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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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riesig; an drei Seiten öffneten sich gläserne Schiebetüren auf einen hölzernen Balkon. Wir waren recht hoch, also hatte man einen tollen Ausblick. Vor allem, wenn man gerne Smog von oben sieht. In einem offenen Kamin zwischen dem Durchgang zur Küche und der Tür, hinter der Miss M. Forbes schmollte, lagen Briketts aus gepreßtem Altpapier. Die Wand, die nicht aus Glas war, war holzgetäfelt. Dort hingen Kunstwerke und Andenken: eine Bleistiftzeichnung von verkrampften Händen; ein Ballett-Poster, auf dem ein junger Nijinski etwas eigentlich Unmögliches tat, und zwar vor vielen Jahren in Paris; ein altes Paar Ballettschuhe, die an einem verblaßten Bändchen hingen; ein indianisches Tuch mit geometrischen Mustern; ein paar amateurhafte Ölbilder vom sonnigen Big Sur oder so; eine Speisekarte vom »La Maison«, auf die jemand sein Autogramm gekritzelt hatte, aber von hier aus konnte ich nicht erkennen, wer. Außerdem standen in diesem Zimmer eine tolle Hifi-Anlage, ein großer Fernseher, ein Videorecorder und eine Sammlung von Video- und Musikkassetten.
    Connie kehrte mit zwei großen, klimpernden Gläsern zurück, von denen sie mir eines überreichte. »Pflaumensaft, Perrier, Eis und eine Zitronenscheibe«, sagte sie.
    »Toll«, sagte ich. »Genau das brauche ich jetzt. Also, Miss C. Forbes, erzählen Sie mir, was hier passiert ist, und dann erzähle ich Ihnen meine Hälfte der Story.«
    »Sehen Sie sich um«, sagte sie und machte eine vage Handbewegung, die den ganzen Raum einschloß. »Eine alte Lady aus Dubuque könnte hier mit geschlossenen Augen einbrechen. Und vielleicht hat sie das in der letzten Woche auch getan.«
    »Wie ist sie reingekommen?«
    Sie führte mich zu der Schiebetür, durch die wir gekommen waren, und zeigte es mir; direkt auf Höhe des lächerlichen Schlosses war ein tiefer Kratzer zu sehen. Jede alte Dame hätte das mit ihrem Schraubenzieher in unter zehn Sekunden erledigen können.
    »Das ist das Problem bei solchen Türen«, sagte ich. »Wenn Sie’s ihr beim nächsten Mal etwas schwieriger machen wollen, besorgen Sie sich ein paar Holzdübel oder Besenstiele, wenn die passen, und legen Sie sie in die Schienen. Dann kann man die Tür nicht aufschieben und muß immerhin das Fenster einschlagen. Eine Tür muß man allerdings auslassen, denn sonst kommt man nicht wieder rein. Aber wenn Sie eine richtige Tür haben, zum Beispiel eine Hintertür, dann können Sie die benutzen.«
    »Mehr davon«, sagte C. Forbes und sah zu mir hoch. »Machen Sie mich fertig, V. wie Victor.«
    »Einen großen Hund anschaffen«, sagte ich. »Bevorzugt einen, der sich gegen Kojoten, Waschbären, Eichhörnchen, Wölfe und alte Ladies wehren kann. Anders als einer seiner Artgenossen, den ich kannte.«
    »Glauben Sie ja nicht, daran hätten wir nicht auch schon gedacht«, sagte sie.
    »Connie, wenn du auch nur ein Wort sagst, bringe ich dich um!« rief ihre Schwester durch die geschlossene Tür.
    »Kümmern Sie sich einfach nicht darum«, flüsterte Connie und wedelte mit einer Hand. »Hoppla.« Sie rückte ihr Top zurecht. Ich wandte meinen Blick ab, ließ mir aber Zeit dabei. »Sie haßt es, wenn sich keiner um sie kümmert. In einer Minute ist sie hier.«
    »Höre ich da einen Unterton von geschwisterlichem Neid heraus?« fragte ich.
    »Wenn das so was Ähnliches wie Eifersucht ist, ganz sicher«, sagte sie. »Warten Sie nur, bis Sie sie sehen.«
    »Was genau ist Ihnen eigentlich abhanden gekommen?« fragte ich weiter. »Am Telefon haben Sie darüber gar nichts gesagt.«
    »Viel mehr kann ich ihnen auch jetzt nicht sagen.« Sie lutschte einen Moment lang auf einem Stückchen Eis herum. »Maryanne glaubt, daß ihr einige Fotos gestohlen wurden, außerdem ein bißchen Schmuck und etwas Kleingeld. Aber sie ist so ein Schussel, daß sie oft nicht mal weiß, welchen Wochentag wir haben. Na ja, vielleicht war das andere Zeug, wie der Fernseher und die Musikanlage, auch zu sperrig, um es mitzunehmen.«
    »Sie machen Witze«, sagte ich. »Wenn es tatsächlich eine alte Dame war, okay, die hätte kaum einen 70-Zentimeter-Fernseher samt Konsole abschleppen können. Aber wir sind beide nicht der Meinung, daß es eine alte Dame war, oder? Das ist nichts anderes als unser kleiner Scherz, der der Sache viel von ihrer Bedrohlichkeit nimmt. Wenn es sich aber um einen ganz normalen Einbrecher handelte, der hätte alles, inklusive Tapeten, Teppich und Einbauküche, in weniger als drei Minuten in seinen Halbtonner geladen und

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