Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Herkunft nach, nicht der Lohnliste, wenigstens zur Zeit.«
Hinter ihm scharrte Daherrins Pferd ungeduldig mit den Hufen und schnaubte. »Ta havath, Taren«, mahnte der Zwerg. »Du gehörst zu den Freischärlern Heims, nicht mehr zu den Kaiserlichen.« Der Zwerg musterte die Sklavenhändler ausgiebig, mit einem deutlich beleidigenden Lächeln. »Mein Name ist Daherrin, Sklavenhändler. Schon mal gehört?«
Der Angesprochene nickte. »Ich habe dich nach der Beschreibung erkannt.«
Der Zwerg erwiderte das Kopfnicken. »Warum schwitzt du dann nicht wie dein Kollege da?« erkundigte er sich mit einem knappen Wink zu dem nebenstehenden Wächter. »Oder bekommst Magenkrämpfe, wie dein anderer Freund?«
»Weil es keinen Grund zur Aufregung gibt.« Der Sklavenhändler lächelte seinerseits. »Man hört so manches von euch Freischärlern, aber nicht, daß ihr dumm genug seid, euch ins eigene Fleisch zu schneiden, indem ihr in einer offen Stadt Streit anfangt.« Er wandte sich an Jason. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, junger Freund. Von denen stammt keiner aus eurer Gegend, sie kommen alle von den Zerspellten Inseln. Ich habe seit Jahren keine frische Ware aus Holtun oder Bieme zu Gesicht bekommen.« Seine Worte klangen überzeugend, auch schien keiner der Sklaven Widerspruch erheben zu wollen, also sagte er vermutlich die Wahrheit.
Daherrin hatte sich bemüht, Jasons Blick aufzufangen, aber Jason war ihm bewußt ausgewichen. »Taren«, schnappte Daherrin jetzt aufgebracht. »Das reicht jetzt.«
Jason zog sein Pferd herum, und die anderen nahmen ihn in die Mitte. »Tut mir leid, Daherrin«, meinte er, sobald sie um eine Ecke gebogen waren und den Sklavenmarkt hinter sich gelassen hatten. »Aber ich mußte es wissen.«
»Wir können später darüber reden«, antwortete der Zwerg. »Später.« Er spuckte aus. »Nein, verdammt, wir reden jetzt darüber. Du wirst nie wieder«, sagte er, »nie wieder etwas ohne meine ausdrückliche Erlaubnis unternehmen. Nicht du hast hier den Befehl; ich habe ihn. Wenn ich ausfalle, tritt Falherten an meine Stelle, dann Mikyn, dann Arrikol. Du kommst erst an die Reihe, wenn wir alle tot sind.«
Jasons Ohren brannten.
»Was du eben abgezogen hast, Junge«, fuhr der Zwerg fort, »war ein Streich von der Sorte, wie dein Vater sie immer auf Lager gehabt hat. Aber er kam damit durch. Du bist nicht er. Er hätte sie alle drei eigenhändig abservieren können; du mußt erst noch wachsen.«
»Na und?« Jason konnte sich die Widerworte nicht verkneifen. »Es war mein Risiko.«
»Scheiße«, sagte der Zwerg. »Nicht, wenn du zu meiner Truppe gehörst. Wenn du etwas unternimmst, zählst du auf uns, genau wie wir auf dich zählen. Du hast jede Menge Gelegenheit für unabhängiges Denken, aber du kannst nicht handeln als wärst du allein, denn du bist es nicht.«
Schweigend ritten sie eine Minute nebeneinander her.
»Die meisten sind häßlich«, bemerkte Mikyn plötzlich. »Wie gewöhnlich.«
»Hä?«
»Ich habe Walter Slowotski immer von den wunderschönen Frauen erzählen hören, die er befreit hat.«
»Da ist was dran. Aeia ist verdammt ansehnlich, für einen Menschen«, gab Daherrin zu bedenken.
»Aber die meisten sehen aus wie die da.« Mikyn zeigte mit dem Daumen über die Schulter, in Richtung auf den Sklavenmarkt, den sie eben verlassen hatten. In den Käfigen hatte sich kein einziges hübsches Mädchen befunden; alle hatten sie ausgesehen wie überarbeitete Dienstboten.
»So wie ich das verstehe«, meinte Daherrin beim Weiterreiten, »empfinden häßliche Menschen Schmerz ebenso stark wie schöne.« Der Zwerg schnalzte ein-, zwei-, dreimal mit der Zunge, bis sein Reittier eine schnellere Gangart anschlug. »Nicht, daß wir irgend etwas tun könnten. Nicht jetzt und nicht hier. Also, kaufen wir Proviant.«
Als erstes kauften sie den Hafer für die Pferde, und obwohl Daherrin fünfmal so lange um den Preis feilschte, wie Jason es gewagt hätte, brauchte er nicht lange, um den Handel abzuschließen. Das Aufladen wäre sogar noch schneller vonstatten gegangen, wenn Daherrin mit Hand angelegt hätte, aber als Anführer eines Stoßtrupps war er nicht in jedem Fall bereit, sich die Finger schmutzig zu machen.
Die Zeremonie wiederholte sich an jedem der Stände. Handeln, Zahlen, Aufladen. Erst das Korn für die Pferde, dann ein paar Säcke Trockenfleisch und schließlich ein Vorrat an Äpfeln, Karrotten und Rüben für Mensch und Tier.
Endlich wechselte die letzte
Weitere Kostenlose Bücher