Rosen lieben Sonne
Fälle hatte es auch was mit Bildern zu tun. Und es war unheimlich ergiebig, wenn ich das mal sagen darf.«
»Komm schon, Paps«, sagte sie. »Erzähl’s mir. Du machst dir doch in die Hosen, rauszuposaunen, wie clever du diesmal warst.« Sie zerrte an ihrem Top. »Guter Gott, dieses Ding zerquetscht meine Möpse.«
»Behalt es bloß an«, sagte ich, »mein Herz könnte den Schock nicht verkraften. Aber wenn du darauf bestehst, werde ich dir meine neuesten Heldentaten schildern.«
Ich raffte mich auf, holte das Foto mit der Limousine und den ganzen anderen Papierkram aus dem Schlafzimmer, wo ich das Zeug hingepackt hatte, und breitete es vor uns auf dem Cocktailtisch aus. Ich erläuterte ihr, daß ich aus einem bestimmten Grund — Verstoß gegen die Bewährungsvorsschriften — beweisen wollte, daß ein bestimmter Mensch — Marco Bellman — zu einer bestimmten Zeit — letzte Woche vielleicht — in einer bestimmten Stadt — Las Vegas — in einem bestimmten Staat — Nevada — gewesen war. Aus bestimmten Gründen konnte ich mich nicht auf Zeugenaussagen berufen, also benötigte ich einen fotografischen Beweis. Und den hatte ich, wenn sie mir bitte glauben wolle, daß auf der noch nicht entwickelten Filmrolle vor ihrer Nase tatsächlich Fotos von Evonne Beverly Shirley auf den Stufen des Majestic Hotels in Las Vegas, Nevada, zu finden waren.
Sara untersuchte das Foto von Bellman, dann begutachtete sie die notariell beglaubigten Erklärungen von Evonne und meiner Wenigkeit, und schließlich betrachtete sie wieder das Bild von Marco Bellman und dem Chief und der Limo.
»Tolle Arbeit, Paps«, sagte sie.
»Besten Dank«, sagte ich.
»Aber leider hast du was übersehen.«
»Und was sollte das sein, Kindchen?« fragte ich gelassen.
»Wo ist der Beweis, daß Marco zu dem Zeitpunkt, den du angibst, in Las Vegas war?«
»Was meinst du damit: Wo ist der Beweis?« fragte ich. »Das Bild, mit dem du da herumwedelst, ist der Beweis.«
»Und woher weiß ich, daß es nicht schon letzten Monat oder letztes Jahr oder sogar schon im Jahr davor aufgenommen wurde?«
»Weil ich weiß, daß es nicht so ist.«
»Okay, aber wer bestätigt dir das? Du hast keine Zeugen. Auf dem Bild steht auch nicht, wann es gemacht wurde.«
»Das kann man leicht erkennen«, behauptete ich. »Gib mir mal das Foto.« Ich war noch nicht sonderlich beunruhigt, aber ich fing an, es zu werden. »Man kann das an Hunderten Details sehen.«
»Zeig mir eins«, sagte sie und guckte mir neugierig über die Schulter.
»Und außerdem, Miss Smarty«, sagte ich, »kann es gar nicht vom letzten Jahr sein, weil Marco da noch im Bau saß.«
»Und wie steht’s mit dem Jahr davor?« fragte sie. »Wann haben sie ihn verurteilt?«
Ich rechnete nach und kam auf April 1984.
»Das ist sowieso unwichtig«, sagte ich. »Man muß doch auf diesem verfluchten Bild was erkennen können.«
»Ich erkenne nichts«, sagte die Nervensäge. »Niemand hält eine Zeitung hoch, deren Schlagzeile man datieren könnte. Es sind auch keine neuen Autos drauf. Und niemand ist nach der neuesten Mode gekleidet, die erst dieses Jahr aufgekommen ist.«
»Wenn du fertig bist«, wies ich sie zurecht, »dann sieh dir doch bitte dieses Foto noch einmal genauer an, was du offenbar bislang noch nicht getan hast. Dir wird auffallen, daß der Mann, der in der Limousine — dieser da — jemand ist, den man durchaus schon mal gesehen hat. Ich glaube, man nennt ihn den Chief. Ich glaube, er hat schon ein oder zwei Filme gedreht. Und ich habe unerschütterbare Beweise dafür, und zwar aus der Bibel des Showbiz, der >Variety<, daß er vor zehn Tagen in Las Vegas, Nevada, war. Glaubst du mir jetzt?«
»Er ist mir aufgefallen«, sagte sie, »und du mußt nicht ausfallend werden, ich will dir doch nur helfen. Ich hoffe nur, daß er nicht vor ein paar Jahren schon mal auf dieser Treppe gestanden hat, denn dann hast du nur in der Scheiße gerührt, Paps.«
»Deine Sprache«, sagte ich unwillkürlich.
»Kann man einem Negativ ansehen, wie alt es ist?« fragte sie. »Wenn es hundert Jahre alt ist, bestimmt, aber kann man erkennen, ob es ein oder zwei Jahre alt ist?«
»Ach, halt doch den Mund«, sagte ich mürrisch. »Woher soll ich denn das wissen?«
Plötzlich fielen mir wieder die Schlagzeilen ein: FOX -EX PERPLEX — CRUX: LAX, NIX SEX. WALL STREET SACKT AB. MAJESTIC VERLÄNGERT VERTRAG MIT CHIEF ALS CONFERENCIER FÜR MS-GALA.
»Darf ich Sie etwas fragen, Miss Besserwisserin?« fragte ich
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