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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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daß du dabei viel verlieren würdest? Hier regierst du das Haus, herrschst despotisch übers Gesinde, hast
     in Monsieur de Saint-Clair stets höfliche Gesellschaft, und deinen Reifrock würde Franz dir im Champ Fleuri keine Minute erlauben.«
    »Was heißt ›despotisch‹?«
    »So nennt man eine unumschränkte Herrschaft.«
    |250| »Na ja, das muß schon sein bei unseren Leuten hier. Glaubt Ihr, sie wären sonst so ergeben und fleißig? Darauf könnt Ihr Euch
     verlassen, daß ich keine Faulheit, Unsauberkeit oder Frechheit dulde.«
    »Die Frechheit hebst du auf für mich«, sagte ich.
    »Oh, Monsieur«, sagte sie tiefernst, »das ist ganz was anderes: Euch liebe ich.«
    Ich lachte laut heraus.
    »Habe ich was Dummes gesagt?« fragte sie besorgt.
    »Nein, nein, Louison«, sagte ich, »du hast nur eine Wahrheit ausgesprochen, die man so nicht auszusprechen pflegt.«
    »Was übrigens Monsieur de Saint-Clair angeht, ist er immer höflich, ja, und er gibt sich wirklich große Mühe mit allem auf
     dem Gut. Aber er ist nicht lustig und macht keine Scherze wie Ihr. Und seit er verliebt ist, langweilt er mich zu Tode mit
     seinem Gerede.«
    »Wieso?«
    »Er schwärmt in allen Tonlagen, wie schön das Fräulein ist. Dabei ist sie ein Mädchen wie andere auch: fade Haare und Wasseraugen.«
    »In seinen Briefen schilderte er sie mir wunderschön goldblond und ihre Augen himmelblau.«
    »Ist doch dasselbe«, sagte Louison eigensinnig.
    Ich lachte.
    »Ihr lacht mich aus!«
    »Überhaupt nicht.«
    Und ich setzte meiner kleinen Brünetten einen kleinen Kuß auf die hübsche Nase. Aber es half nichts. Schon im Champ Fleuri
     konnte keiner von uns Margots Schönheit auch nur ein bißchen loben, ohne daß sie wütend wurde.
    »Aber noch schlimmer ist«, setzte sie hinzu, »die Göre hat ihren eigenen Kopf. Wenn er die heiratet, dann, das garantier ich
     Euch, Herr Graf, ist er nicht Herr im Haus.«
    Und du nicht mehr die Herrin hier, dachte ich im stillen, und genau an der Stelle, mein Lieb, drückt dich der Schuh.
    »Was meinst du denn«, fragte ich laut, »ob aus dieser Heirat etwas wird?«
    »Wenn’s nach mir ginge, nicht! Was muß sich Monsieur de Saint-Clair so schnell verheiraten? Hat er nicht seine Jeannette,
     ein liebes Mädchen, mit der ich mich so gut verstehe?«
    |251| »Vielleicht ist es ein bißchen viel verlangt von Saint-Clair, daß er nicht heiraten soll, um dir nicht zu mißfallen.«
    Hierauf mußte auch sie lachen. Sie war klug genug, um sich auch über sich selbst lustig zu machen.
    »Aber, mal ernsthaft«, sagte sie, »ich glaube, es kommt zur Hochzeit. Das Mädchen will ihn. Und als seiner einzigen Tochter
     gibt der Vater ihr soviel Geld mit, daß sie Saint-Clair, auch wenn er nicht reich ist, doch lieber nimmt als irgendeinen dicken
     Geldsack. Das einzige ist, daß sie, eingebildet, wie sie ist, auch gern einen Titel haben möchte, und Saint-Clair hat keinen.«
    »Aber er ist guter alter Adel.«
    »Aber ohne Titel. Monsieur, wollt Ihr dieser Verbindung helfen?«
    »Sicher.«
    »Dann überlaßt Monsieur de Saint-Clair zur Hochzeit das Haus, das Ihr dem Rapinaud abgekauft habt. Ihr fangt doch nichts damit
     an, so groß und schön es ist. Es macht was her mit seinem Turm und würde dem Stolz des Mädchens sicher schmeicheln.«
    Das du, mein Schätzchen, dachte ich, lieber dort sehen möchtest als hier, damit es dir dein Reich nicht streitig macht.
    »Das hätte auch den Vorteil«, fuhr Louison fort, »daß die arme Jeannette dann nicht in ihre traurige Hütte zurückmüßte, sondern
     hier im Schloß bleiben könnte, was nur gerecht wäre. Schließlich hat sie Monsieur de Saint-Clair ihre Jugend gegeben.«
    Es rührte mich, daß meine Louison sich so zartbesaitet gegenüber einer Kammerfrau zeigte, der sie sich weit überlegen fühlte.
     Aber natürlich konnte Jeannette ihr nie gefährlich werden, weder von ihren Aufgaben her noch von Wesen und Erscheinung.
    Ich sah Monsieur de Saint-Clair nach dem Frühstück in meinem Kabinett. Er legte mir alle Rechnungen auf Heller und Pfennig
     dar, was eine gute Stunde dauerte, so peinlich genau war er.
    Wir bewirtschafteten das Gut nun drei Jahre, und man konnte es wohl ein Wunder nennen, wie es sich herausgemacht hatte. Die
     Ausgaben für das Rapinaud-Anwesen, den Wegebau und das Kirchendach waren schon im ersten Jahr getilgt worden. |252| Und das zweite und dritte Jahr hatten einen Gewinn abgeworfen, der das Doppelte meiner Pension als Erster Kammerherr betrug
    

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