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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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spazierte. Sie sah ungewöhnlich normal aus, zumindest für ihre Verhältnisse: weiße Shorts, ein T-Shirt ohne frechen Aufdruck, weiße Socken und nahezu weiße Turnschuhe.
    »So, so«, sagte ich. »Und wem oder was verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen?«
    »Wollte nur mal gucken, ob du da bist, Onkelchen«, sagte sie reserviert und ließ sich auf einer Ecke meines Schreibtisches nieder, nachdem sie ein paar Zettel beiseite geschoben hatte.
    »Bring nichts durcheinander!« sagte ich. »Ich habe eine Stunde gebraucht, um sie zu ordnen.«
    »Es tut mir ja sooo leid«, sagte sie. »Willst du nun wissen, warum ich hier bin, oder nicht?«
    Ich seufzte und schaltete den Computer aus.
    »Was bleibt mir übrig.«
    »Ich hatte keine Zeit, es aufzuschreiben, aber wenn du ein bißchen Zeit hast, mache ich das schnell.«
    »Nein, nein«, sagte ich hastig. »Schieß los. Agenten müssen auch mündliche Berichte abgeben können. Kurze, präzise Zusammenfassungen.« Sara sah etwas enttäuscht aus, also sagte ich, ich weiß auch nicht warum, vielleicht nur, weil ich ein weiches Herz habe: »Natürlich brauche ich noch einen schriftlichen Bericht für die Akten.«
    Sie lächelte: »Bewahrst du meine Berichte wirklich auf? Das ist gut, ich brauche sie nämlich vielleicht mal für meine Memoiren. Und von den ersten hab ich keine Kopien gemacht.«
    »Natürlich bewahre ich sie auf, du Dummerchen«, sagte ich ungeduldig. In kleinen Schnipseln im Müll, da bewahrte ich sie auf.
    »Also los«, sagte die dürrste Dichterin der Welt. »Ach ja, Willy möchte dich sehen, wenn du Zeit hast. Er will dir was zeigen.«
    »Was?«
    »Wirst du sehen«, sagte sie. »Du weißt, wen die Neugier umgebracht hat?«
    »Ja«, sagte ich. »Erst die Katze, dann dich. Mach weiter.«
    »Okay, okay«, sagte sie. »Bring mal nicht deine Eier in Aufruhr. Also, es ist morgens, so früh, daß noch nicht mal die Vögel auf sind. Willy holt mich ab, und wir gehen ins 7-Eleven, wo er frühstückt und ich diesen Typen anrufe, weil ich das von Zuhause nicht tun konnte, weil meine Mutter im Wohnzimmer war und ich kein eigenes Telefon habe, ist denn das zu glauben? Manche Eltern glauben wohl, wir lebten immer noch im Mittelalter. Also, ich tue jedenfalls wie mir geheißen, o großer Meister, und die Sekretärin verrät mir, daß Mr. Bellman normalerweise nicht vor halb zehn oder zehn kommt, und ob ich meine Nummer hinterlassen möchte? Ich bedanke mich albern und sage, ich rufe später wieder an, wenn meine Fingernägel trocken sind. Willy und ich fahren zu Bellmans Büro an der Slauson, wenn du mehr wissen willst, mußt du’s nur sagen...«
    »Wie wär’s mit weniger?« sagte ich.
    »...wir setzen uns also auf die Bank von der Bushaltestelle gegenüber dem Bürohaus, das genauso aussieht wie das an der Davenport, bloß halb so groß...«
    Ich nickte, um ihr zu zeigen, daß ich aufmerksam zuhörte.
    »... und Punkt neun und sechsundvierzig braust laut Willy ein Ford-soundso vom letzten Jahr heran. Der Fahrer hupt, und der Portier rennt die Treppe herunter und räumt ein paar Mülltonnen weg, mit denen er den Parkplatz direkt vor der Tür freigehalten hat, der Typ parkt ein, steigt aus und ist tatsächlich Marco, Willy und ich erkennen ihn nach dem Bild.«
    »Gute Arbeit«, sagte ich. »Nun wissen wir, daß er erstens selber fährt und zufälligerweise auch noch, daß er seinen Wagen den ganzen Tag in unserer Reichweite stehen läßt, was er nachts nämlich nicht tut, weil er da in einer gesicherten Tiefgarage parkt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin hingefahren und hab nachgeguckt. Noch was, Zuckerschnäuzchen?«
    »Willy sagt, der Typ hat keine Alarmanlage oder so, er steigt einfach aus und schließt ab. Wir haben gewartet, bis der Portier die Mülltonnen weggetragen hatte und wieder ins Haus gegangen war, dann sind wir rübergegangen, um rauszukriegen, ob der Portier von seinem Tisch oder seiner Nische oder seinem was weiß ich aus die Straße überblicken kann, aber da wir ihn nicht sehen konnten, nehmen wir an, daß er uns auch nicht sehen kann. Dann haben wir uns getrennt.« Sie zog ein zerknittertes Stück Papier aus ihrer hinteren Hosentasche und hielt es mir hin. »Da, Paps. Spesen. Ich bitte diesmal um prompte Zahlung.«
    »Es ist nicht zu fassen«, sagte ich. »Da schufte ich für nichts und wieder nichts, und zwar voller Freude und Elan, weil es ja wohl das mindeste ist, was ich tun kann, wenn meine besten und ältesten Freunde meine Hilfe brauchen

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