Rosen für die Kaiserin
ich bete. Er selbst wünschte Euch zu seinem Nachfolger; seid gewiss, dass ich Euch, soweit es in meiner Macht steht, unterstützen werde. Wer könnte das Amt würdiger ausüben als Ihr?
Wohl wahr sind Eure Worte: Das Rad der Ereignisse rotiert mitunter mit atemberaubender Schnelligkeit. Recht behieltet Ihr überdies mit der Prophetie, der westfränkische Thronstreit sei mit der Krönung Hugo Capets noch nicht beendet. Doch ist der Friede an der Westgrenze mir ein großes Bedürfnis. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen König Hugo und dem Herzog ließen es ratsam erscheinen, zwischen beiden Kontrahenten zu vermitteln, ohne hierbei Bündnisse einzugehen. Zurückhaltung ist in diesem Thronstreit geboten.
Ich weiß, dass Euer Anteil an der günstigen Entwicklung der Dinge größer ist, als Ihr zugeben mögt. Als ich Euch kennenlernte, war Eure Bescheidenheit weit geringer, werter Freund, der selige Othrich würde mir zustimmen. Ein weiteres Mal bin ich Euch zu großem Dank verpflichtet.
Die Feldzüge im Osten, Ihr erwähntet sie in Eurem Schreiben, erfüllten in der Tat ihren Zweck: Viele der verloren gegangenen Gebiete konnten zurückerobert werden, längst haben Mönche mit Mut und Eifer ihre Mission wieder aufgenommen. Die Ostmarken habe ich mit Männern meines Vertrauens besetzt; sie werden sich klüger und umsichtiger verhalten als ihre Vorgänger, die durch ihr dünkelhaftes Gebaren den Zorn der Einheimischen weckten. Herzog Mieszko, der den Feldzug großzügig unterstützte, erwies sich einmal mehr als Mann, dem ich vertrauen kann, wenngleich er stolz darauf achtet, sich in niemandes Abhängigkeit zu begeben. Den jungen König vermochte er in seinen Bann zu ziehen, nicht nur des exotischen Tieres wegen, das der Herzog ihm schenkte. Einem vielseitig gelehrten Manne wie Euch brauche ich gewiss nicht zu erklären, was ein Kamel ist.
Wenn der Feldzug sein Ziel auch erreichte, so bin ich des Krieges nunmehr so überdrüssig, wie ein Mensch nur sein kann. Oftmals führte ich mir tröstend Eure Auffassung über die Pflichten von uns Christenmenschen vor Augen, damit ich die gesehenen Grausamkeiten zu ertragen vermochte. Gott macht es uns nicht immer leicht. Künftig will ich noch mehr Gebete für den Frieden sprechen.
Mein Augenmerk richtet sich derzeit wieder auf Italien und Rom. Dorthin will ich mich dieses Jahr begeben, gilt es doch neben anderem, einen neuen Statthalter einzusetzen und die Zuständigkeiten in Norditalien neu zu regeln. Die Kaiserin Adelheid hat sich inzwischen wieder an den burgundischen Königshof zurückgezogen, sodass ich rasch handeln muss, drohen die Wirren um den päpstlichen Thron doch jederzeit wieder auszubrechen. Der Gedanke macht mich schaudern, dass Papst Johannes, entmachtet durch den unsäglichen Bonifaz, in der Engelsburg elend verhungern musste. Dass bald auch Bonifaz erschlagen wurde, erscheint mir als gerechtes Zeichen Gottes. Crescentius Nomentanus, der den römischen Adel anführt, machte daraufhin, wie Ihr wisst, einen der römischen Kardinäle zum neuen Papst, mein Einverständnis offenbar voraussetzend. Doch ist Crescentius wenig zu trauen. Mir wurde von seiner grenzenlosen Machtgier berichtet, und der Wankelmut der Römer ist ohnehin bekannt. Es ist notwendig, dass ich mit großem Gefolge in die Ewige Stadt einziehe. Der Anblick gepanzerter Krieger vermag die Römer, die einst die Welt beherrschten, erstaunlicherweise immer noch zu zähmen.
Auch will ich den Boden für die künftige Kaiserkrönung meines Sohnes bereiten, den ich diesmal unter Willigis’ Obhut in Mainz zurücklasse. Nicht zuletzt zieht es mich zum Grab meines Gemahls, dessen Todestag sich bis dahin zum sechsten Mal jährt. Seit Langem ist es mein Wunsch, an seiner letzten Ruhestätte in St. Peter für sein Seelenheil zu beten. »Die Liebe hört niemals auf!« – Oft denke ich an die Worte des Apostels Paulus. Somit wird die Reise nach Rom mir nicht nur Pflicht, sondern ebenso Freude sein, wenngleich sie auch wehmütige Erinnerungen und Trauer in mir weckt.
Es ist verwunderlich, wie sehr das Land im Süden unsere Gefühle in Wallung bringt; dem einen ist es Lust und Inspiration, dem anderen Last und Leiden. Meine ergebene Leibdienerin hasst Rom und Italien so sehr, dass sie dort von Schwermut heimgesucht wird. Dennoch will die treue Seele mich unbedingt begleiten.
Anders der junge König, der sich, seinem Vater nicht unähnlich, für alles Römische und Griechische unerschöpflich zu
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