Rosen für die Kaiserin
und Wundern lechzen und dabei Dinge sehen, die in Wahrheit Trugbilder sind.
Die Kaiserin Adelheid ist inzwischen nach Pavia zurückgekehrt. Ich weiß, wie sehr Ihr sie schätzt. Vielfach wird behauptet, es herrsche wenig Einigkeit zwischen ihr und mir. Dies mag oft auch der Fall sein, aber als es galt, ihrem Enkelsohn den Thron zu sichern, konnte ich stets auf sie zählen. Allerorten genießt sie immer noch Respekt, den meinen eingeschlossen, wenn ich auch nicht gutheißen kann, dass sie viele ihrer Krongüter der Geistlichkeit vermacht. Möge es nicht dazu kommen, dass man das Reich der Frau Adelheid mit einer Hand umspannen kann.
Fraglich bleibt, wie lange wir uns des Friedens erfreuen können. Die slawischen Stämme im Osten bleiben eine Bedrohung. In den Grenzmarken ist nichts mehr, wie es war. Die Bedrohung Magdeburgs, des Zentrums der Slawenmission, hinterließ eine schmerzliche Wunde im Stolz der Kaiserin. Geheime Bünde rüsten weiter zum Widerstand, und alles, was mein Schwiegervater jenseits der Elbe einst gewann, droht verloren zu gehen. Auch Herzog Mieszko gehörte zu jenen, die Heinrichs Königtum anerkannten, obwohl er meinem Gemahl den Treueeid leistete. Wenn Mieszko sich auch inzwischen wieder auf unsere Seite geschlagen hat, macht Willigis mir wenig Hoffnung, dass es an den Grenzen friedlich bleibt. Ein neuer Kriegszug wird unvermeidlich sein. Schon jetzt graut mir davor. Herzog Mieszko will mich mit Truppen unterstützen, was ich begrüße, denn trotz früherer Diskrepanzen vertraue ich ihm. Der Pole ist ein unbequemer, aber ehrlicher Mensch.
Zuletzt möchte ich Euch bitten, mich und den jungen König in Eure Gebete einzuschließen. Was Euch selbst betrifft, so wisst Ihr ja, wohin der Weg Euch führen sollte, falls Ihr Euch wieder einmal mit Euren Mitbrüdern überwerft.
Gerbert, Diener des Herrn, an Theophanu, von Gottes Gnaden erhabene Kaiserin.
Euer Dank, hohe Herrin, macht mich stolz und zugleich verlegen, war ich es doch, der Euch zuerst Dank schuldete. Was ich für Euch und das Kaiserhaus erwirkte, war nur die Einlösung des Versprechens, das ich Euch gab, als Ihr mir erlaubtet, nach Reims zu gehen. Eure Großzügigkeit, die sich auch in der Begnadigung des Zänkers zeigt, bringt hundertfache Frucht. Letztlich ist es weder mein Verdienst noch der Eures Erzkanzlers, dass die Welt sich vor Euch verneigt. Ihr selbst seid es, meine Kaiserin, die mit ihrem Wesen das Schicksal lenkt, sodass der Herrgott nicht umhinkann, Euch mit Seiner Gnade zu beschenken.
Euer Angebot, dem König Mentor zu sein, ehrt und freut mich; es wäre wahrhaftig eine glorreiche Aufgabe. Doch halten mich zahlreiche Pflichten hier in Reims, und es wäre ehrlos, ließe ich meinen Freund, Erzbischof Adalbert, im Stich. Wer weiß, vielleicht kann ich Eurem Sohn eines Tages dennoch zu Diensten sein. Ich bin überzeugt, dass er zu Großem berufen ist.
Was die Zeichen und Wunder angeht, von denen Ihr schriebet, so würde ich sie nicht ohne Weiteres als Trugbilder abtun. Wir leben in einer Zeit, die dem Jüngsten Tag vielleicht nicht mehr fern ist. Heißt es nicht in der Offenbarung, der Satan werde aus seinem Gefängnis losgelassen, wenn die tausend Jahre vollendet sind? Ihr wisst, wie sehr Zahlen mich, der ich auch leidenschaftlicher Mathematiker bin, beschäftigen. Immer wieder hört man neuerdings von wundersamen Himmelszeichen. Es stünde der Menschheit gut an, sich auf die Rückkehr Christi vorzubereiten. Vielleicht ist es ja Euer Sohn, der dann unserem Herrn im Namen aller Christenmenschen entgegentreten darf.
Eure Sorge über kommende Kriege ist verständlich, doch bedenkt, dass der Herr zu seinen Jüngern sagte, dies müsse geschehen. Auch solltet Ihr Euch tröstend vor Augen halten, dass viele Slawen das Wort Gottes erst noch erfahren müssen. Dazu bedarf es aller Erfahrung nach des Schwertes. Schon Carolus Magnus führte dreißig Jahre lang Krieg gegen die Sachsen, die in unserem Jahrhundert bekanntlich zu Königen und Kaisern wurden. Es geschahen damals viele Grausamkeiten, doch hat es sich gelohnt, im Namen Gottes Krieg zu führen, denn aus Heiden wurden Christen. Ist es nicht recht und billig, dass auch die Slawen Gott schauen dürfen, wenn der Jüngste Tag anbricht? Sollen sie weiter ihre gottlosen Rituale pflegen und den Herrn verhöhnen? Es ist gar unsere christliche Pflicht, sie zu missionieren. Betrachtet es aus dieser Warte, wenn Ihr schweren Herzens in den Krieg ziehen müsst.
Dass der Herzog von Polen
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