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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Schuss.«
    Ich konnte eine Frage loswerden, die mir schon länger auf der Zunge
lag. »Aber ein Schuss in den Mund reißt einem doch nicht die ganze
Gesichtshälfte weg. Der geht normalerweise glatt durch. Haben die LKA -Leute eine Erklärung dafür?«
    Trotz der ungemütlich feuchten Luft wurde mir heiß.
    »Wenn du schon fragst«, erwiderte Chili. »Weißt du, was die
Waffentechniker sagen? Wenn der Mund voller Flüssigkeit ist, dann platzen die
Wangen durch den Druck des Schusses.«
    »Na, dann ist ja alles klar«, sagte ich. »Er schüttet genießerisch
ein letztes Gläschen Wein in sich hinein, lässt es im Mund und drückt ab.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Wahrscheinlich könnte auch da
wieder Wasser im Spiel sein.«
    Wenn man so lange im Job ist wie ich, erlischt der Berufseifer wohl
nie ganz, selbst wenn man es gern hätte. Chili gegenüber tat ich so, als würde
mich ihr Fall überhaupt nicht interessieren. Sie wunderte sich zwar immer
wieder, respektierte meine Haltung jedoch. Ich selbst aber begann meine
Vorsätze zunehmend über den Haufen zu werfen. Mehr noch. Die Sache nahm immer
mehr Besitz von mir. Sie ließ mich nicht mehr los.
    Allein schon die Tötungsmethode, der Schuss in die Stirn, hielt mich
in Bann. Dann diese ungewöhnliche Waffe, die SIG Sauer. In meinem Kopf überschlugen sich die Bilder, aber ich bekam keines zu
fassen. Die Lebensumstände des toten Paars interessierten mich brennend. Ich
musste sie kennenlernen. Immer vorausgesetzt, sie waren ein Paar. Doch als
Nichtaktiver wollte ich dabei behutsam vorgehen. Ich durfte Scholl mit seiner
Ermittlungstruppe weder in den Weg kommen noch ihn bei seiner Arbeit stören.
Mit einem Mal begann ich einen Knoten in meinem Magen zu spüren.
    »Hey, was ist mit dir?«
    Chili holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
    »Und jetzt?«, fragte ich. »Was habt ihr jetzt vor? Wie ich Scholl
einschätze, wird er die Sache nicht schleifen lassen. Ihr könnt zwar nichts
mehr retten, ihr jagt auch keinen flüchtigen Verbrecher. Aber hier ist
schließlich eine junge Frau ermordet worden.« Ich legte den Finger auf das
Foto.
    Einen kurzen Moment lehnte ich mich in meinem Gartenstuhl zurück und
holte mir noch einmal die Toten vor Augen. Was erzählte mir ihr Tod? Der erste
Eindruck war oft der entscheidende. Immer wieder hatte ich die Erfahrung
gemacht, dass ich später, selbst nach langwierigen Ermittlungen, wieder zu
diesem ersten Eindruck zurückkehrte.
    Eine Fliege summte um mein Glas herum und ließ sich auf dem Rand
nieder. Dem Küchenfenster des »Schlosswirt« entwich ein wabernder Gestank nach
warmem Blut und Sauerkraut. Herr Huber unterm Tisch sog hörbar die Luft ein.
Ohne es zu bemerken, war ich, während ich nachdachte, mit der Kuppe des
Zeigefingers die Adern an Chilis Handrücken nachgefahren. Ich zuckte zurück.
    Chili warf mir diesen speziellen Blick zu, von dem sie vermutlich
nicht wusste, was sie damit anrichtete. Ihre Art berührte mich. Trotzdem
versuchte ich, mich mit der überlegenen Gelassenheit eines bayerischen
Spitzenpolitikers zu tarnen.
    »Der Kahn«, sagte sie. »Wir müssen herauskriegen, wo der Kahn her
ist. Wir befragen Leute, prüfen, wo er zu Wasser gelassen worden sein könnte,
suchen nach einem abgestellten Auto oder Reifenspuren. Nach den Klamotten der
beiden. Die Spurensicherung ist das Allerwichtigste, uns darf nichts durch die
Lappen gehen.« Sie stützte sich mit den Ellbogen auf, zog die Stirn in Falten
und beugte sich vor. »Na, wem erzähl ich das alles. Scholl will bis morgen
Abend ein Ergebnis haben. Was er danach vorhat, weiß ich nicht.«
    »Und wenn Scholl kein Ergebnis hat?«, fragte ich.
    Chili zuckte mit den Schultern.
    Die Ausscheidung einer Dohle knallte wie am Faden gezogen mitten auf
den grünen Tisch und zerplatzte in weißliche Partikel.
    »Ich muss los«, sagte Chili und stand abrupt auf. »Ich hab noch
einiges zu erledigen. Ich geh nur noch schnell zur Toilette.« Nach zwei Schritten
drehte sie sich um. »Ach, hab ich ganz vergessen. Vater hat angerufen. Ich soll
dich herzlich grüßen. Mitten in der Nacht hat er angerufen, wie üblich. Immer
im Stress, auch wie üblich. Doch gesundheitlich geht’s ihm etwas besser, sagt
er.«
    »Danke«, sagte ich, »ich grüß ihn ebenso herzlich zurück. Wann
besucht er dich nun endlich, der alte Hafenpolizist? Angekündigt hat er’s oft
genug.«
    Chili zeigte mit beiden Handflächen nach oben, bevor sie im Haus
verschwand.
    »Sitz!«, befahl ich

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