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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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der Wächter. »Er weigerte sich, in das frische Wams zu schlüpfen, das wir ihm reichten, damit er nicht wie ein stinkender Strauchdieb vor Euch träte.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte Kalonymus ein. »Zu dem, was ich Euch berichten werde, passt keine saubere Kleidung, Herrin.«
    »Ihr behauptet, es betreffe meinen verstorbenen Gemahl, den Kaiser«, sagte Theophanu kühl.
    »So ist es.« Er machte einen tiefen Atemzug. »Ich traf den Kaiser nach dem Gefecht am Kap Colonne.«
    »Es war wohl eher ein Gemetzel«, erwiderte Theophanu bitter, forderte ihn aber durch ein Nicken zum Weitersprechen auf. Es kostete sie Kraft, Würde und Fassung zu bewahren.
    »Ich begegnete dem Kaiser am Strand«, fuhr der Mann fort. »Er befand sich auf der Flucht vor seinen Feinden. Zwei Ritter begleiteten ihn, doch sie waren ohne Pferde unterwegs und somit ihren Verfolgern hoffnungslos ausgeliefert.«
    Einer der älteren Hofgeistlichen war hinter Theophanu getreten. Sie lauschte den Worten, die er ihr zuflüsterte, um dann zu fragen: »Gehörtet Ihr zu seinem Heer, Kalonymus ben Muschullam? Hattet Ihr den Kaiser jemals zuvor gesehen?«
    »Nein, Herrin. Aber ich kann durchaus verstehen, dass Euer Kaplan Euch zur Vorsicht rät.«
    »Nun? Woher wusstet Ihr also, um wen es sich handelte, wenn Ihr doch meinem Gemahl noch nie begegnet wart? Auf seiner Flucht trug er nämlich das Wams eines Waffenknechtes.«
    »Einer der Ritter sprach ihn an, deshalb brauchte ich nicht lange zu rätseln, um wen es sich handelte. Außerdem ergab es Sinn, dass ein flüchtender Kaiser sich tarnen musste. Welchen Waffenknecht flankieren wohl zwei bis auf die Zähne bewaffnete Ritter?«
    »Sprecht weiter.«
    »Ich bot ihm mein eigenes Pferd an, um seiner Flucht zu einem glücklichen Ende zu verhelfen. Reitend gelang es ihm, seinen Häschern zu entkommen. Später nahm ihn dann, wie zu erfahren war, eine griechische Galeere auf.«
    »Also wart Ihr sein Retter.«
    »Ich bin nur ein einfacher Tuchhändler, Herrin, den die Umstände an diesem Tag zu diesem Ort führten. Vielleicht war es der Wille des Herrn, dass ich zur Rettung des Kaisers meinen Beitrag leisten durfte.«
    »Ihr gabt ihm Euer Pferd ohne jeden Eigennutz?«
    »Ich bat ihn, für meine Familie in Mainz zu sorgen, wenn ihm die Rettung gelänge. Denn selbst für Leute wie mich war die Lage gefährlich. Die ausschwärmenden Sarazenen machten sich nicht die Mühe, zwischen fremden Kriegern und Zivilisten zu unterscheiden. Der Kaiser versprach, meiner Bitte nachzukommen, sobald er die Alpen wieder nordwärts überquert habe. Tatsächlich geriet ich noch am selben Tag in Gefangenschaft. Diese Ungläubigen machten mich zu ihrem Sklaven, und das war ich bis vor Kurzem, bis mir auf abenteuerliche Weise die Flucht gelang.«
    Der Kaplan und die beiden Wächter zischten verächtlich. »Nicht ein einziges Wort würde ich ihm glauben, Herrin«, raunte der Geistliche Theophanu zu.
    »Warum denkt Ihr, dass er lügt?«
    »Er ist ein Jude und will sich Ruhm und Reichtum erschwindeln. Die Geschichte, dass Eurem Gemahl auf seiner Flucht ein Pferd zuteilwurde, ist inzwischen allgemein bekannt.«
    »Und dennoch glaube ich diesem Mann«, erklärte Theophanu mit belegter Stimme.
    »Ihr glaubt ihm?«
    »Ich habe guten Grund, das zu tun.«
    »Für mich ist er ein betrügerischer Lump.«
    »Euch stört vor allem seine jüdische Herkunft, wenn Ihr ehrlich seid.«
    »Aber …«
    Mit einer gebieterischen Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen. »Mein Dank, dass Ihr meinem Gemahl aus tiefster Not geholfen habt, ist groß, Kalonymus ben Muschullam«, verkündete sie laut. »Das Versprechen des Kaisers wird selbstverständlich eingelöst. Ich werde veranlassen, dass Ihr reichen Lohn erhaltet. Auch will ich dafür sorgen, dass Ihr, sobald Ihr Euch von den durchgestandenen Strapazen erholt habt, unversehrt nach Mainz zu Eurer Familie zurückkehren könnt. Wie viele Kinder warten neben Eurem Weib auf Euch? Vier?«
    Kalonymus’ Augen rundeten sich überrascht. »Ihr wisst es? Allerdings hoffe ich inständig, dass es inzwischen fünf sind, denn meine Gattin war in gesegneten Umständen, als ich mich auf die Reise begab. Ich bete, dass alle heil und gesund sind.«
    »Auch ich will dafür beten. Einige meiner Männer werden Euch heimwärts geleiten und Euch Schutz gewähren.«
    Die Wächter wechselten einen verstörten Blick. Was veranlasste die Kaiserin, diesem dubiosen Fremden Glauben zu schenken und ihm überdies reiche Entlohnung

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