Rosen lieben Sonne
hatte das zu mir genommen wie er sein Lieblingsgetränk, billigen Tequila — mit einem Körnchen Salz.
Nichtsnutz, Flegel, Charmeur, Gigolo — nennt ihn, wie ihr wollt, ihm war es egal, solange er eine Flasche, einen Pinsel und ein paar alte Betty-Page-Fotohefte als Inspiration herumliegen hatte. Jedenfalls war er nicht nur zu Hause, sondern sogar höchst erfreut, für mich eine ordentliche Landkarte von Topanga aus meinen Skizzen zusammenzustellen.
Rick und ich hatten uns »cool« kennengelernt, wie man in der Showbiz-Sprache sagte; ich parkte friedlich vor einem englischen Pub am Sunset, als er vor mir aus einem Taxi stieg und sich seinen Weg zur Tür bahnte. Plötzlich blieb er stehen, dann rannte er zurück auf die Straße, winkte dem abfahrenden Taxi hinterher und sprang dann in meinen Wagen.
»Folgen Sie dem Taxi!« rief er. »Es geht um Leben und Tod!«
Ich raste los, mit quietschenden Reifen.
»Wer ist da drin?« fragte ich. »Ihre Frau?«
»Meine neue Martin«, rief er verzweifelt. »Nun fahren Sie schon!«
Wir holten uns seine neue Martin, die — für die Nicht-Rock ’n’ Roller unter Ihnen — eine berühmte Gitarre ist, und anschließend gönnten wir uns ein paar starke englische Biere in dem Pub.
Nach einem tränenreichen Abschied von Rick fuhr ich mit der Karte, den Zeitplänen und Aufgabenbeschreibungen zum Postamt in Fairfax, machte Kopien, wiederum eine Menge, aß unten bei Kantor’s zu Mittag, nickte Alan Aida zu, der am Nebentisch saß und tatsächlich zurücknickte, kaufte mir noch ein paar eingelegte Tomaten und ein Weißbrot am Take-out-Tresen, dann fuhr ich über die Hills zurück ins Büro und plante meinen Plan zu Ende.
Am frühen Abend versammelte sich die ganze Bande zu einem zweiten Kriegsrat in meinem Büro, was ein wenig egoistisch von mir war, da vier von ihnen ganz aus Burbank kommen mußten, aber so ist das nun mal, wenn man der Chef ist. Alle waren pünktlich, außer Sara, die zwanzig Minuten zu spät in voller Rollerskating-Ausrüstung samt Knieschützern, Ellenbogenschützern und dicken Handschuhen ankam. Ich war echt verblüfft, daß sie keinen Sturzhelm trug. Ich hatte mir ein paar Stühle von den Nus nebenan geborgt, und als schließlich alle da und zur Kenntnis genommen worden waren und saßen, rief ich die Versammlung zur Ordnung und betrachtete meine Truppe.
Willy hing in alten Army-Klamotten und hohen Stiefeln auf seinem Stuhl; neben ihm hielt Suze in Hotpants und hautengem T-Shirt Händchen mit Wade, der es kaum schaffte, wach zu bleiben. Zu meiner Rechten saß Benny auf meinem einzigen eigenen Gästestuhl, er hatte einen Notizblock auf dem Schoß liegen und sah wie immer vollkommen zufrieden mit sich und der Welt und so unschuldig wie ein Pfadfinder aus. Cissy saß gouvernantenhaft neben ihm und spielte mit einer Glückskette aus Bernstein herum. Sara hatte sich natürlich auf eine Ecke meines Schreibtisches gepflanzt und sofort eine ihrer Pseudozigarren angesteckt, die sie für mächtig angesagt hielt. Ich hatte den Computer angeschaltet, vor allem um Eindruck zu schinden, wie ich zugeben muß. Er stand zwar am entgegengesetzten Ende des Schreibtisches, aber das hielt sie nicht davon ab, sich hinüberzulehnen und daran herumzufummeln, so daß ich schließlich gezwungen war, ihn auszuschalten. Auf meinem Tisch stand zudem noch Cissys nachfüllbare Keksdose, die sie zur Sicherheit mitgebracht hatte. Suze war bereits bei Mrs. Morales gewesen und hatte riesige Mengen flüssiger Erfrischungen für jedermann besorgt.
Ich räusperte mich. »Foto-Abteilung, euer Bericht bitte.«
Wade raffte sich immerhin auf zu sagen: »Wir packen’s, Mann, wir packen’s.«
»Wann werdet ihr’s gepackt haben?«
»Morgen mittag«, sagte Suze. »Ich werde ihn allerdings höchstpersönlich aus dem Bett werfen müssen.«
»Besorgt euch Packpapier«, sagte ich. »Macht keine Fingerabdrücke drauf oder wischt sie zumindest ab. Packt die ganzen Abzüge in zwei Päckchen, je zweihundert Stück. Schnürt die Päckchen gut zu. In die linke obere Ecke schreibt ihr bitte >Von:< und darunter Marcos Firma und deren Adresse, die ich euch geben werde. Mitten drauf schreibt ihr bitte: >An:< und darunter die Adresse von PPC, das steht für Photographie Pleasures Company, die ich euch ebenfalls geben werde.«
»Gib«, sagte Suze. Ich gab. Ich gab den beiden außerdem Kopien ihrer persönlichen Aufgabenübersichten, auf denen unter anderem auch die oben genannten Anweisungen enthalten
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