian. »Wenn sie ihr neues Jäckchen trägt, kann gar nichts passieren.« Eleanor ließ die anderen fünfzehn Minuten warten. Endlich stolzierte sie die Stufen herab, in einem hellgrünen Abendkleid, und starrte Lillian beifallheischend an. Als sie mit einem Lächeln belohnt wurde, strahlte sie vor Freude.
    Harrison half seiner Gemahlin in das Pelzjäckchen, und da entdeckte Lillian die goldene Halskette. »Wo sind deine Saphire?«
    »Oben«, antwortete Mary Rose. »Ich möchte mein Medaillon tragen, und Ann Marie erklärte, beides zusammen würde nicht gut aussehen.«
    »Meine Liebe, diese Kette ist nachgedunkelt und völlig glanzlos. Nimm sie herunter. Edward, laufen Sie hinauf und holen Sie die Saphire!«
    »Sie will ihr Medaillon tragen«, verkündete Harrison, »weil es eine besondere Bedeutung für sie hat. Und für mich.«
    Auch Lord Elliott unterstützte den Wunsch seiner Tochter, aber er war der Willenskraft seiner Schwester ebenso wenig gewachsen wie Harrison. Ein hitziger Streit wäre entbrannt, hätte Mary Rose nicht nachgegeben. Sie bat den Butler, ihr Medaillon nach oben zu bringen, auf den Schreibtisch zu legen und vorsichtig damit umzugehen. Sobald die Saphirkette ihren Hals schmückte, glättete sich Tante Lillians Stirn.
    »Warum lässt du dir das gefallen, Mary Rose?«, fragte Harrison auf dem Weg zur Tür.
    »So wichtig ist es nicht, und meine Tante meint es nur gut mit mir.«
    Daran hegte er gewisse Zweifel, aber weil Mary Rose offensichtlich keinen Wert auf eine Diskussion legte, verfolgte er das Thema nicht weiter. Sie fühlte sich wie eine Märchenprinzessin und war fest entschlossen, ihrem Vater alle Ehre zu machen. Stumm flehte sie den Allmächtigen an, ihr beizustehen. Der Ball fand im Montrouse Mansion statt. Während Mary Rose den Gratulanten vorgestellt wurde, stand sie zwischen Harrison und ihrem Vater. Ein seniler Herzog nannte sie Lady Agatha und murmelte, ein Wunder sei geschehen. Vergeblich erwartete sie, man würde ihm widersprechen, und schaute Harrison an, der ihr zuzwinkerte.
    Allem Anschein nach beging sie keinen Fehler, und sie glaubte das Wohlgefallen ihrer Verwandten zu erregen. Aber

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