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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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darüber, daß ich mich festgelegt hatte, ohne daß ich es vorher reiflich bedacht hatte.
    »Ach, mein guter Freund!« sagte Pater Joseph, indem er heftig meine Hand drückte, aber wortlos, so bewegt war er.
    Einen Augenblick später fühlte ich ihn nicht mehr an meiner Seite, und als ich aufstand, sah ich seine schmale Gestalt im
     Nebel verschwinden.
    ***
    Schöne Leserin, wir haben das Jahr 1623 erreicht, und es ist Zeit, mit einer Geschichte anzufangen, die ich Ihnen hier leider
     nicht bis zu Ende erzählen kann, weil das Ende nicht mehr in diesen Band gehört und Sie erst im folgenden erwartet. Sie verlieren
     dabei wenig, denn sosehr diese Episode auch durch abenteuerliche Schilderungen aufgebauscht wurde, eignet ihr in Wahrheit
     nicht jene Romantik, die man ihr verliehen hat. Vielmehr mündet sie in ein Scheitern, halb lächerlich, halb abscheulich. Was
     ich, auf unumstrittene Zeugenschaften gestützt, davon berichten werde, dient einfach dazu, die bloßen Tatsachen klarzustellen.
    Nachdem Madame de Luynes Monsieur de Chevreuse eingewickelt hatte, Apfel und Schlange in einem, wenn ich so sagen darf, und
     seine Gemahlin geworden war, gewann sie sowohl ihre Louvre-Wohnung zurück, die sie übrigens gar nicht verlassen hatte, als
     auch ihr Amt als Haushofmeisterin der Königin und damit ihr tagtägliches, behexendes Zusammensein mit Anna von Österreich.
     Gewiß verdankte sie diese wunderbare Wendung ihres Schicksals der Protektion des Herzogs von Chevreuse, gegen den sie es an
     Liebesbeteuerungen und Schwüren von ewiger Dankbarkeit natürlich nicht fehlen ließ. Als sie sich jedoch besann und überlegte,
     daß sie Monsieur de Luynes doch einen recht üblen Streich gespielt hatte, als sie die Geliebte des Herzogs von Chevreuse wurde,
     fand sie, nun mit besagtem Herzog verheiratet, sie müsse das Monsieur de Luynes angetane |368| Unrecht gutmachen, indem sie die Geliebte des Grafen von Holland wurde.
    Der neue Gegenstand ihrer Liebe war ein englischer Lord, der nach Frankreich entsandt wurde, um die Eheschließung des Prinzen
     von Wales mit Ludwigs kleiner Schwester Henriette anzubahnen. Nun hatte die englische Krone aber zwei Eisen im Feuer und zögerte
     zwischen Henriette von Frankreich und Maria Infantin von Spanien, der Schwester unserer Anna von Österreich. Dieses Zögern
     rührte daher, daß Englands Außenpolitik selbst zögerlich war und zwischen der Freundschaft mit Frankreich und einem Bündnis
     mit Spanien schwankte. Und es war bestimmt nicht leichter, dem allerkatholischsten König einen protestantischen Schwager nahezubringen
     als dem allerchristlichsten König.
    Wenn der Graf von Holland in dieser unendlichen Heiratsgeschichte nach Paris kam, stieg er also im Hôtel de Chevreuse ab,
     wo er, wie man sah, seine Bequemlichkeiten hatte, denn mein armer Claude war viel zu sehr mit Jagden, Pferden und Hunden beschäftigt,
     um für irgend etwas Augen zu haben, was seine Ruhe stören konnte.
    Ich begegnete dem Grafen von Holland mehr als einmal bei meiner Schwester, der Prinzessin Conti, und fand ihn, offen gestanden,
     sehr schön. Bassompierre dagegen behauptete, er sehe ein bißchen fade aus, und die Prinzessin fand, er habe etwas Weibisches
     an sich. Nun kann es gut sein, daß bei den beiden ein wenig Neid im Spiel war, denn Bassompierre war damals vierundvierzig
     Jahre alt, und meine schöne Halbschwester tat ihr Bestes, zu verbergen, daß sie fünfunddreißig war, während Madame de Luynes
     so schlau gewesen war, mit dem Jahrhundert zur Welt zu kommen, und wenn man Graf von Holland ansah, konnte er kaum älter sein,
     so frisch waren seine Farben und so lebhaft seine Augen. Was die Prinzessin Conti wahrscheinlich zu der Meinung veranlaßte,
     daß Holland etwas Weibisches an sich habe, war, daß er ständig von seinem großen und engen Freund sprach, dem Herzog von Buckingham,
     und dessen Talente und Schönheit rühmte. Er zeigte der Herzogin von Chevreuse, mit der er im Hôtel de Chevreuse besagte Heimlichkeiten
     hatte, Bildnisse von ihm, und in der undurchschaubaren Seele derer, die Ludwig XIII. den »Satan« nannte, keimte ein teuflischer
     Plan. Obwohl Anna von Österreich und Buckingham sich nie gesehen |369| hatten, gedachte Madame de Chevreuse es derart anzustellen, daß die Königin von Frankreich, wenn sie ohne Unterlaß Lobreden
     auf den schönen Herzog hörte und seine Bildnisse sah, sich in ihn verliebte. Holland machte es mit Buckingham ebenso, und
     das Hauptziel

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