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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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bringt seine byzantinische Frau ihm doch kein Unglück«, stellte er fest.
    Von seiner damaligen Skepsis wollte Lupus nichts mehr wissen. »Sie ist sein guter Geist«, behauptete er.
    »Könnte ich doch nur einmal ihre Schönheit bestaunen«, sagte Hroswitha.
    Der Säugling begann zu schreien. Hroswitha ging zu ihm, nahm ihn vom Bärenfell, wiegte ihn sanft in ihren Armen.
    Erstmals widmete Lupus seine Aufmerksamkeit dem Kind. »Schreit ganz schön laut. Wie heißt denn der Knabe?«
    »Es ist ein Mädchen. Sie heißt Jutta«, erklärte ihm die Mutter.
    Lupus nickte und betrachtete die Kleine eingehend. »Was für ein Wonneproppen. Ihr Mann wird’s mal nicht leicht haben mit ihr, das könnt ihr mir glauben.«
    Helmprecht grinste. »Wir verlassen uns da ganz auf dein Urteil als großer Menschenkenner und Prophet.«
    »Und ihre Äuglein …«
    »Was ist mit ihren Äuglein?«, fragte Hroswitha.
    »Sie blicken so … so drollig drein.«
    Eigentlich hatte er »listig« sagen wollen. Aber das hätte die Mutter womöglich als Beleidigung empfunden.

Zweiter Teil 977 – 983 Die Kaiserin

5
    J
    utta fand es unsagbar langweilig, den Eltern bei der Feldarbeit zuzusehen. Zum Helfen war sie mit ihren drei Jahren noch viel zu klein, aber darüber war sie keinesfalls traurig. So ernst und verbissen, wie die Eltern dreinschauten, während ihre Gesichter und Arme vom Schweiß glänzten – nein, das Ernten machte bestimmt keinen Spaß. Dumm war nur, dass Mutter ihr verboten hatte, sich von der Stelle zu bewegen. Seit einer halben Ewigkeit saß sie im Schatten der großen Eiche neben dem Feld. Die Holzpuppe, die Mutter ihr in die Hände gedrückt hatte, ödete sie inzwischen so sehr an, dass sie das Spielzeug nur zu gern ins Gestrüpp geworfen hätte. Auch Wiljo hatte heute keine Lust, mit ihr zu spielen. Der Hund schlief zu ihren Füßen und machte keinerlei Anstalten aufzuwachen; selbst wenn man ihn unsanft anstieß, reckte er sich nur kurz, um unverzüglich wieder den Leblosen zu mimen.
    Schließlich beschloss Jutta, sich über Mutters Verbot hinwegzusetzen und einen Ausflug in die Umgebung zu machen. Ihr war klar, dass man sie dafür bestrafen würde. Aber das nahm sie in Kauf, wenn sie dafür der Langeweile entging. Mit einem letzten Blick auf die arbeitenden Eltern vergewisserte sie sich, dass diese keine Notiz von ihr nahmen. Dann schlich sie sich davon.
    Der Pfad führte sie geradewegs in den Wald. Sie mochte den Wald, aber zum ersten Mal betrat sie ihn allein. Angst hatte sie nicht; der Gedanke, sie könnte sich verlaufen, kam ihr erst gar nicht. Endlich war sie frei.
    Nachdem sie einige Minuten lang dem Pfad gefolgt war, teilte sich der Weg. Sie blies die Wangen auf und entschied sich für rechts. Eine Bewegung am Boden ließ sie verharren. Vor sich sah sie eine Otter, die nach erfolgreicher Jagd eine Wühlmaus verschlang. Das machte Jutta wütend. Schlangen waren niederträchtige Tiere. Sie kannte einige Geschichten über deren Bosheit. Mutter sagte sogar, die Schlange sei schuld daran, dass Gott die Menschen aus dem Paradies vertrieben habe. Noch heute würden sie dort leben, hätten sie sich nicht von der Schlange verführen lassen. Jutta hatte zwar nur ungenaue Vorstellungen vom Paradies, aber wahrscheinlich müssten die Eltern dort nicht dauernd auf Feldern arbeiten.
    Ihr Zorn auf die Schlange wuchs, je länger sie ihr dabei zusah, wie sie die Maus herunterwürgte. Zugleich aber war Jutta auch fasziniert. Das Böse lag unmittelbar vor ihr. An ihrer Anwesenheit schien die Schlange sich nicht zu stören. Ein Grund mehr, sie zu bestrafen, fand Jutta. Dafür zu bestrafen, dass ihre Eltern so hart arbeiten mussten, anstatt im Paradies zu leben.
    Sie bückte sich nach einem Ast, der so dick war, dass sie ihn mit beiden Fäustchen umklammern musste. Einen Moment noch zögerte sie, dann begann sie wie entfesselt auf die Schlange einzudreschen. Die Schlange versuchte zu entkommen, doch das ließ Jutta nicht zu, schlug immer wieder auf sie ein, zielte auf ihren Kopf, bis das Tier irgendwann aufhörte, sich zu ringeln. Blut war auf den Weg gespritzt. Auch die Maus war unter Juttas wütenden Hieben zerschmettert worden, aber die wäre ohnehin nicht mehr zu retten gewesen.
    Zufrieden betrachtete Jutta das Ergebnis ihrer Tat. Am liebsten wäre sie zum Vater gerannt, hätte ihm stolz davon berichtet, aber dann wär’s wohl vorbei gewesen mit ihrem kleinen Ausflug. Also schritt sie weiter in den Wald hinein. Den Ast behielt sie in

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