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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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zu haben, drei seiner Soldaten ausschickte, den Unverfrorenen durchzuprügeln.
     Nun hatten die Haudegen den Unglücksraben aber ein bißchen zu hart hergenommen; reuig brachten sie ihn daher in den Gasthof
Zu den zwei Tauben,
wo er sich seitdem versteckt und kuriert aus Furcht vor dem Gespött des Hofes und vor den Fragen seiner Frau.«
    Die Gräfin von Orbieu, der ich noch am selben Tag meinen Laufburschen schickte, lud mich für den kommenden Tag auf Punkt Mittag
     ein. Als ich aber hinkam, ließ sie sich entschuldigen, daß sie mich nicht empfangen könne, sie liege im Bett, und empfahl
     mir, alle sie betreffenden Dinge mit ihrem
maggiordomo
zu verhandeln, der sich darin sowieso am besten auskenne.
    Diese mündliche Botschaft wurde mir von dem
maggiordomo
selbst ausgerichtet, einem schönen Kavalier mit Degen zur Seite. Aha, dachte ich, ein Nachgeborener aus gutem Hause, der mangels
     Geld auf diese Stelle angewiesen ist. Und tatsächlich stellte er sich als Henri de Saint-Clair vor, und klar, wie sein Name
     es ankündigte, war er wirklich in Erscheinung und Wort, in Denken und Meinen: Er sprach über alles ganz unumwunden.
    Nachdem ich Platz genommen hatte, erkundigte ich mich höflichkeitshalber, woran die Gräfin denn leide. Saint-Clair lachte
     nur.
    »Die Frau Gräfin und leiden? Es geht ihr blendend, wenn sie an etwas leidet, dann einzig an einer unheilbaren Trägheit, sie
     lebt nur zwischen Tisch und Bett und Bett und Tisch. Herr Chevalier«, fuhr er fort, »sowie ich von Euren Absichten und Eurem
     Besuch hörte, habe ich zwei Sendschreiben aufgesetzt, eins an den Gutsverwalter Rapinaud, damit er Euch erlaubt, das Schloß
     zu besichtigen, und das zweite an den Pfarrer von Orbieu, denn Orbieu ist auch ein Dorf, das zum Gut gehört.«
    »Warum so eilig, Monsieur?« sagte ich. »Es brennt doch nicht.«
    »Doch, doch! Wir sind ruiniert! Wir leben sozusagen nur noch von Schulden.«
    »Ruiniert?« sagte ich verwundert. »Wie denn das? Die Gräfin lebt doch ohne Aufwand, ganz zurückgezogen.«
    |41| »Wir haben doppelt so viele Lakaien, Zofen und Köche als nötig. Die Leute fressen uns auf.«
    »Warum entläßt man sie dann nicht?«
    Hierauf erregte sich Saint-Clair.
    »Eben das rate ich der Gräfin ja, seit ich in ihrem Dienst bin«, rief er aufgebracht, »aber sie sieht es nicht ein. Sie sagt,
     das hieße ›auf ihren Rang verzichten‹! Man faßt es nicht! Herr Chevalier, habt Ihr Töne für so viel Dummheit? Den Rang! Was
     für ein Rang? Sie empfängt keine Besuche, verbringt ihre Tage im Bett, schläft oder spielt mit ihrem Hündchen. Mir jedenfalls
     ist diese Schlamperei ein Greuel, und ich ginge lieber heute als morgen, wenn ich wüßte, wohin.«
    »Aber«, sagte ich, »es ist doch unbegreiflich, daß Orbieu nicht wenigstens ein bißchen Gewinn abwirft!«
    »Keinen blanken Heller, glaubt mir, Monsieur. Zu Lebzeiten des Grafen erbrachte es noch einiges. Denn der Graf war öfter in
     Orbieu, und wenn er nur Wildbret jagte oder vielmehr Wilddiebe. Natürlich war der Graf ein Kirchenlicht, vor allem wenn es
     um Zahlen ging oder die Nachprüfung von Rechnungen. Aber er kam wenigstens von Zeit zu Zeit. Er war immerhin der Herr: Man
     getraute sich nicht, Unterschlagung und Betrug zu weit zu treiben. Das änderte sich, als er starb. Die Gräfin setzte nie mehr
     den Fuß nach Orbieu, weil es ihr zuwider war. Also kannte man keine Scheu mehr, es wurde zugelangt, wo es nur ging, und die
     Einkünfte sind auf Null gesunken.«
    »Monsieur«, sagte ich mit einem Lächeln, »wollt Ihr mich völlig entmutigen?«
    »Ganz und gar nicht, Monsieur. Orbieu«, fuhr Saint-Clair mit Begeisterung fort, »ist ein sehr schöner, großer Besitz, einen
     Tagesritt von Paris entfernt, mit Wäldern, Wiesen, Äckern, Quellen, einem Teich und einem Fluß, der eine Mühle speist, und
     mit einem sehr hübschen Schloß in Hau- und Backstein, das allerdings einige Reparaturen braucht. Ich wäre überglücklich, wenn
     das alles mir gehörte und ich das Geld hätte, es instand zu setzen. Ich würde immer dort leben.«
    »Finden Sie das Landleben so anziehend?«
    »Ganz ungemein, ich bin nur ungern in diesem stinkenden Paris. Wie Ihr Euch denken mögt, Herr Chevalier, komme ich aus gutem,
     wenn auch sehr armem Hause.«
    »Ich habe es bemerkt«, sagte ich mit einer Verneigung. Einer |42| von diesen Briefen«, fuhr ich fort, »ist für den Pfarrer von Orbieu bestimmt. Das heißt, daß ich ihn besuchen soll?«
    »Ihn als ersten,

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