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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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verkauft hatte, ohne Nachkommen gestorben war, ließ unser Mann, der Lautrin hieß, sich
     zunächst Monsieur Lautrin de Peyrolles nennen. Und als die Gewohnheit sich eingeschliffen hatte, unterschlug er den bürgerlichen
     Lautrin und wurde Monsieur de Peyrolles. So war es im Reich schon lange Brauch. Mancher |248| spottete darüber, aber eigentlich hatte niemand etwas dagegen. Und waren die neuen Herren nur wohlhabend genug, geruhte der
     Schwertadel auch durchaus ihre Töchter zu heiraten.
    Meine Louison, die ich ländlich erblüht fand, machte mir anfangs bittere Klagen, daß ich sie so viele Monate nicht besucht
     hatte. Meine Entschuldigungen stellten sie wenig zufrieden, der Dienst für den König erkläre nicht alles, sagte sie und verdächtigte
     mich offen der Untreue. Wenn das so weiterginge, sagte sie, wolle sie lieber in das Haus im Champ Fleuri zurückkehren, als
     sich in dieser Einöde zu grätzen, wo sie keinen zum Reden hätte außer Monsieur de Saint-Clair, der ihr den lieben langen Tag
     in den Ohren läge mit seinen albernen Hymnen auf Laurena de Peyrolles.
    Ich versuchte sie zu besänftigen, so gut ich konnte, zuerst mit Worten, aber erfolglos, dann mit Liebkosungen, die sie abwehrte,
     und schließlich mit einem Geschenk, einer goldenen Kette, die ich in Poitiers für sie gekauft hatte. Sie nahm sie völlig unbeeindruckt
     entgegen. Ob ich mir einbildete, sie mit Klimbim abspeisen zu können. Wenigstens legte sie aber die Kette um und trat vor
     einen großen Spiegel. Sie beschaute sich von vorn, von der Seite und mit Hilfe eines kleinen Spiegels, den sie aus der Tasche
     ihres Reifrocks zog, auch von hinten. Sie ließ ihre Finger über die goldenen Glieder der Kette gleiten und sagte, man könne
     mir ja viel vorwerfen, aber nicht, daß ich knauserig sei: Dieses Halsband sei für ihr Gefühl durchaus einer Standesperson
     würdig.
    Was sie mir denn vorzuwerfen habe, fragte ich.
    »Eure andauernde Untreue«, sagte sie, nun wieder mit flammenden Augen.
    »Nein«, sagte ich ernst, »keine andauernde, keine einmalige, ich war dir treu, Louison.«
    »Wirklich! Schwört Ihr mir das beim Haupt Eures Vaters?«
    »Ich schwöre es.«
    Sie blickte mir eine Weile fest in die Augen, und auf einmal schmolz das Eis, und sie fiel mir um den Hals.
    Das Ungestüm unserer Umarmungen, die ein Großteil der Nacht verschlangen, überzeugte sie vollends, daß ich das Haupt des Marquis
     de Siorac nicht leichtfertig beschworen hatte. Und als unsere Glut erschöpft war, schmiegte sie ihren Kopf an meine Schulter,
     ganz Sanftmut und Liebe.
    |249| Mich weckte das erste Tageslicht, und weil die Nacht die Erinnerung an meine Reisen ausgelöscht hatte, fand ich mich ganz
     verwundert in meinem Schlafzimmer zu Orbieu. Und wie köstlich war nun meine Überraschung, daß Louison in meinen Armen lag,
     zärtlich, warm, mit ihren langen Haaren, so als hätte der Herrgott meinen Schlaf genutzt, sie in seiner Güte für mich zu erschaffen.
     Ich betrachtete sie eine Weile, die ersten Strahlen der Morgenröte vergoldeten ihr Gesicht, und ihre geschlossenen Augen,
     die geöffnet so viele Flammen sprühen konnten, hatten etwas Naives und Kindliches, das mir ans Herz griff.
    In unserer Hast am vergangenen Abend hatte sie weder die Bettvorhänge noch die Damastgardinen an den Fenstern zugezogen, und
     als wir beide aufwachten, durchdrang uns schnell die Novemberkälte, die wir über unseren Umarmungen am Abend nicht einmal
     bemerkt hatten. Rasch sprang meine Eva, wie Gott sie geschaffen hatte, aus dem Bett und legte Feuer an das Reisig im Kamin.
     Der Diener mußte es am Vortag gut unter den Scheiten geschichtet haben, denn in Minutenschnelle lohte das Feuer hoch und hell
     und tanzte für uns in freundlicher Wärme. Louison warf uns eine zweite Decke über, schloß die Bettvorhänge außer nach der
     Feuerseite hin, dann kuschelte sie sich bei mir ein, damit ich sie aufwärme.
    Wie ich es liebe, dies trauliche Geplauder im Bett, wenn meine Gefährtin mir, ohne es zu wissen, so reiche Geschenke allein
     dadurch macht, daß sie ihren süßen Körper an den meinen schmiegt. Und wie gut ich mich dieser Plauderei entsinne, so wenig
     belangvoll sie auch war.
    »Was sagtest du gestern abend, Louison«, fragte ich lächelnd, »wenn das so weiterginge, daß ich dich so wenig besuche, würdest
     du lieber wieder in unser Pariser Haus zurückgehen?«
    »Das habe ich gesagt, ja, und davon nehme ich kein Wort zurück.«
    »Meinst du nicht,

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