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Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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wo sie ein Collège gründeten, das hinfort die Offiziere seiner Armee ausbildete. Das berüchtigte Collège de Clermont zu Paris
     aber, wo der junge Châtel mit solcher Heimtücke abgerichtet worden war, blieb auf Befehl des Königs geschlossen.
    Ob nun in himmlischen Gefilden oder am Höllengrund, je nachdem, wohin seine Tat ihn gebracht hatte, mußte der junge Châtel
     sich wohl sehr verwundern, daß er sechzehn Jahre nach seinem Tod den Anlaß bot zu einer Art Handgemenge zwischen dem Papst
     und Henri Quatre. Die Szene begab sich im Januar 1610, fünf Monate, bevor unser Henri von Ravaillacs Messer fiel. Der König
     rüstete damals mächtige Armeen gegen die spanischen, österreichischen und niederländischen Habsburger, katholische Nationen
     allesamt, gegen die der König von Frankreich sich mit den protestantischen Ländern zu verbünden suchte. Diese Politik beunruhigte
     den Papst dermaßen, daß er Henri eine Warnung sandte, die durch ihre Implikationen weit furchtbarer war als nach ihrer buchstäblichen
     Bedeutung.
    Seine Heiligkeit publizierte ein Edikt, in welchem die
Histoire Universelle
von Präsident de Thou unwiderruflich verdammt wurde. Was angesichts der protestantischen Sympathien |59| des Autors nicht erstaunlich war. Was hingegen höchlich erstaunte, waren die beiden anschließenden Verdammungen. Die zweite
     betraf das Verhörprotokoll des Antoine Arnauld gegen die Jesuiten. Die dritte und letzte –
in cauda venenum!
1 – verdammte das Todesurteil gegen Jean Châtel.
    Die Aufregung in Frankreich war groß und das Geschrei allgemein. Vor allem der Oberste Gerichtshof spie Feuer und Flammen.
     Mehrheitlich gallikanisch gesinnt und nicht willens, Übergriffe der päpstlichen Macht in Frankreich zu ertragen, empörte er
     sich einhellig, daß der Vatikan das Urteil verdammte, das der französische Oberste Gerichtshof, eine souveräne Behörde, über
     den Königsmörder verhängt hatte. Was beabsichtigte der Heilige Stuhl? Wollte er Jean Châtel auferstehen lassen und ihm sein
     Messer wiedergeben? Dringlichst einberufen, erklärte der Pariser Oberste Gerichtshof in seinem Zorn das Edikt des Heiligen
     Vaters für null und nichtig und befahl, es zu verbrennen.
    Henri verbot den Scheiterhaufen, aber er bestellte den Nuntius Ubaldini ein und erhob schwere Vorwürfe: Die Absolution Châtels
     sei nichts anderes als ein Aufruf zu neuerlichem Mord an ihm! Er forderte, daß der Papst sein Edikt widerriefe. »Aber wie
     sollte er?« rief der Nuntius und hob seine molligen Händchen, »der Heilige Vater spricht im Namen des Herrn, er kann nicht
     irren.«
    Hierauf nun bewies der Heilige Stuhl aufs neue seine legendäre Schläue. Er erließ ein weiteres Edikt, das zwar die Verdammung
     der
Histoire Universelle
von Präsident de Thou enthielt, aber Arnaulds Prozeßprotokoll gegen die Jesuiten und das Todesurteil gegen Jean Châtel nicht
     aufführte. Diese Weglassung war ein halbes Zugeständnis, mehr aber auch nicht, denn das vorige Edikt wurde ja nicht widerrufen.
     Ich entsinne mich, wie mein Vater dazu sagte: »Was hilft das noch? Nur der erste Erlaß des Heiligen Stuhls wird für gültig
     erklärt werden. Seine ›Reue‹ schiebt man aufs Konto der Diplomatie. Die Drohung gegen des Leben des Königs bleibt voll bestehen.«
    Leider täuschte er sich nicht! Auch wenn man den Jesuiten eine Beteiligung an Ravaillacs Attentat nicht nachweisen konnte
     – schließlich waren sie nicht die einzigen, die im Dunkeln |60| tätig waren, um verwirrte Geister in gelehrige, blutrünstige Werkzeuge zu verwandeln.
    Keine Frage, das Problem an diesem dreizehnten Februar 1618 war unendlich weniger dramatisch, es ging nur darum, ob die Jesuiten,
     die sich seit langem wieder in den französischen Provinzen festgesetzt und sehr erfolgreiche Schulen gegründet hatten, das
     Collège de Clermont zu Paris wieder eröffnen durften. Doch allein schon der Name Jesuiten erweckte bei fast allen Franzosen
     stürmische Leidenschaften, sei es für die berühmte Gesellschaft, sei es gegen sie.
    Der Sorbonne waren die Jesuiten verhaßt, weil sie ihr Bildungsprivileg gebrochen hatten und überall Schulen betrieben, die
     übrigens besser waren als ihre, weil sie neue Methoden anwandten. Die Pfarrer waren ihnen gram, weil sie sich die reichsten
     Beichtkinder durch ihre laue Beichtpraxis kaperten, die ihnen Schenkungen und Legate einbrachte. Die Bischöfe entrüsteten
     sich, daß diese Erbschleicher, die auch sie selbst

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