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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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er weilt nun in Gottes Himmelreich«, fügte Adelheid tröstend hinzu.
    »Darf ich nun Onkel Heinrich meinen Vater nennen?«
    Die Frage verblüffte Theophanu. »Aber er ist nicht dein Vater, Otto.«
    »Und wenn schon – ich nenne ihn doch bloß so. Nur zum Spaß, versteht Ihr?«
    »Besser, du nennst mich weiter Onkel«, erklärte Heinrich, der inzwischen hinter ihn getreten war und ihm die Hände auf die Schultern legte. »Eines Tages wirst du begreifen, weshalb das so sein muss.«
    »Onkel Heinrich hat mir viele Geschichten erzählt, Mutter.«
    »So?«
    »Vom Kaiser Karl zum Beispiel, der in Aachen unter dem Dom begraben ist. Aufrecht sitzt sein Leichnam auf einem Marmorthron, während sein Bart weiterwächst und immer länger wird. Ich wollte in seine Gruft hinabsteigen, um zu sehen, ob das wirklich stimmt, aber man hat es mir nicht gestattet. Aber ich bin doch der König, oder?«
    »Auch ein König darf nicht tun und lassen, was ihm gefällt«, lachte Theophanu.
    »Es ist frevelhaft, die Ruhe eines Toten zu stören«, fügte Adelheid hinzu.
    »Wenn ich groß bin, werde ich trotzdem zu ihm in die Gruft steigen!« Hinter einer Säule entdeckte er plötzlich Eunices Sohn Luitger. Damals, in Italien, hatten die Knaben viel Zeit miteinander verbracht. Otto winkte ihm zu, und Luitger winkte schüchtern zurück.
    »Nur zu, geh und begrüße deinen Freund«, ermunterte Theophanu ihren Sohn. Otto nickte und machte sich auf den Weg. Theophanu bemerkte, wie sehr er sich mühte, nicht in kindlicher Freude zu hüpfen. Man hatte ihm wohl eingeschärft, wie wenig vornehm das wirkte.
    »Er ist jetzt König. Ihr solltet seinen Umgang mit den Söhnen der Bediensteten auf das Nötigste beschränken«, sagte Adelheid missfällig. »Das könnte seiner Erziehung abträglich sein. Ist es nicht so, Herzog Heinrich?«
    »Vermutlich, ja.« Er dachte nach. »Vielleicht aber auch nicht. Der Knabe besitzt Klugheit und Rückgrat zur Genüge; seinen edlen Kern wird auch der gröbste Einfaltspinsel nicht zerschmettern können. Er wird einmal ein bedeutender Herrscher sein.«
    »Euer Wort in Gottes Ohr«, sagte Adelheid und seufzte.
    *
    Theophanu, von Gottes Gnaden erhabene Kaiserin, an Gerbert von Aurillac, den gelehrten Freunde.
    Ich grüße Euch, mein geschätzter Gerbert. Hoffentlich erfreut Ihr Euch bester Gesundheit.
    Es ist an der Zeit, Euch von Herzen zu danken. Unermüdlich habt Ihr Euch im Westreich für die Belange des Kaiserhauses eingesetzt, als Heinrich nach Vormundschaft und Krone griff. König Lothar, den trotz aller Verträge noch immer nach Lothringen gelüstet, ging ein Bündnis mit ihm ein, um auf diese Weise doch noch sein Ziel zu erreichen. Seinem Streben aber blieb der Erfolg versagt, da es Euch gelang, einflussreiche Männer für meine und meines Sohnes Ansprüche zu gewinnen und eine Opposition gegen König Lothar zu formieren. Seid gewiss, dass ich Euch dies niemals vergessen werde.
    Hier im Ostreich war es mein Kanzler Willigis, der dem Machtstreben Heinrichs einen Riegel vorschob. Der Zänker – ich bin überzeugt, dass man ihn künftig nicht mehr so bezeichnen muss – hatte sich in Quedlinburg zum König wählen lassen, wenngleich dort nur wenige Reichsfürsten versammelt waren und die Wahl einer Posse glich. Dennoch hätte alles eine andere Wendung nehmen können, wäre es Heinrich gelungen, seine Anhängerschaft zu vergrößern. Aber Willigis war nicht untätig geblieben und hatte ein Heer versammelt. Bei Worms trafen sich die Gegner zum Entscheidungskampf, doch als Heinrich Willigis’ Übermacht erblickte, gab er nach. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er ein Blutbad unter Stammesbrüdern vermied. Heinrich war schon immer ein mutiger Mann, und sein Nachgeben ringt mir Respekt ab. Deshalb gab ich ihm auf dem Reichstag zu Rohr, wo er sich mir unterwarf, sein Herzogtum zurück.
    Auch konnte ich dort nach langer Entbehrung wieder meinen Sohn an die Brust drücken. Otto ist aufgeweckt und mit viel Fantasie gesegnet. Die Herzen der Menschen weiß er leicht zu gewinnen. Ich wünschte, Ihr könntet sein Lehrer sein. Seid Ihr Eurer Tätigkeit in Reims noch nicht überdrüssig? Ihr seid mir jederzeit willkommen, geschätzter Freund.
    Nun also herrscht wieder Friede. In Rohr, so behaupten manche, war während des Reichstages am helllichten Tag ein leuchtender Stern am Himmel zu sehen. Als auch ich hinausging, um ihn zu bestaunen, war er verschwunden. Ich frage mich, ob die Menschen in diesen wirren Zeiten nach Zeichen

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