Rosen lieben Sonne
nahm den letzten Zug des soundsovielten Joints. »Was soll ich tun? Das Schlachtfeld von einem Hängegleiter aus überwachen?« Suze und Sara kicherten wieder.
Ich ignorierte die beiden und sagte: »Als ich am Samstag im Polizei-Archiv war, um was über diesen Marco herauszufinden, habe ich leider vergessen, meinen guten alten Freund Sneezy zu bitten, nachzuschauen, ob auf Marcos Namen irgendwelche Wagen angemeldet sind. Oder auf seine Firma. Ich weiß, daß er fahren kann, denn eine Zeitlang hat er seinen Lebensunterhalt mit Autodiebstählen bestritten, ein Delikt, das normalerweise selten von Leuten begangen wird, die nicht mal den Rückwärtsgang reinkriegen. Wie dem auch sei, wir müssen herausfinden, was für einen Wagen er fahrt und wo er ihn abstellt. Ich möchte nicht, daß Benny diesen Typen beschattet, weil er ihn vielleicht zufällig sehen könnte und später wiedererkennt. Was gar nicht gut wäre, denn dann gäb’s richtig Ärger.«
»Den Tag möchte ich erleben, an dem mich jemand sieht, der mich nicht sehen soll«, sagte Benny.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich, »du bist der Mann der tausend Tarnungen und so weiter, aber warum sollten wir ein Risiko eingehen, und sei es auch noch so klein, wenn es nicht sein muß? Also kümmern sich Sara und Willy darum, denn Sara ist eine geübte, intelligente und verläßliche Agentin, wenn sie nicht gerade wieder Obermist baut, und Willy könnte es helfen, wenn er einen Blick auf das Auto werfen kann, das er lahmlegen soll, bevor er es lahmlegt. Ich habe sowohl Marcos Privatadresse als auch seine Geschäftsanschrift. Es ist nur ein Vorschlag, Sara, aber vielleicht könntest du Marco frühmorgens anrufen, in der Firma, und zwar bevor er da ist, und wenn du nett und höflich und ein bißchen mädchenhaft fragst und behauptest, es wäre etwas sehr Persönliches, verrät man dir vielleicht, wann er normalerweise zur Arbeit erscheint. Dann brauchst du nur noch in der Gegend herumzustehen und abzuwarten.«
»Und was mache ich, wenn er schon da ist?« fragte Sara vorlaut.
»Muß ich dir denn alles vorbeten?« fragte ich zurück. »Denk dir was aus. Außerdem: Welcher Boss sitzt schon frühmorgens im Büro? Und wenn schon, dann postierst du dich eben abends vor seinem Haus, oder was weiß ich. Du hast einen, vielleicht sogar zwei Tage Zeit. Okay? Ach, ich habe sogar ein Bild von Marco, das wird dir helfen.«
»Ich denke, das geht klar«, sagte Willy und kratzte sich am Bart. »Oder, Partner?«
Sara schnippte mit den Fingern. »Ein Witz.«
»In Ordnung«, sagte ich. »So weit, so gut. Wenn das alles war, würde ich vorschlagen, ich bringe jetzt erst Sara und dann mich selbst nach Hause. Wade, wenn alles klappt, bringe ich dir morgen früh die Fotos, damit ihr anfangen könnt. Willy, fang an zu denken.«
»Das muß ich nicht«, sagte er. »Wie alle wahren Genies füttere ich mein Gehirn mit den Informationen und warte einfach ab.«
Cissy packte Sara ein paar übriggebliebene Kekse ein, wir verabschiedeten uns voneinander, dann fuhr ich zurück in die Stadt der Studios, setzte die Nervensäge ab und gurkte zu Dave’s Corner Bar, wo ich mich mit einem großen Erfrischungsgetränk an einem Ecktisch niederließ und, da ich nun mal kein wahres Genie bin, anfing, dem harten, durstigen Handwerk des Denkens nachzugehen.
17
Um halb elf am nächsten Morgen trank ich ein Täßchen des hervorragenden Kaffees der Porno-Königin von der Davenport 4420, und sie tat dasselbe auf ihrer Seite des Schreibtisches. Ich trank aus einer richtigen Tasse, die nicht nur einen Henkel hatte, sondern zu der auch noch eine Untertasse gehörte. Ich hatte meinen kleinen Finger angemessen weit abgespreizt. Mit ihr gemeinsam hatte ich einen raffinierten Trick ausgeheckt, bei dem uns eine ihrer Bekannten aus einem anderen Büro half, mich an dem mistigen Wachmann vorbeizuschleusen, ohne daß er herauskriegen konnte, zu wem ich wollte. Und dann war er noch nicht mal da, als ich kam!
»Wem oder was verdanke ich denn die unerwartete Ehre Ihres Besuches?« fragte mich die Porno-Königin, deren Name Mrs. Ethel Frinks war, zwischen zwei damenhaften Schlückchen.
»Das ist eine nette Frage, Ma’am«, sagte ich, »anstatt zu nörgeln: >Sie schon wieder<. Ich wollte Sie um ein paar Bilder bitten, wenn Sie sie entbehren können. Beide Sorten. Wir sind dem Tier auf der Spur, von dem ich Ihnen letztes Mal erzählt habe. Das Schwein, das den Hund erschlagen hat. Es ist ziemlich kompliziert, aber ein
Weitere Kostenlose Bücher