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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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ihnen überworfen?«
    »So muss man es sagen.«
    Theophanu neigte den Kopf zur Seite. »Ihr habt sie wohl zu sehr mit Disputen malträtiert?«
    »Nicht jedem ist es gegeben, die Waffen des Geistes einzusetzen und die Hiebe zu ertragen.«
    »Wäre es möglich, dass Eure Mitbrüder sich wenig aus geistreichen Gefechten machen?«
    »Leider, meine Kaiserin, leider. Doch vor allem gibt es Probleme mit der Klosterdisziplin.«
    »Womöglich seid Ihr allzu streng mit Euren Mitbrüdern.«
    »Mit Verlaub, die Abtei war in desolatem Zustand, als ich sie übernahm. Wie anders als durch strenge Disziplin ließen sich Misswirtschaft und Korruption beseitigen?«
    »Der Teufel ist nicht von Natur, sondern aus freiem Entschluss böse geworden, nicht wahr?«
    Gerbert schmunzelte. »Es schmeichelt mir, wenn Ihr aus meinen Schriften zitiert.«
    »Verzeiht, es lag mir fern, Euch zu schmeicheln. Wie kann ich Euch helfen?«
    »Es war Euer Gemahl – Gott sei seiner Seele gnädig –, der mich in dieses Amt einsetzte. Nun bitte ich Euch, mich von dieser ehrenvollen Pflicht wieder zu entbinden.«
    »Ihr wollt das Feld räumen, weil einige Mönche sich überfordert fühlen?«
    »Sie ertragen keine Strenge.«
    »Sie ertragen nicht Eure Strenge, will ich vermuten.«
    »Deshalb bitte ich Euch ja, mich ziehen zu lassen. Ich fühle, dass Gott mich nicht für ein solches Amt geschaffen hat.«
    »Und wohin gedenkt Ihr zu gehen?«
    »Nach Reims, wenn Ihr erlaubt. Erzbischof Adalbert ist mein guter Freund. Er bat mich, ihm zu Diensten zu sein und meine Lehrtätigkeit wieder aufzunehmen. Nichts würde ich lieber tun, als seiner Einladung Folge zu leisten.«
    »Mir scheint, Ihr habt Eure Flucht schon seit Längerem vorbereitet.«
    »Wenn Ihr es befehlt, dann bleibe ich.«
    »Damit wäre vermutlich niemandem gedient.«
    Gerbert von Aurillac breitete die Arme aus, ein Flehen lag in seinem Blick. Theophanu dachte lange nach und sah den Gelehrten aus schmalen Augen an. »Wenn ich Euch ziehen lasse«, erklärte sie schließlich, jedes Wort betonend, »erwarte ich, dass Ihr in Frankreich die Interessen des Kaiserhauses vertretet. Seit dem Tod meines Gemahls sammeln sich dort die Krähen, um die Fleischstücke aus meinem Reich zu picken.«
    Gerbert verneigte sich tief. »In mir werdet Ihr einen loyalen Mitstreiter haben, meine Kaiserin.«
    Theophanu lächelte. »Daran zweifle ich nicht.«
    Zufrieden mit sich selbst, verabschiedete sie den Gelehrten, der aufgrund seiner Autorität beträchtlichen Einfluss besaß und fortan in ihrer Schuld stand. Seiner Bitte war sie nachgekommen, hatte dies jedoch mit einer deutlichen Forderung verbunden. Nur so ließ sich Politik betreiben; Theophanu beabsichtigte, diesen Grundsatz nie wieder außer Acht zu lassen, bis er ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Wer glaubte, dass das Reich nach Ottos Tod unter schwacher Regentschaft stand, der sollte sich gründlich irren und es zudem bitter bereuen.
    Eine andere Begegnung war für Theophanu so aufwühlend, dass sie sich hinterher in ihr Gemach zurückzog und für niemanden mehr zu sprechen war.
    Eines Morgens teilte man ihr mit, ein verwahrloster Mann wünsche sie zu sprechen, allem Anschein nach ein Jude. Zwar habe man ihn fortschicken wollen, aber er sei von ungewöhnlicher Hartnäckigkeit und ließe sich einfach nicht abweisen. Es sei sein Recht als Untertan, um eine Audienz nachzusuchen, und das, was er der Kaiserin mitzuteilen habe, so seine dreiste Behauptung, betreffe den verstorbenen Kaiser.
    Theophanu befahl, ihn vorzulassen. Bald darauf führten zwei Männer ihrer Leibgarde einen Mann von etwa dreißig Jahren in den Audienzsaal. Seine zerfetzte Kleidung starrte vor Schmutz, er war unrasiert und sah aus wie ein Flüchtling, der seit Wochen umherirrte. Doch wenn seine Augen auch von den Strapazen kündeten, die er durchgemacht haben mochte, so blitzten dennoch Entschlossenheit und Courage darin auf. Er verneigte sich tief vor der thronenden Kaiserin. Theophanus Leibwächter, die ihn am liebsten zum Teufel gejagt hätten, rissen ihm die lederne Kippa vom Kopf.
    »Du stehst hier vor der Kaiserin, du jüdischer Flegel.«
    Theophanu hob eine Hand. »Gebt ihm seine Kopfbedeckung.«
    Der Jude erhielt sie zurück, behielt sie aber in seinen Händen. »Habt Dank, hohe Herrin. Mein Name ist Kalonymus ben Muschullam«, begann er mit heiserer Stimme, die von ausgestandenen Entbehrungen kündete. »Verzeiht, dass ich derart verlottert vor Euch trete.«
    »Pah!«, machte einer

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