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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Unterlegenheit Eurer Truppen, Vetter, die Euer Blut zur Besinnung bringt?«, fragte Theophanu sanft.
    »Es wäre heuchlerisch, das zu leugnen. Doch muss ich mich fragen, warum Gott Euch und dem Kanzler das Glück schenkt, das er mir selbst verwehrt. Nun weiß ich die Antwort: Es ist sein Wille, dass Ihr das Reich regiert. Auch wenn es meinen Stolz verletzt, Gott gibt Euch den Vorzug«, er nickte jetzt auch Adelheid zu, »so wie Er Eurem Gemahl den Vorzug gab, als mein Vater mit ihm um die Krone rang. Ich will weise sein wie einst König Konrad, der auf dem Sterbebett meinem Großvater Heinrich die Krone antrug, weil dieser das Glück besaß, das ihm selbst fehlte.«
    Adelheid senkte den Blick vor ihm; offenbar fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Hatte sie nicht einst den Wünschen des Sohnes und der Schwiegertochter entgegengehandelt und Heinrich neben seinem bairischen auch zum schwäbischen Herzogtum verhelfen wollen? Eben jener Heinrich kniete nun als reuiger Rebell vor ihnen – war dies nicht ein deutlicher Fingerzeig, wie schlecht es um ihre Menschenkenntnis bestellt war? Möglich auch, dass Adelheid nichts dergleichen dachte und lediglich ihren frommen Gedanken nachhing, wie Theophanu vermutete.
    »Umso besser, dass der Kampf nun beendet ist«, erklärte sie laut.
    Heinrich nickte ernst. »Zumal es mir zuwider war, gegen Euch zu kämpfen. Nie wieder soll dies geschehen, das gelobe ich. Meine Anhänger habe ich von ihrem Treueeid entbunden.«
    Offenbar setzte er voraus, dass man ihn begnadigte. Er hob eine Hand und gab einigen vornehm gekleideten Dienern aus seinem Gefolge einen Wink. Die Männer traten hervor; ein jeder von ihnen trug ein samtenes Kissen in den Händen, da­rauf die Kleinodien des Reichsschatzes, Krone, Reichsapfel, Zepter. Ein junger Geistlicher hielt feierlich die Heilige Lanze des Longinus. Otto der Große hatte sie getragen, als er auf dem Lechfeld die Ungarn besiegte.
    Ein Raunen ging durch die Menge.
    »Diese heiligen Dinge will ich nicht länger bei mir führen«, verkündete Heinrich. »Allein die Regentinnen und der junge König haben ein Anrecht, sie zu besitzen.«
    Tosender Applaus brandete auf. Kaum jemand hatte sich vorstellen können, dass der Zänker sich beugen würde. Theophanu hob eine Hand, damit wieder Ruhe einkehrte. »Allein das Wertvollste fehlt mir noch, Vetter.«
    Heinrich, der nach wie vor kniete, hob fragend die Brauen. Theophanu aber war überzeugt, dass er genau wusste, wovon sie sprach. Sie tat ihm den Gefallen, zu sagen, was er ohne Zweifel hören wollte, und mit ihm alle versammelten Edlen. Ohnehin hatte sie vorgehabt, ihm zurückzugeben, was ihm einst genommen worden war.
    »Erhebt Euch, Heinrich, gewesener und künftiger Herzog von Baiern. Und schafft mir auf der Stelle meinen Sohn herbei, den König!«
    »Ich wüsste nicht, was mir mehr Freude bereiten könnte.« Er stand auf und verließ unter allgemeinem Jubel den Saal. Willigis, der in der vordersten Reihe stand, verschränkte die Arme vor seiner Brust und wechselte mit Theophanu einen zufriedenen Blick.
    Mit dem vierjährigen Otto an der Hand kehrte Heinrich zurück. Theophanus Herz machte einen Satz. Otto war ein gutes Stück gewachsen. Rosige Wangen leuchteten in seinem Gesicht. Sein lockiges Haar erinnerte in seiner rötlichen Färbung mehr denn je an seinen Vater. Otto wirkte nicht im Geringsten verängstigt oder eingeschüchtert. Als er seine Mutter erblickte, ließ er die Hand des Onkels los, rannte ungestüm auf sie zu. Theophanus Sorge, der Junge könne sie nach einem Jahr der Trennung wie eine Fremde betrachten, löste sich augenblicklich in Wohlgefallen auf.
    »Mutter!«
    Sie erhob sich, bückte sich zu ihm herab, damit sie einander umarmen konnten. Abermals fröhlicher Beifall.
    »Wie sehr habe ich dich vermisst«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Er trug den Duft von Süßigkeiten an sich.
    »O Mutter! Endlich seid Ihr da!«
    »Vorsicht, mein Junge. Mein Diadem!«
    »Wisst Ihr, dass auch ich jetzt eine Krone besitze? Sie haben eine geschmiedet, nur für mich, und sie passt genau auf meinen Kopf.«
    »Mal sehen, wie lange sie dir noch passen wird, kleiner Mann. Sag, willst du nicht auch deine Großmutter begrüßen?«
    »Guten Tag, Großmutter.« Er verbeugte sich artig vor Adelheid, wandte sich aber rasch wieder der Mutter zu. »Ist es wirklich wahr, dass mein Vater gestorben ist?«, fragte er nunmehr traurig.
    »Ja, es ist leider wahr, mein Junge. Dein Vater ist von uns gegangen.«
    »Aber

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