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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Schlag. Die Sorge um ihre entführten Kinder drückte schwer auf Theophanu, auch wenn Willigis behauptete, dass es ihnen an nichts mangle. Dietrich von Metz – wie konnte er bloß solchen Verrat begehen?
    Der Gedanke an Krieg bereitete ihr Übelkeit. Aber auch namenloser Zorn stieg in ihr auf. Wie hatte Erzbischof Warin den ihm anvertrauten jungen König ohne Weiteres dem Zänker übergeben können? Sie schwor sich, dies den Kölner mit dem Verlust seines Amtes büßen zu lassen. Willigis’ Zuversicht, alles werde ein gutes Ende nehmen, hätte sie gern geteilt, aber im Augenblick war sie überwältigt von der Vielzahl der Gefühle, die in ihr tobten. Klar war ihr nur, dass sie schon bald wieder Herrin über ihre Empfindungen werden musste. Denn sie war die Kaiserin, sie war Regentin und Vormund, und kein Rebell sollte ihr das streitig machen.
    »Gibt es schlechte Neuigkeiten?«, fragte Eunice, die ihrer Herrin gegenübersaß und träge an einer Stickerei arbeitete.
    »Im Gegenteil, Eunice. Bereits morgen, in der Frühe, wollen wir uns aufmachen und dieses Land, das du so hasst, verlassen. Hast du dieser Nachricht nicht schon lange entgegengefiebert?«
    Eunice strahlte; zum ersten Mal seit vielen Monaten hoben sich ihre Mundwinkel. Zumindest kam es Theophanu so vor.
    »Ja, Herrin. Das ist in der Tat eine erfreuliche Nachricht.«
    18
    Zehn Wochen später, Reichstag zu Rohr im dortigen Benediktinerinnenkloster, 29. Juni 984
    E
    r naht mit kleinem Gefolge!« Rasch machte die Nachricht die Runde. Von Heinrich war die Rede, der vergeblich die Königskrone hatte an sich bringen wollen. Die Tatsache, dass er ohne Heer erschien, überzeugte auch die letzten Zweifler: Der Zänker gab auf!
    Willigis selbst meldete Theophanu vom Nahen des Kontrahenten. »Er kommt, um sich zu unterwerfen«, verkündete er. Der sonst so nüchterne Mann konnte sein Triumphgefühl kaum verbergen.
    »Hat er den Jungen bei sich?«
    »Wie könnte er es wagen, ohne den König zu erscheinen? Seid unbesorgt, Ihr werdet den Knaben noch heute in die Arme schließen.«
    »Wann wird er hier sein?«
    »In einer Stunde.«
    »Gebt der Kaiserin Adelheid Bescheid. Zusammen mit ihr will ich Heinrich im Kapitelsaal empfangen. Sorgt dafür, dass alle Geladenen sich dort versammeln.«
    Willigis verbeugte sich und schickte sich an, den Raum zu verlassen.
    »Wartet!«, rief Theophanu.
    Ihr Kanzler sah sie fragend an.
    »Es ist in erster Linie Euer Verdienst, dass alles ein gutes Ende nimmt, Willigis«, sagte sie, indem sie ihm fest in die Augen blickte. »Mein Dank ist längst überfällig. Von Anfang an war meine Achtung für Euch groß. Vergebt mir, wenn ich Euch das nie merken ließ.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich erledigte nur meine Pflicht, Herrin. Und es ist falsch zu sagen, dass es vor allem mein Verdienst war. Ein Mann wie ich vermag nur einer würdigen Herrscherin zu dienen.«
    Als er gegangen war, rief Theophanu nach Eunice. »Ich werde Diadem und Purpurmantel tragen«, erklärte sie der Dienerin.
    Nicht ohne Demut und dennoch stolz ging der Rebell vor den thronenden Kaiserinnen auf die Knie. Heinrichs Barthaar war grau geworden, sein lichtes Haar trug er nun kurz, und ein dichtes Netz von Falten durchzog sein wettergegerbtes Gesicht – was wohl bewies, dass er bei Folkmar von Utrecht keine Kerkerhaft hatte ertragen müssen. Der Zänker war alt geworden, doch das Blau seiner Augen schimmerte immer noch klar wie ein Bergsee. Er wirkte müde, aber nicht gebrochen. Während sie ihn musterte, erinnerte Theophanu sich an ihr letztes Gespräch. Sechs Jahre lag diese Begegnung in dem finsteren Verlies zurück. Ihrem Gedächtnis war nichts davon entfallen.
    »Seid Ihr immer noch der Ansicht, dass Euch das Königsein im Blut liegt, Heinrich?« Trotz der Frage klangen Theopanus Worte weder anklagend noch provokant, sondern nüchtern, unvoreingenommen sogar.
    Alle Anwesenden – es befanden sich weit über hundert Edle im Saal – schienen die Luft anzuhalten. Zu ihrer Überraschung lächelte der Zänker.
    »Selbst das Blut eines Rebellen kann irgendwann zur Ruhe kommen, meine Kaiserin.«
    Es war seltsam, sie empfand Mitleid mit ihm und versuchte, es zu unterdrücken. Seine Ansprüche waren keineswegs aus der Luft gegriffen gewesen. Als des jungen Otto nächster männlicher Verwandter hätte ihm nach Ansicht einiger Advokaten durchaus das Recht auf das Amt des Reichsverwesers zugestanden. Und nach dem Tod des Kindes gar die Königskrone.
    »Ist es die

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