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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Lesdiguières ist diesen Monat zum Katholizismus übergetreten.«
    »Ist das wahr?«
    »Wie das Evangelium.«
    »Aber Ihr sprecht in Rätseln. Was bedeutet das?«
    »Daß Lesdiguières aus seiner Dauphiné kommt und vor Montpellier zu uns stößt. Dann gürtet ihn der König mit dem |359| Degen des Konnetabels, und Lesdiguières wird, Gott sei Dank, die Belagerung führen. Condé rückt in den Hintergrund.«
    »Woher wißt Ihr das?«
    »Ich habe Ohren.«
    »So lange?« fragte ich lachend. »Dann habt Ihr vielleicht auch gehört, daß Richelieu auf dem besten Wege ist, vom Papst zum
     Kardinal ernannt zu werden?«
    »Oho! Das ist mir neu«, sagte Bassompierre und wölbte die Brauen. »Und es ist von höchstem Interesse! Zumal der Kardinal von
     Retz in den letzten Zügen liegt.«
    »Das hörte ich.«
    »Und einen Platz im Kronrat freimachen wird. Den Richelieu einnehmen könnte.«
    »Leider bezweifle ich«, sagte ich, »daß Ludwig ihn berufen wird.«
    »Warum? Verkennt er den überragenden Scharfsinn des Bischofs von Luçon?«
    »Er kennt ihn nur zu gut. Sobald Richelieu auch nur die Zehenspitze in den Kronrat setzte, würde Ludwig fürchten, von ihm
     beherrscht zu werden.«
    »Wie wär’s«, sagte Bassompierre nach einem Schweigen, »wenn wir jetzt ein bißchen über mich sprechen würden?«
    »Über Euch, Graf?« fragte ich lächelnd.
    »Über mich, mein Freund. Bin ich keine interessante Person? Habe ich nicht diese und jene Meriten?«
    »Oh, das unterschreibe ich, und wenn sie ein ganzes Buch füllen würden!« sagte ich mit einer Verneigung.
    »Als der Herzog de La Force die Stadt Sainte-Foix-la-Grande gegen das Marschallsamt eintauschte, sagte Condé zu mir, dieser
     Rebell würde für seine Rebellion besser belohnt als ich für meine Verdienste.«
    »Ein Beweis«, sagte ich, »daß sogar Wirrköpfe manchmal die Wahrheit sagen.«
    »Wißt Ihr, daß Blainville dem König Condés Wort gestern abend wiederholt hat?«
    »Ich weiß.«
    »Und der König hat keinen Ton dazu gesagt!«
    »Nicht ganz. Ludwig blieb nicht stumm, nachdem Blainville gegangen war.«
    »Und was hat er gesagt?«
    |360| Ich blickte Bassompierre süßsauer an.
    »Ich weiß nicht, ob ich nicht lieber schweige«, sagte ich, »und wäre es nur, um mich für Eure kleine Schofelei zu rächen,
     als Ihr mich damals glauben machtet, der König wolle mich mit der Gräfin von Orbieu verheiraten.«
    »In dem Fall verbietet mir meine Würde zu insistieren«, sagte Bassompierre steif und erhob sich.
    »Und meine Freundschaft gebietet mir, Euch nichts zu verbergen«, sagte ich sofort. »Bitte, nehmt wieder Platz! Schenkt Euch
     von diesem guten Frontignan ein, und stoßen wir an! Es lohnt sich. Mit Ende dieses Feldzugs werde ich protokollarisch verpflichtet
     sein, Euch mit Exzellenz anzureden, und der König wird Euch ›mein Cousin‹ nennen.« 1
    ***
    Der König erholte sich, als wir Béziers verließen, und in Pézénas war er wieder wohlauf. Da hatte er eine gute Idee, die ihm
     von niemand eingeflüstert wurde, weder vom Kronrat noch von Condé noch von seinem Oberbefehlshaber. Er beschloß, eine nach
     der anderen die kleinen Festen rings um Montpellier zu nehmen: Mauguio, Lunel, Sommières, und damit der hugenottischen Zitadelle
     jede Unterstützung abzuschneiden. Und er ging nach Aigues-Mortes, das der Herzog von Châtillon hielt, verhandelte mit ihm
     und tauschte die Stadt gegen ein Marschallsamt. Das gefiel Bassompierre wenig, er fand, man gebe den hugenottischen Aufrührern
     zu viele Marschallsämter. Ich beruhigte ihn jedoch damit, daß der König diese Marschälle nie im Feld einsetzen würde, weil
     er ihrer Loyalität nicht traute, und daß diese Titel nur Schall und Rauch seien. Vor den Mauern von Montpellier stieß endlich
     Lesdiguières aus der Dauphiné zu uns, der frisch bekehrte Katholik, aber vor allem ein bewährter General von achtzig Jahren,
     dessen lange Karriere keine einzige Niederlage aufwies. Er empfing vom König den Degen des Konnetabels, und das Heer atmete
     auf. Leider war die Erleichterung von kurzer Dauer, denn ebenso dumm wie Luynes vor Montauban, wollte Condé den |361| Befehlen des neuen Konnetabels nicht gehorchen, und Lesdiguières, der zu klug war, um sich mit dem Ersten Prinzen von Geblüt
     in einen Machtkampf einzulassen, kehrte in die Dauphiné zurück, um Verstärkung zu holen.
    Das geschah so schnell, daß Ludwig keine Zeit zu reagieren hatte. Allerdings muß man hier sagen, daß Ludwig in seinen

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