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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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würdest gern in Montana leben. War das – eine Lüge, Harrison?«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Mary Rose. Ich weiß, ich habe dir wichtige Dinge verschwiegen. Aber ich werde dich nie wieder belügen. Und eines Tages wirst du mir wieder rückhaltlos vertrauen. Glaubst du das?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    Zärtlich streichelte er ihr den Rücken. »Bleib vorerst bei deinen Verwandten, Liebling. Ihr müsst so viele Jahre nachholen. Und du bist doch eben erst nach Hause gekommen.« Warum verstand er sie denn nicht? Sie war bei ihren Brüdern zu Hause. Aber sie schwieg, überließ sich willig seinen Liebkosungen, und als die Leidenschaft gestillt war, schlief sie in seinen Armen ein.
    Irgendwann in dieser Nacht erwachte sie, fühlte sich geliebt und geborgen – und hatte trotzdem Angst.
     
    28. April 1873
    Liebe Mama, diesen Nachmittag muss ich in meinem Schlafzimmer verbringen, zur Strafe, weil ich Peter Jenkins in den Bauch geschlagen habe. Erinnerst du dich? Ich habe dir doch geschrieben, dass er mich ständig belästigt. Heute wagte er sogar, mich zu küssen. Das war so widerlich. Ich spuckte aus und wischte mir den Mund ab. Natürlich war das nicht damenhaft, aber wenn ich mich übergeben hätte, wäre es noch schlimmer gewesen, nicht wahr?
    Meine Brüder überlegen, ob sie mich in ein Internat schicken sollen. Bitte, Mama, das musst du verhindern! Schreib ihnen, sie sollen mich hier auf der Ranch behalten. Ich möchte keine feine Dame werden, wirklich nicht. Übrigens, ich werde immer hübscher. Weißt du noch, wie du mir das prophezeit hast?
    Ich liebe dich.
    Mary Rose
     
    PS: Neuerdings wachsen meine Brüste. Das ist sehr unbequem. Jetzt macht’s mir keinen Spaß mehr, dass ich ein Mädchen bin.

20
    George MacPherson erinnerte Mary Rose an ein Frettchen – ein großer, dünner Mann mit langer, spitzer Nase und stechenden Augen. Wegen dieses Vergleichs wurde sie von Gewissensbissen geplagt, denn der Sekretär begegnete ihr überaus galant und fürsorglich. Es schien ihn aufrichtig zu freuen, sie kennen zu lernen, und als sie den Salon betrat, glaubte sie sogar, in seinen Augen würden Tränen glänzen.
    Aus der Tasche seines eleganten dunklen Anzugs hing eine goldene Uhrkette. Die braunen Schuhe glänzten spiegelblank. In einer Hand hielt er einen schwarzen Schirm, in der anderen eine prall gefüllte Aktenmappe. Elliott machte seine Tochter mit Mac-Pherson bekannt und bat sie, Platz zu nehmen. Dann sahen die beiden Männer einige Papiere durch.
    »Ihr Vater ist sehr großzügig, Lady Victoria«, betonte der Privatsekretär. »Das sind Überweisungen an wohltätige Organisationen, die jeden Monat unsere Spenden erhalten.«
    Lächelnd nickte sie ihm zu, und nachdem die Geschäfte erledigt waren, bemerkte sie: »Ich glaube, Sie kannten mich, als ich ein Baby war, Mr MacPherson.«
    »Nennen Sie mich doch George«, bat er und strich eine imaginäre Falte in seinem Jackett glatt. Ohne sich anzulehnen, saß er ihr auf einem Sofa gegenüber. »Ja, Sie waren ein sehr hübsches Kind, Lady Victoria.«
    »Könntest du mir von der Nacht erzählen, wo ich entführt wurde, Vater? Ich bin so neugierig.«
    »Was interessiert dich denn?« Seine Lordschaft runzelte die Stirn, und sie wandte sich wieder zu MacPherson.
    »Nach allem, was ich gehört habe, brachte mich das Kindermädchen heimlich aus dem Haus.«
    »Das stimmt. Ihre Eltern nahmen an der Eröffnung einer neuen Fabrik teil, die außerhalb von New York lag, und kamen erst am nächsten Tag zurück. Wie Lydia das schaffte, wissen wir noch immer nicht. Im Haus wimmelte es von Dienstboten. Wahrscheinlich schlich sie mit Ihnen die Hintertreppe hinab, Mylady.«
    »Das Kindermädchen hieß Lydia?«
    »Ja«, bestätigte Elliott. »Anfangs schaltete sich George in die polizeilichen Ermittlungen ein. Deine Mutter wurde krank, und ich brachte sie nach England zum Arzt ihres Vertrauens.«
    »Sechs Monate später stellte die Polizei ihre Suche ein«, fügte MacPherson hinzu. »Inzwischen hatte Ihr Vater bereits seine eigenen Detektive engagiert und musste ihre Arbeit nur koordinieren.«
    »Wie lange waren die Detektive für dich tätig, Vater?«
    »Vor vier oder fünf Jahren entließ ich sie, legte alles Weitere in Gottes Hand und versuchte mich mit meinem Verlust abzufinden. Aber Harrison gab nicht so leicht auf. Beharrlich folgte er jeder Spur.« Elliott ergriff die Hand seiner Tochter. »Und wie durch ein Wunder fand er dich.«
    »Ihr Vater erzählte mir, Sie seien von

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