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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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Thebaner, die schon mitten in der Stadt waren, kamen aus dem Hexenkessel nicht mehr heraus, wurden gefangengenommen und mit dem Schwert hingerichtet. 48 Jahre vorher, nach der Perserschlacht, hatte Theben die Neutralität Platääs beschworen; daher ließen nun die Platäer die Eidbrüchigen als Verbrecher über die Klinge springen.
    Hier warne ich Sie vor einem voreiligen Urteil. Man pflegt die Thebaner Neutralitätsverletzer zu nennen. So haben uns auch die Belgier 1914 genannt. Platää war nie neutral, und als der Krieg drohte, stellte es sich eindeutig auf die Seite Athens. Daß Perikles die Sache genauso ansah, beweist sein Versuch, die Hinrichtung zu verhüten. Aber der Bote kam zu spät. Die Platäer wußten, was sie taten; sie nahmen nur vorweg, was gang und gäbe werden sollte. Das blutige Ereignis löste eine Kettenreaktion von Grausamkeiten aus, zu denen alle schon im voraus bereit gewesen waren. In Athen ergriff man alle »feindlichen Ausländer«. Sparta erklärte darauf, es werde keinem Athener mehr Pardon geben.
    Das Heer unter König Archidamos setzte sich in Marsch.
    Es fand keinen Widerstand. Perikles hatte alle Landbewohner aufgerufen, Haus und Hof zu verlassen und sich in den Mauern Athens in Sicherheit zu bringen. Es war ein, wie es heißt, wohlüberlegter Plan; Archidamos sollte ins Leere stoßen, die spartanische Kriegsmaschine sich totlaufen.
    Die Rechnung ging zunächst auf. Zusammengepfercht, auf allen Plätzen, auf allen Höfen, in Tempeln, in Zelten und Baracken hausend, warteten Zehntausende von Flüchtlingen in Athen, was geschehen würde. Tag und Nacht standen sie auf der kilometerlangen Mauer und sahen in allen Himmelsrichtungen den Feuerschein der brennenden Dörfer und Gehöfte. Archidamos zog kreuz und quer durch Attika und verwüstete das Land. An einen Angriff auf Athen schien er nicht zu denken. Die Stadt befand sich in fieberhafter Ungewißheit. Keine Nachrichten von Platää. Keine aus dem eingeschlossenen Oinoe. Und wo war eigentlich Perikles?
    Man rief ihn jetzt oft heraus. Dann erschien er, schön wie einst, ruhig und gelassen. Er erklärte unermüdlich aufs neue seinen Plan und beruhigte die Menge, die jedoch nicht griechisches Blut in den Adern gehabt haben müßte, um nicht im tiefsten Herzen »altmodisch« zu sein und diese Art des Krieges zu verachten. Es standen jetzt oft Redner auf, die man zuvor nie gesehen hatte. Sie schlugen ganz neue Töne an. Da konnte man ab und zu einen gewissen Kleon hören, der sich etwa wie Chruschtschow betrug. Es war ein schlechtes Zeichen, daß niemand über ihn lachte. Die Sorge hatte den guten Geschmack verdrängt. Er ist für die Masse eben doch ein Luxus.
    Im Juni, also kaum einen Monat später, zeigte sich, daß Perikles recht gehabt hatte — die Spartaner zogen ab! Sie kehrten zum Peloponnes zurück.
    Die Tore Athens öffneten sich wieder, die Städter wurden die verhaßt gewordenen Flüchtlinge los, und die Flüchtlinge dankten den Göttern und verfluchten die Städter; die Bauern räumten unter den rauchenden Trümmern ihrer Habe auf und fingen wieder von vorne an. Perikles warf Geld unter die Leute, die Schiffe karrten neue Lebensmittel heran, und Kratinos, der Vielbelachte, schrieb eine neue Komödie. Platää existierte noch, Oinoe hatte sich gehalten; es war alles ganz gut gegangen.
    Athen holte zum Gegenschlag aus. Perikles mobilisierte die Flotte. Ziel: Landung in Methone (Messenien). Man wollte Sparta an seinem wundesten Punkt treffen. Wenn die Landung glückte, konnte man Verbindung mit den Heloten auf-nehmen, sie bewaffnen und zum Aufstand aufrufen. Aber es ging mit dem Teufel zu. Als die Flotte in Methone ankam, stand ein spartanisches Regiment unter dem jungen General Brasidas da. Die Invasion wurde abgeschlagen. Die Athener setzten Segel und beschlossen, sich wenigstens an den westlichen Inseln schadlos zu halten. In respektvollem Abstand zur Küste kehrte dann die Flotte heim. Man plänkelte im Herbst noch ein bißchen mit den Megarern herum, zog es aber schließlich vor, sich Kratinos’ neue Komödie anzusehen und die Megarer Megarer sein zu lassen.
    In diesem Winter fand in Athen eine große feierliche Gefallenenehrung statt. Das war etwas ungewöhnlich, denn weder war der Krieg zu Ende, noch hatte man eine nennenswerte Schlacht geschlagen.
    Die Feier war von Perikles wohl als Herzstärkung für die Athener gedacht.
    Die Griechen, die ja keine Sonntage kannten, liebten und genossen solche Feste unendlich. Sie

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