Rosen für die Kaiserin
zuzusichern? Dem Bittsteller aber rollte eine Träne über den Wangenschmutz und hinterließ dort eine Spur.
»Herrin, ich danke Euch!« Ergriffen neigte er das Haupt.
»Entschuldigt mich jetzt. Ich fühle mich unpässlich und möchte mich zurückziehen. Gehabt Euch wohl und grüßt mir Euer Weib und Eure Kinder.«
Theophanu erhob sich rasch und schritt davon. Heftig wütete der Schmerz der Erinnerung in ihr und wollte sich zwei Tage nicht lindern lassen.
*
Willigis, Erzbischof zu Mainz, Kanzler des Reiches, an Kaiserin Theophanu, Regentin, Königsmutter und Mehrerin des Reiches.
Herrin! Ich grüße Euch und hoffe, dass Ihr Euch guter Gesundheit erfreut. Es ist von hoher Dringlichkeit, dass Ihr und die Kaiserin Adelheid Euch unverzüglich auf den Weg über die Alpen macht. Denn es geschahen Dinge, die Eure Anwesenheit erfordern, damit sie nicht aus dem Ruder laufen.
Wie ich erwartet hatte, erhebt der Vetter des verstorbenen Kaisers, Heinrich, Anspruch auf die Vormundschaft des jungen Königs und beruft sich dabei auf altes Recht. Folkmar von Utrecht, dem Heinrich einst zur Haft übergeben wurde, veranlasste seine Freilassung, nachdem die Nachricht vom Tode des Kaisers eintraf. Dann begaben sich beide nach Köln, um von Erzbischof Warin das königliche Kind zu fordern. Warin übergab den Jungen seinem Onkel. Auch die Reichsinsignien nahm der Unverschämte an sich. Heinrich Rixosus versucht seitdem, die Reichsfürsten auf seine Seite zu ziehen. Einige Bischöfe haben sich bereits für ihn als Regenten ausgesprochen, darunter Dietrich von Metz, dem meine besondere Verachtung gilt, da er das Vertrauen der kaiserlichen Familie so schmählich missbraucht. Doch noch keinen der Herzöge hat Heinrich bislang für seine Sache gewonnen, auch wenn er zu Magdeburg einen Landtag einberief. Zu meiner Genugtuung sollen die Geladenen sich dort äußerst zurückhaltend gezeigt haben. Dennoch besitzt Heinrich ausgerechnet in Sachsen eine größere Anhängerschaft, vor allem in den Klöstern. So sah sich Eure Schwägerin, die Äbtissin zu Quedlinburg, gezwungen, Eure Tochter Adelheid dem Zänker zu übergeben, der sie zweifellos als wichtiges Unterpfand betrachtet. Adelheid befindet sich, wie meine Spione mir mitteilten, auf der Burg Ala bei Goslar, die der Zänker zuvor mit Waffengewalt in Besitz nahm. Zu Eurem Trost sei gesagt, dass sowohl Adelheid als auch ihr Bruder mit Gewissheit die Behandlung erfahren, die ihnen als Mitgliedern der kaiserlichen Familie zusteht.
Da Heinrich in Magdeburg nicht die von ihm erwartete Zustimmung erhielt, will er zu Ostern einen neuerlichen Anlauf wagen, sich zum König wählen zu lassen. In Quedlinburg erhofft er sich größeren Zuspruch. Möglicherweise werde ich militärisch gegen ihn vorgehen müssen, doch will ich vorläufig noch abwarten, wie die Dinge sich entwickeln. Mein Schreiben wird Euch nicht mehr rechtzeitig erreichen, Herrin, und wenn Ihr diese Zeilen lest, wurde der Würfel bereits geworfen. Doch was immer auch geschehen sein mag, Eure Rückkehr aus Italien ist, wie Ihr Euch denken könnt, zwingend erforderlich. Die Präsenz beider Kaiserinnen wird jeden Wankelmütigen an den Eid erinnern, den er dem jungen König, Eurem Sohn, und zuvor schon seinem Vater geleistet hat. Einen Krieg unter Vettern, wie es ihn in den ersten Regierungsjahren des großen Otto gab, gilt es zu vermeiden, doch dürfen wir uns dabei nicht zaudernd zeigen.
Auch sei Euch letztendlich mitgeteilt, dass es an den Ostgrenzen wieder ruhiger geworden ist. Wie von Euch befohlen, ließ ich noch vor dem Ende des Winters Truppen dorthin entsenden, um dem räuberischen Treiben slawischer Horden Einhalt zu gebieten. Doch bleibt fraglich, wie lange diese Ruhe anhalten wird. Eine größere Strafexpedition wird in naher Zukunft unumgänglich sein, doch wollen wir zunächst den Zänker bändigen, was uns mit Gottes Hilfe auch gelingen wird.
In Mainz will ich Euch feierlich empfangen. Auf einem Reichstag, den ich voraussichtlich nach Rohr einberufen werde, sollen Eure Gegner dann vor Euch und dem König niederknien und Abbitte leisten.
In meine Gebete schließe ich Euch beständig ein. Der Herr sei mit Euch und möge Euch und der Kaiserin Adelheid eine unversehrte Heimkehr gewähren.
Mit zitternden Händen legte Theophanu den Brief ihres Kanzlers aufs Pult. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Obwohl sie mit solchen Nachrichten schon seit Längerem gerechnet hatte, war die Gewissheit, dass es im Reich rumorte, wie ein
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